Das WC im Taschenformat

Die laut Hersteller kleinste mobile Toilette der Welt gibt es nun auch in der Schweiz zu kaufen: Eine Münchensteiner Firma, die auf Spielzeug spezialisiert ist, führt das Taschen-WC ein – das ist kein Zufall.

«Auslaufsicher und geruchsfrei»: Der Stau ist das perfekte Anwendungsbeispiel der mobilen Toilette.  Foto: AZ Medien/Kenneth Nars
«Auslaufsicher und geruchsfrei»: Der Stau ist das perfekte Anwendungsbeispiel der mobilen Toilette. Foto: AZ Medien/Kenneth Nars

Es gibt Erfindungen, bei denen man sich fragt, warum sie nicht schon viel früher auf den Markt gekommen sind. «Minimus» ist so ein Fall, ein Mini-WC in Beutelform, das in die Hosentasche passt – und einem dringenden Bedürfnis entspringt. Erfunden wurde die laut Hersteller «kleinste mobile Toilette der Welt» im Jahr 2011 in Deutschland. Seit kurzem vertreibt die Spielzeug 3 AG aus Münchenstein den Beutel exklusiv für den Schweizer Handel. Fassungsvermögen: 0,75 Liter.

Sascha Brenk ist Marketing-Leiter von Spielzeug 3. Er zeigt sich überzeugt vom Erfolg des wenige Gramm leichten Urinals für die Handtasche. Lastwagenfahrer, Festival-Besucher, Wanderer – bei ihnen allen komme es vor, dass sie dringend aufs Häuschen müssten, aber weit und breit keines in Sichtweite ist. Oder es ist besetzt. Oder dessen Benutzung gesundheitsgefährdend.

Kinder als Zielgruppe

Auch Menschen im Rollstuhl würden das Taschen-WC schätzen, sagt Brenk. Die Hauptzielgruppe seien aber Kinder. Sie können den Harndrang weniger lange unterdrücken als Erwachsene. Das ist auch der Grund, weshalb Minimus von einer Firma vertrieben wird, die auf Spielzeughandel spezialisiert ist und in der ganzen Schweiz den Fachhandel beliefert: Wo es Spielzeug hat, hat es auch Kinder, und wo es Kinder hat, sind die Eltern nicht weit. «Für Mädchen und Jungs» steht auf der Minimus-Packung. Auf dieser sind auch zwei im Stau steckende Autos zu sehen, mit Koffern auf dem Dach und Kindern auf dem Rücksitz. Der Stau sei das perfekte Anwendungsbeispiel, findet Brenk: «Das kleine Geschäft auf dem Pannenstreifen zu verrichten, ist gefährlich. Gerade für Familien auf Reisen können solche ungemütlichen Situationen zu einem Problem werden.» Verpackt sind die Beutel kaum grösser als eine CD-Hülle. Dass sie derart viel Flüssigkeit aufsaugen können, dafür sorgt ein Speicher, ein sogenannter Superabsorber, wie man ihn von Babywindeln her kennt. Nach Gebrauch sei Minimus «auslaufsicher und geruchsfrei», verspricht der Hersteller. Damit auch Mädchen die mobile Toilette benutzten können, wird eine Art Kartontrichter mitgeliefert. Eine Blasenleerung kommt auf Fr. 3.90 zu stehen, im Fünferpack gibts Rabatt.

Grosskunden an der Angel

Zu den Abnehmern von Minimus gehören Schulen, Behindertenheime und die deutsche Bundeswehr. Sascha Brenk sagt, er stehe auch in der Schweiz mit potenziellen Grosskunden in Kontakt. Es brauche jedoch wohl noch etwas Zeit, sie zu überzeugen, denn es handle sich um einen sensiblen Bereich, in dem die Mundpropaganda eine grosse Rolle spiele. «Aber wenn ein Produkt gut ist», sagt Brenk, «dann wirds zum Selbstläufer.» Für den Ansturm wäre Spielzeug 3 gerüstet. Erst per Oktober hat der Betrieb mit sechs Mitarbeitern sein neues Domizil im Münchensteiner Walzwerk-Areal bezogen. Die Firma hat sich mit dem Handel von originellen und einzigartigen Erzeugnissen einen Namen gemacht. So vertreibt sie bereits intelligente Knete oder eine Wasserpistole aus Holz.

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