Eine ganz normale Schule für sehr spezielle Kinder

Das Heilpädagogische Zentrum Baselland mit den Standorten Liestal, Sissach und Münchenstein wird 50 Jahre alt. Die Kinder werden für ein selbstständiges Leben individuell gefördert.

Geniesst hohe Akzeptanz: Schulleiter Adam Schmid vor der Heilpädagogischen Schule Münchenstein an der Lärchenstrasse.  Foto: Tobias Gfeller
Geniesst hohe Akzeptanz: Schulleiter Adam Schmid vor der Heilpädagogischen Schule Münchenstein an der Lärchenstrasse. Foto: Tobias Gfeller

Es ist gerade grosse Pause am Vormittag. Es herrscht Betrieb in den Gängen der Heilpädagogischen Schule in Münchenstein (HPS). Die Kinder freuen sich auf die Pause. Trotz der enormen Kälte zieht es die Kinder nach draussen auf den Schulhausplatz. Es ist fast alles so wie in der normalen Volksschule. Aber eben nur fast.


Neubau vor zehn Jahren

Einst wurden Kinder mit kognitiven Behinderungen in Anstalten untergebracht und so aus der Gesellschaft entfernt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts fand schweizweit ein Umdenken statt, das im Kanton Baselland 1967 in der Gründung der Heilpädagogischen Schule im Liestaler Fraumattschulhaus gipfelte. Fünf Jahre später wurde in Münchenstein in einer Wohnung ein zweiter Standort eröffnet, der später unter dem Namen Heilpädagogische Tagesschule im Pavillon Loog untergebracht war. Vor zehn Jahren zog die Schule aus Platzgründen in den Neubau an der Lärchenstrasse 7.


Individuelles Fördern


Für Adam Schmid, Mitglied der Institutionsleitung Heilpädagogisches Zentrum Baselland und seit 30 Jahren Schulleiter der HPS Münchenstein, war ein politischer Entscheid 2004 wegweisend für die heute so grosse Akzeptanz in der Bevölkerung. «Seitdem die Heilpädagogischen Schulen nicht mehr von der Invalidenversicherung, sondern von den Kantonen finanziert werden, ist deren Akzeptanz nochmals gewachsen.» Das Heilpädagogische Zentrum Baselland wird von «insieme Baselland, Stiftung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene» geführt. Es besteht eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton. Die Kinder erhalten optisch die gleichen Zeugnisse wie ihre «Gspändli» aus der Nachbarschaft. Die Bewertungen der Schülerinnen und Schüler werden aber über Berichte und nicht über Noten vermittelt. Die Individualität der Kinder und deren Förderung stehen im Zentrum des Lehrplans der Heilpädagogischen Schule.

87 Schülerinnen und Schüler besuchen in kleinen Klassen à maximal acht Kinder aktuell die Heilpädagogische Schule in Münchenstein. Die Schülerzahl blieb trotz Einführung der Integrationsklassen stabil.


Den Weg ins Leben ebnen


Der Stundenplan entspricht annähernd einem Stundenplan der Volksschule, wobei naturgemäss bei jedem Kind andere kognitive Voraussetzungen gegeben sind. «Wir sind eine normale Schule für spezielle Kinder», definiert Adam Schmid. Es sei allen klar, dass am Ende der regulären Schulzeit nach der neunten Klasse nur wenige die gesellschaftlich verlangten Fertigkeiten für den Eintritt ins berufliche Erwachsenenleben mitbringen. «Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern den Weg ins Leben ebnen, in dem wir sie befähigen, möglichst selbstständig zu sein.»
Neben der schulischen ist deshalb auch die soziale Ausbildung ein wichtiger Teil des Unterrichts. «Wir bewegen uns mit den Schülerinnen und Schülern bewusst oft im öffentlichen Umfeld.» Das Sichzurechtfinden in der Gesellschaft sei ein wichtiges Ziel der Heilpädagogischen Schule, so Schmid.


Nachfrage wächst

Die Heilpädagogische Schule in Münchenstein ist im Bezirk Arlesheim und für mehrere Solothurner Gemeinden die wichtigste heilpädagogische Institution. In naher Zukunft steht eine wichtige Veränderung an. Die zehnten und elften Schuljahre, die heute als Berufsvorbereitungsklassen im Gebäude der Heilpädagogischen Schule geführt werden, werden in ein sonderschulisches Brückenangebot umgewandelt und ausserhalb des Schulhauses geführt. Das bringe zusätzlichen Platz für neue Schülerinnen und Schüler. Dieser sei auch nötig, merkt Schulleiter Adam Schmid an. Denn die Nachfrage wächst.

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