Die Bürgergemeinde professionalisiert ihre Strukturen

Ab dem 1. Juli leitet ein Verwalter die operativen Geschicke der Bürgergemeinde. Die neu geschaffene Stelle löst die langjährige Kassiererin und die Schreiberin ab.

Überzeugt: Bürgerratspräsident Christian Banga erklärte, dass die Bürgergemeinde mit einer neuen operativen Leitung präsenter, sichtbarer und besser erreichbar werde.  Foto: Tobias Gfeller
Überzeugt: Bürgerratspräsident Christian Banga erklärte, dass die Bürgergemeinde mit einer neuen operativen Leitung präsenter, sichtbarer und besser erreichbar werde. Foto: Tobias Gfeller

Es gehe nicht weniger als um eine historische Veränderung in der Geschichte der Bürgergemeinde, meinte Bürgerratspräsident Christian Banga an der ausserordentlichen Bürgergemeindeversammlung vom vergangenen Freitag. Im gut hundertjährigen Bestehen der Bürgergemeinde wurden die operativen Geschicke stets von Kassieren und Schreibern erledigt. Dies wird sich ab dem 1. Juli ändern. Dann übernimmt ein Verwalter die Arbeit von Doris Rentsch und Cornelia Plattner. Die Bürgergemeindeversammlung stimmte der dafür nötigen Änderung der Bürgergemeindeordnung bei nur zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung klar zu. Doch zuvor musste Christian Banga einiges erklären. Zuerst kam die Frage nach den Mehrkosten auf. Diese beziffert der Bürgerrat auf rund 40 000 Franken. Die Entlöhnung der Kassiererin und der Schreiberin fallen genauso weg wie gewisse Entschädigungen der Bürgerräte, deren Arbeitsfeld sich mit der Anstellung eines Verwalters reduzieren wird. Christian Banga gab kritischen Voten recht, wonach es der Bürgerrat verpasst habe, die finanziellen Auswirkungen bereits im Budget 2020 festzuhalten. Dafür hätte aber die Retraite, während der der Bürgerrat die Schaffung eines Verwaltungsleiters entschieden hat, im Frühling und nicht erst im August stattfinden müssen. Das war für Banga als Landwirt aber nicht möglich.


Bürgergemeinde soll sichtbarer werden

«Wir sind nicht unzufrieden mit dem, was wir bisher hatten», erklärte Christian Banga zu Beginn seiner Erklärung, weshalb es die neue Stelle braucht. «Die Anforderungen und Erwartungen an den Bürgerrat und die Bürgergemeinde steigen stetig und werden herausfordernder.» Mit einem neuen operativen Leiter soll die Bürgergemeinde präsenter, sichtbarer und besser erreichbar werden. Damit folgt die Bürgergemeinde Münchenstein den Strukturen anderer Bürgergemeinden im Baselbiet. Der Stellenbeschrieb und Aufgabenbereich der neuen Verwaltungsleitung sind bereits genau definiert und auf 80 Stellenprozent festgeschrieben. Die Anstellungskompetenz untersteht dem Bürgerrat. Der Bürgerrat will die Verantwortung künftig auf mehrere Schultern verteilen. Dafür wird nicht nur die Stelle des Verwalters geschaffen, sondern auch die Finanzen an ein Treuhandbüro und die Liegenschaften an eine Immobilienverwaltung ausgelagert. Ein Bürger im Publikum erinnerte daran, dass es Wissen und Erfahrung über die Eigenheiten dieser teils speziellen Infrastruktur der Bürgergemeinde brauche. Bürgerratspräsident Christian Banga versicherte, dass bei den Verhandlungen mit potenziellen Immobilienverwaltungen genau darauf geachtet werde und im Bürgerrat das Wissen vorhanden bleibe. Für die Änderung der Strukturen sprach sich auch Daniel Spichty-Tschopp, ab 1. Juli einer der beiden neuen Bürgerräte, aus.
Harsche Kritik kam vom ehemaligen Bürgerratspräsidenten Clive Spichty. «Der Bürgerrat nimmt nicht richtig wahr, was Doris Rentsch alles macht. Mit ihrem Abgang geht sehr viel Know-how verloren.» Spichty regte aufgrund der neuen Kompetenzverteilung an, die Grundentschädigungen der Bürgerräte zu kürzen. Einen Antrag dafür stellte er aber nicht. Christian Banga bezeichnete diese Forderung als «anmassend». Gegen Ende der Diskussion und den geäusserten Befürchtungen, der Betrieb funktioniere jetzt nicht mehr so wie bisher, meinte Banga irritiert: «Meint ihr, wir machen dann nichts mehr als Bürgerräte? Unsere Funktionen bleiben bestehen.»


Bekannte Politikerinnen eingebürgert

Schnell und diskussionslos über die Bühne gingen die Einbürgerungen. Sämtliche Antragsstellerinnen und Antragssteller – ob mit Schweizer oder ausländischem Pass – wurden einstimmig oder in einem Beispiel mit einer Enthaltung eingebürgert. Darunter waren auch die Münchensteiner SP-Gemeinderätin Jeanne Locher und ihre Tochter Miriam Locher, ihres Zeichens Fraktionspräsidentin der SP im Baselbieter Landrat.

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