Der Kunst sind keine Grenzen gesetzt

Die siebte Oslo Night rund um die Oslo-Strasse und den Freilager-Platz auf dem Dreispitz zeigte einmal mehr, welch grosses Potenzial an Ideen, Fantasien und Kreationen das Areal besitzt.

Liegend oder stehend rollen: Beim 4. Draisinenrennen ging es vor allem darum, die 100 Meter lange Strecke auf den Schienen mit möglichst kreativen Ideen zurückzulegen.  Foto: ZVG / Martin Graf
Liegend oder stehend rollen: Beim 4. Draisinenrennen ging es vor allem darum, die 100 Meter lange Strecke auf den Schienen mit möglichst kreativen Ideen zurückzulegen. Foto: ZVG / Martin Graf

Noch herrschte die bekannte Ruhe vor dem Sturm am späten Samstagnachmittag. An den Stränden genossen einige die letzten Spätsommerstunden unter Palmen, Kinder planschten im Wasser, sporteifrige machten Yoga und die Mitarbeitenden des Haus der elektronischen Künste (HeK) bereiteten ihren etwas speziellen Flohmarkt vor. Nur die jungen Stepptänzerinnen und Stepptänzer der Stepptanzschule «Tanzwerk» sorgten für Krach. Und das muss so sein, sind es doch ihre Schritte in Kombination mit den Schuhen, die für die Musik des Stepptanzes sorgen. Das Tanzwerk verwandelte die Oslo-Strasse kurzerhand in eine orientalische Teestube mit Köstlichkeiten, Märchen und eben Stepptanz.


Digitales wird analog

Genau wie die Stepptanzschule öffneten an der Oslo Night auch diverse Ateliers, die Bibliothek für Gestaltung, die Hochschule für Gestaltung und Kunst der FHNW, das HeK, das Kunsthaus Baselland und Radio X ihre Türen und ermöglichten den Besuchern Blicke hinter ihre Kulissen. Wie schon in den vergangenen Jahren wurde das Angebot während des Abends und der ganzen Nacht rege genutzt. Welch immenses Potenzial das Dreispitzareal an Ideen, Fantasien und Kreationen besitzt, zeigte sich schon zu Beginn beim «Yami-Ichi», dem Flohmarkt der Internet-artigen Dinge des HeK. An mehreren Posten wurden Dinge des Internets und allgemein der digitalen Welt analog gemacht. «Wir machen quasi das Umgekehrte von dem, das aktuell die in der Welt passiert», erklärte eine Studierende, die «Like-Buttons», also die «Daumen-hoch»-Logos von Facebook verkaufte. Diese konnte man an den einzelnen Posten ankleben, die einem besonders gut gefielen. Am «Yami-Ichi» wurden Bilder aus dem Internet von Hand und Katzen mit Emoji-Köpfen gemalt, am Essensstand wurden «Cookies verwendet», Schals in den Mustern defekter Bildschirme und Softwaren verkauft und eine Spam-Box aufgestellt. Die Umsetzungen wirkten witzig und ideenreich, sorgten aber auch mal für Stirnrunzeln, in dem sie aufzeigten, wie weit unser digitales Denken bereits fortgeschritten ist. Je später der Abend, desto actionreicher das Programm. Lichtinstallationen, Konzerte, Workshops, mehrere Performances, eine Silent-Disco mit abschliessender Party und ein umfangreiches dazu passendes kulinarisches Angebot hielten die Oslo-Strasse und den Freilager-Platz während der ganzen Nacht am Leben.


Liebevolles Scheitern auf den Gleisen

Schon von Beginn weg actionreich ging es um 15 Uhr beim Draisinenderby wenige Meter weiter nach Süden zu und her. Initiator und Moderator Thilo Mangold hat schon viel gesehen, doch auch beim vierten Draisinenrennen kam er ab der scheinbar grenzenlosen Fantasie aus Optik, Technik und Botschaft auf den ausrangierten Bahngleisen ins Staunen. Fahrbare Untersätze als Spinnen, Lokomotiven, klimapolitische Botschaft, Hühnerstall, Fass und als rollende Blechbüchse begeisterten das Publikum auf den eigens dafür gebauten Tribünen mit performativen Showeinlagen, rasanten und schneckenlangsamen Tempi und kläglichem Scheitern. Am Ende waren sie alle irgendwie Sieger. Denn auch sie zeigten, was Ideen, Fantasie und wilde Kreationen auslösen können.

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