Die schwedische Lichterheilige in Münchenstein

Sankta Lucia hat für die Schweden eine fast grössere Bedeutung als Weihnachten selbst. Die sizilianische Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert wird am 13. Dezember vor allem von schwedischen Kindern als sanfte Lichterheldin gefeiert – am letzten Sonntag auch in Münchenstein.

Bringt Licht ins Dunkel: Henrietta Caspar als Sankta Lucia.  Foto: Boris Burkhardt
Bringt Licht ins Dunkel: Henrietta Caspar als Sankta Lucia. Foto: Boris Burkhardt

Boris Burkhardt

Der Saal des Kuspo liegt in sanftem Dunkel; nur das Räuspern und Füssescharren einer ungeduldig wartenden Gesellschaft ist zu hören. Dann dringt es ans Ohr, erst ganz leise, dann immer lauter und deutlicher: «Då i vårt mörka hus/ stiger med tända ljus/ Sankta Lucia, Sankta Lucia». Schliesslich wird die Tür zum Saal geöffnet und Mädchen und junge Frauen in weissen Gewändern mit roten oder silbernen Schleifen schreiten würdevoll herein. Alle haben sie sanft scheinende Kerzen in der Hand, die vorangeht derer sogar fünf auf dem Kopf. Sie singen die traditionellen Lieder, in denen Lucia etwa wie oben erwähnt «zartes Licht in unser dunkles Haus bringt». Mit kurzen Texten fordern sie die Heilige auf, nun die Dunkelheit mit den heller werdenden Tagen wieder zu vertreiben.

Sankta Lucia ist ein schwedischer Brauch seit dem frühen Mittelalter. Nach dem Julianischen Kalender lag der 13. Dezember auf der Wintersonnenwende; gefeiert wurde also die längste Nacht, nach der die kommenden wieder kürzer werden. Das Fest ist den Schweden – den Kindern vor allem – fast wichtiger als Weihnachten selbst. Auch die über 200 Exil-Schweden aus dem gesamten Dreiländereck, die im Svenska klubben Basel organisiert sind, feiern jedes Jahr ein grosses Weihnachtsfamilienfest im Kuspo mit Adventsbazar, Christbaumtanzen, Glögg – und natürlich dem grossen Auftritt Lucias und ihrer Begleitung.

Sankta Lucia auch bei Hästens und Ikea

Dieses Jahr darf die 15-jährige Henrietta Caspar Lucia sein. «Ich bin schon seit zehn Jahren dabei; und jetzt ist es endlich so weit, dass ich als Lucia den Zug anführen darf», sagt sie vor ihrem grossen Auftritt. Sie selbst ist eine Seconda, in Basel geboren. Eine Lucia-Feier in Schweden hat sie noch nie erlebt. Es ist allerdings nicht ihr erster Auftritt als Lichterheilige in diesem Jahr: Schwedische Firmen wie Ikea in Pratteln und Hästens in der Freien Strasse lassen die Kinder und Jugendlichen gerne bei sich auftreten; und einen Auftritt gibt es immer in der schwedischen Kirchengemeinde in Basel. Lucia ist normalerweise die Älteste ihres Jahrgangs, um die 16 Jahre. «Aber sie muss sich bereits im Klub eingebracht haben, singen können und sollte nach Möglichkeit lange Haare haben», erklärt Annika Eriksson. Sie ist Vorsitzende des Svenska klubben und organisiert seit rund zwanzig Jahren zusammen mit Kerstin und Åsa Dornbusch das Lucia-Fest in Basel.

Auch Buben singen mit

Es ist eine grosse Ehre für jedes schwedische Mädchen, einmal Lucia sein zu dürfen. Auch wenn Eriksson einwirft, dass sich nicht unbedingt alle Mädchen trauen. Übrigens sind unter den 35 Kindern und Jugendlichen, die Lucia dieses Jahr begleiten, auch insgesamt zwölf Buben, die stjärngossar, «Sternenbuben». Sie tragen Sterne in der Hand und auf ihren spitzen Hüten und bilden den Schluss des Zuges. Sie alle üben gemeinsam das Singen unter der Leitung von Åsa Dornbusch, zweimal vor dem grossen Auftritt, jeweils am Mittwochabend nach der schwedischen Schule. Die Basler Lucia trägt übrigens immer echte Kerzen mit Flamme und tropfendem Wachs; auf dieser Tradition bestehen die Basler Exilschweden.

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