Dem Japankäfer einen Schritt voraus sein
Am Montag begann das Schädlingsmonitoring für den gebietsfremden Japankäfer. Ab Ende Juni wird sich in den Fallen zeigen, ob die präventiven Massnahmen im Herbst gewirkt haben.
Sven Gysin schaut nochmals auf dem Plan nach, wo er die nächste Falle aufhängen muss. Zwei Fallen befinden sich in der Brüglinger Ebene am Rande der Ersatzrasenfläche gegenüber dem Campus des FC Basel. Um die Ausbreitung des invasiven Schädlings zu bremsen, durften 2024 während Wochen Sportanlagen und Privatgärten nicht bewässert werden. Das Bewässerungsverbot soll bewirken, dass die Grünflächen unattraktiv für die Japankäferweibchen werden, welche ihre Eier bevorzugt in feuchten Wiesen ablegen.
Japankäfer können grosse Flächen an Fauna zerstören. Besonders stark betroffen war das Gebiet St. Jakob auf Münchensteiner Boden. Mehrere Rasenflächen mussten abgetragen werden. In einem weiten Umkreis bis nach Muttenz und Birsfelden durfte nicht gewässert werden. Mehrere Sportvereine mussten ihren Trainings- und Spielbetrieb umdisponieren. Privatgärten trockneten aus. Sven Gysin ist bei der Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) unter anderem für das Schädlingsmonitoring zuständig. Seit der Verbreitung des gebietsfremden Japankäfers im vergangenen Jahr hat sich sein Berufsalltag stark verändert. «Vorher betrug der Anteil des Schädlingsmonitorings an meiner Arbeit rund 20 Prozent. Seit dem vergangenen Jahr sind es über 50 Prozent. Innerhalb des Schädlingsmonitorings macht der Japankäfer mittlerweile über 95 Prozent aus.»
Bewässerungsverbot wahrscheinlich
Insgesamt montierte Gysin Anfang Woche 54 Fallen. In jeder Falle liegen zwei Köder, die unterschiedlich riechen. «Der eine Geruch zieht die Weibchen an, der andere die Männchen», erklärt Gysin. Nach dem Montieren trägt er die Koordinaten der nummerierten Fallen in das zentral organisierte Programm des Bundes ein. Bis die ersten Japankäfer schlüpfen und zu fliegen beginnen, tappen die Verantwortlichen im Dunkeln. Ein Monitoring ist durch den Winter, wenn sich die Japankäfer als Larven im Boden befinden, nicht möglich. Als präventive Massnahme wurden im vergangenen Herbst Fadenwürmer – sogenannte Nematoden – als Parasiten ausgelegt. Sie sollten im Boden die Larven der Japankäfer fressen. Je nach Witterung schlüpfen die ersten Japankäfer ab Mitte oder Ende Juni.
Gysin ist überzeugt, dass er auch in diesem Sommer Japankäfer in den trichterförmigen Fallen finden wird. Deshalb werde es auch heuer zu Bewässerungsverboten von Rasenflächen kommen. Für Sportflächen besteht die Möglichkeit, den Japankäfer mit Nematoden zu bekämpfen. Dadurch kommt man in Absprache mit dem Kanton um einen Bewässerungsstopp herum. Wo und in welchem Umfang Bewässerungsverbote ausgesprochen würden, hänge von den Funden der Japankäfer ab.
Ist der Schädling noch aufzuhalten?
«Ich gehe davon aus, dass es in Sachen Japankäfer erneut zu einem unangenehmen Sommer kommt», meint Gysin. Es könne explosionsartig passieren, weil ein Weibchen bis zu 60 Eier legen könne. «Ich bin aber optimistisch, dass wir die Ausbreitung langfristig eindämmen und besser kontrollieren können.» Im Vergleich zum letzten Jahr sei man besser vorbereitet. «Wir kennen die Abläufe und wissen genau, wen wir im Fall der Fälle kontaktieren müssten.»
Den Japankäfer ganz auszurotten, werde kaum gelingen, gibt Gysin zu bedenken. Doch weshalb lohnen sich all die Mühen, wenn der Schädling irgendwann sowieso nicht mehr aufzuhalten ist? Es gehe darum, Zeit zu gewinnen, betont Gysin. «Können wir die Ausbreitung verlangsamen, hat die Forschung mehr Zeit, um griffige Massnahmen zu erarbeiten.» Zu den wirksamsten Massnahmen würde ein hier sesshafter Nützling gehören, der den Japankäfer auf natürliche Art und Weise bekämpft. Das Prinzip «Nützlich gegen Schädling» wird in der Landwirtschaft seit Jahren angewendet.