Ein Pilotprojekt gegen die Winter-Stromlücke

Mit der Inbetriebnahme des «Ecore One» testet Primeo Energie ein System zur Speicherung von erneuerbarer Energie in Wasserstoff.

Energiespeicher: Der «Ecore One» von Primeo Energie speichert zugeführten Strom in Wasserstoff-Flaschen. Foto: Tobias Gfeller

In der interaktiven Erlebniswelt «Kosmos» bietet Primeo Energie am Hauptsitz in Münchenstein seit 2022 Elektrizität in den verschiedensten Formen. Der Strom dafür kommt vom eigenen Dach. Ein Grossteil der Baumaterialien wurde beim «Kosmos» wiederverwertet. Nun hat Primeo Energie in der vergangenen Woche beim «Kosmos» den nächsten Innovationsschritt unternommen.

Mit dem «Ecore One», einer Entwicklung der Firmen Infener und Ostermeier, kann der «Kosmos» neu ganzjährig nahezu vollständig autark mit Strom, Energie, Wärme und Kühlung versorgt werden. Das «nahezu» rührt daher, dass die Photovoltaikanlage auf dem «Kosmos» für die Stromproduktion nicht ganz ausreicht und Solarstrom vom Verwaltungsgebäude nebenan zusätzlich eingespeist werden muss. «Ecore One» produziert aus erneuerbaren Energien Wasserstoff, in dem wiederum Strom über eine längere Zeitspanne hinweg gespeichert werden kann. Aus dem physikalischen Prozess entsteht als Zusatzprodukt Wärme, die ebenfalls für das angeschlossene Gebäude genutzt werden kann. Gemäss den Entwicklern ist es das erste Mal, dass der «Ecore One» direkt mit einem Gebäude verbunden wird. Mit dem in Münchenstein bei Primeo Energie in Betrieb genommenen System könnte eine Wohnfläche von 800 Quadratmetern mit Energie versorgt werden.

Speicher kann ganze Quartiere versorgen

Mit Wasserstoff als effizientem Speicher von Strom soll es gelingen, die Winter-Stromlücke mit grünem Strom zu überbrücken. Die Winter-Stromlücke besteht in der Schweiz noch immer, da im Winter zu wenig Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Der überschüssige Strom aus den Sommermonaten kann in den Wasserstoffflaschen, die mit 300 bar unter einem hohen Druck stehen, effizient gespeichert werden, frohlockte Tobias Gruber, Head of Products bei der Firma Infener. Der Austausch des Stroms zwischen dem Kernelement des «Ecore One» und den Wasserstoffflaschen geschehe über Wasserstoffmoleküle. Die Stärke des Systems bestehe auch darin, dass es ­dezentral autark funktionieren könne. Dadurch könnten je nach Volumen des Systems mehrere Häuser oder ganze Quartiere versorgt werden, ist Tobias Gruber überzeugt. Primeo Energie sei als Partner für das Pilotprojekt ideal, da mit dem Münchensteiner Energieversorger der Zugang zum Strommarkt garantiert sei. Denn mit dem «Ecore One» sei es auch möglich, flexibel auf schwankende Strompreise zu reagieren.

Wasserstoff als effizienter Stromspeicher

Für Primeo-Energie-CEO Cédric Christmann kann der «Ecore One» eine Lösung für die Zukunft sein, da man mit der Speicherung einen Schritt weiterkommt. «Es besteht die Option, den ‹Ecore One› für mehrere Kunden in der Schweiz einzusetzen», glaubt Christmann.

Der bei Primeo Energie installierte «Ecore One» kostet rund 390000 Euro. Möchte man mit einer klassischen Batterie ähnlich viel Energie speichern, wäre das Volumen der Batterie gemäss Tobias Gruber deutlich grösser als der «Ecore One» inklusive der Wasserstoffflaschen. Wasserstoff habe den Vorteil, dass dank dem hohen Druck viel Energie über einen längeren Zeitraum gespeichert werden könne.

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