Ein Loch durch den Kreisel

Der MFP-Kreisel muss zu viel Verkehr tragen. Jetzt soll der Knoten zerschlagen werden.

Immer wieder Stau: Tagsüber ist der Kreisel bei der MFP schon stark befahren, zu Stosszeiten kommt der Verkehr regelmässig zum Erliegen. Foto: Kenneth Nars

Dieser Kreisel gilt als einer der grossen Unfall-Hotspots des Baselbiets und als Pfropfen vor den Toren der Stadt. Zu Stosszeiten stehen vor der Motorfahrzeugprüfstation (MFP) in Münchenstein die Autos Schlange: jene, die von der A 18 in Muttenz her kommen, jene, die aus dem Leimental übers Bruderholz Richtung A 18 wollen, jene aus Münchenstein selbst und schliesslich noch die, die aus Basel kommen. Dazwischen Hundertschaften von Velofahrenden, die aus der Agglo in die Stadt pendeln – oder umgekehrt. Schon bei seinem Umbau vor über 15 Jahren sorgte der Kreisel für Ärger bis vors Kantonsgericht; damals beklagte der VCS beider Basel, dass er Velofahrer-Anliegen nicht gebührend einbringen konnte. 2022 forderte ein Vorstoss von SP-Landrat Jan Kirchmayr erneut, die Veloführung beim MFP-Kreisel zu verbessern. Der Vorstoss wurde im Parlament überwiesen; umgesetzt wurde er nie.

Dafür holt nun die Baselbieter Autolobby zum Befreiungsschlag aus – mit Unterstützung der Velolobby. FDP-Landrat und ACS-Präsident Andreas Dürr fordert in einem neuen Vorstoss, dass der MFP-Kreisel eine kreuzungsfreie Unterführung erhalten soll. Die Baselbieter Regierung soll prüfen und berichten, «wie eine unterirdische Strassenführung des West-Ost-Verkehrs im MFP-Kreisel realisiert werden kann». Dürr will also den gordischen Knoten wörtlich durchschlagen.

Tatsächlich könnte auf diese Weise der grösste Teil des Transitverkehrs von der Oberfläche verschwinden: die Fahrzeuge, die vom gesamten Leimental zur A 18 fahren und umgekehrt. Oder wie es Dürr schreibt: «Ein funktionierender Kreiselverkehr bedingt die Einmündung gleichstarker Verkehrsströme, ansonsten führt es zu einer Blockade.» Und genau das ist beim MFP-Kreisel täglich der Fall: Stau zu Stosszeiten, waghalsige Manöver auf zwei Rädern und zig Unfälle pro Jahr.

Ein Projekt, das der Kanton ganz allein machen kann

Der Vorstoss ist aussichtsreich. Dürr hat praktisch alle Fraktionen des Landrats hinter sich versammelt. Selbst SP-Fraktionspräsident Roman Brunner hat unterschrieben. «Dass hier etwas vorwärtsgehen muss, ist unbestritten», sagt Dürr. «Und mit dieser Unterstützung kann man wohl sagen: Zumindest die Baselbieter Politik ist sich dahin gehend nun wirklich einig.» Dürr spielt damit auf die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) an, die bereits für die Umsetzung von Kirchmayrs Vorstoss aus dem Jahr 2022 zuständig wäre. Am Geld dürfte es bislang kaum gelegen haben: Das Geld für Investitionen ist im Baselbiet durchaus schon zur Seite gelegt, und grosse Projekte wie der «Zubringer Bachgraben» befinden sich zurzeit in einer Warteschleife. «Ein Projekt wie dieses umzusetzen, liegt komplett in der Hand unseres Kantons, ganz ohne Aggloprogramm oder Staatsabkommen», sagt Dürr in Anspielung auf die Grossprojekte. «Und das sollte nun auch wirklich geschehen.»

Der Vorteil einer unterirdischen Entlastung der West-Ost-Verbindung wäre, dass damit gleichzeitig die vom Langsamverkehr kritisierte Nord-Süd-Verbindung massiv entlastet würde. Denn entlang dieser Route bewegt sich wiederum der grösste Teil der Velofahrenden, die vom Birstal Richtung Basel-Stadt verkehren. Am heute schon zweispurigen MFP-Kreisel bündelt sich der Transitverkehr von grossen Teilen des Leimentals – Binningen, Bottmingen, aber auch teils Oberwil und Biel-Benken – sowie der Ortsverkehr aus dem Birstal mit Münchenstein und Reinach bis nach Muttenz. Dazu kommt der Verkehr aus Basel, der vom Bruderholz, vom Dreispitz und vom Gundeli her nach Süden rollt.

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