Dank Passerelle gemütlich zur Birs spazieren
Das Van-Baerle-Areal solle gar etwas dicht bebaut werden, findet der Kanton. Die Gemeinde hat eine Lösung parat.

Es ist mehr als eine Wohnüberbauung, die auf dem Van-Baerle-Areal entstehen soll. Der Quartierplan sieht auf den zwei Hektaren Industrieareal «ein funktionierendes neues Stück Stadt» vor, wie den Unterlagen zur Gemeindeversammlung zu entnehmen ist. Rund um einen öffentlich zugänglichen Platz sind bis zu 49 Meter hohe Gebäude mit insgesamt rund 400 Wohnungen geplant, von Singlehaushalten über Genossenschaften bis zur WG, in allen Preisklassen. Für einen urbanen Mix sorgen sollen Verkaufs- und Gastronomie- flächen, Urban-Gardening und Kleingewerbe. Angesichts der hohen Dichte will man auch die Freiräume sorgfältig gestalten. Der Gemeinderat verspricht eine «hohe Aufenthaltsqualität» dank eines Konzepts aus Begrünungen und Plätzen.
Wenig Freiraum für Einwohner
Zumindest rechnerisch bleibt aber relativ wenig Freiraum, nämlich zehn Quadratmeter für jeden der vorgesehenen rund 900 Einwohner. Zum Vergleich: In Zürich beträgt der Wert acht Quadratmeter, und der Bund gewährt einer Kuh im Laufhof zwölf Quadratmeter. Die Ausnützungsziffer in der Van-Baerle-Überbauung soll 2,26 betragen, etwa doppelt so viel, wie das in anderen Quartierplänen in Agglomerationsgemeinden üblich ist.
Beim Anblick solcher Zahlen wird manch ein Stimmbürger vor der Gemeindeversammlung vom 22. März leer schlucken, wenn es darum geht, den Quartierplan zu genehmigen. Und es überrascht nicht, dass die kantonale Arealbaukommission den Freiraum als «eher knapp berechnet» beurteilt. Die Freiflächenfrage sei nochmals zu überprüfen, gab sie dem Gemeinderat zur Aufgabe.
Brücke soll Verbindung schaffen
Dieser hat auf diese Kritik auf seine Art reagiert. Er stellt in den Quartierplanvorschriften sicher, dass der knappe Freiraum nicht im Verlauf der weiteren Planung beschnitten wird. Und er stellt sicher, dass Bäume im Boden genug Platz zum Wachsen haben. Doch an der Dichte innerhalb des Perimeters ändert er im Grundsatz nichts. Stattdessen will er ein Vorhaben umsetzen, das bisher erst angedacht war: Eine Passerelle bauen, die den zentralen Platz des zukünftigen Quartiers mit dem Grünraum an der Birs verbindet. Die Fussgängerbrücke müsste das Gleisfeld der SBB überqueren, und auf bestehenden Wegen gelangt man bis zum Uferweg. Besser erreichbar wären auch die Industrieareale westlich der Gleise. Weil wegen der Hochspannungsleitung Sicherheitsvorschriften gelten, ist ein massives Betonbauwerk geplant, inklusive Liften für die Behindertenzugänglichkeit.
Insgesamt soll die Brücke 46 Meter lang werden. Die Kosten betragen 3,5 Millionen Franken. Zwar sollen mit der Passerelle auch die Bewohner von Münchenstein Dorf oder die Trambenutzer einfacher zur Birs kommen. Profitieren dürften aber vor allem die Bewohner des zukünftigen Quartiers, das so attraktiver wird. Deshalb ist in den Quartierplanvorschriften festgehalten, dass der Bauherr zwei Drittel der Kosten übernimmt, im Rahmen der Infrastrukturbeiträge an die Gemeinde.
Gemeindeversammlung entscheidet
Weil der übrige Drittel voraussichtlich vom 4. Agglomerationsprogramm des Bundes übernommen wird, kommt die Gemeinde wohl zum Nulltarif zu einer neuen Fussgängerquerung – und der Gemeinderat schafft so vielleicht auch zusätzlich Akzeptanz für das geplante Stadtquartier bei den Stimmbürgern.
Diese sollen nämlich an der Gemeindeversammlung am 22. März sowohl über den Quartierplan Van Baerle als auch über die Passerelle befinden. Erfahrungsgemäss stossen Wohnüberbauungen mit hoher Dichte auf einige Kritik.