Abbruch: ein Stück Münchensteiner Dorfgeschichte verschwindet endgültig

Am Montag hat der Rückbau der Festhalle Au begonnen. Die asbest-haltigen Eternitplatten erschweren die Arbeiten. Das frei werdende Land wird aufgeforstet.

Bald steht hier Wald: Beim Rückbau der Festhalle Au musste zuerst die Bühne dran glauben. Foto: Tobias Gfeller
Bald steht hier Wald: Beim Rückbau der Festhalle Au musste zuerst die Bühne dran glauben. Foto: Tobias Gfeller

Bereits im November kündigte der damals neu gewählte Bürgerratspräsident Christian Banga im «Wochenblatt» den Abriss der Festhalle Au an. Am 1. Dezember erteilte dafür die Bürgergemeindeversammlung dem Bürgerrat die endgültige Freigabe. Am Montag begann schliesslich die beauftragte Firma mit den Abrissarbeiten an der Halle, die viel erlebt hat. «Natürlich sind mit der Festhalle Au auch schöne Erinnerungen verbunden», bestätigt Christian Banga. Doch Nostalgie hatte bei der Entscheidung des Bürgerrats keinen Platz. Banga spricht viel mehr von einem «Vernunftentscheid». Die Festhalle war baufällig. Es regnete ins Innere, Löcher mussten gestopft werden und die Eternitplatten aus den 1950er- und 1960er-Jahren sind mit Asbest verseucht. «Eine Sanierung wäre enorm teuer gekommen. Und weil die Nachfrage nach der Halle in den letzten Jahren stark abgenommen hatte, hätte sich dies nicht rentiert.»

Seit dem Konkurs der zuständigen Genossenschaft Festhalle Au, die sämtliche Aktivitäten der Halle organisierte, waren Festivitäten in der Halle nicht mehr erlaubt. «Seit dem Konkurs der Genossenschaft war sie nur noch forstwirtschaftlich nutzbar. Und weil wir bereits einen Werkhof für unseren Forstbetrieb haben, brauchten wir die Festhalle Au nicht mehr», erklärt Banga. Die Halle wäre bis zu ihrem Zusammenbruch leer gestanden. Mit dem frühzeitigen Abriss erhält die Bürgergemeinde jedoch noch einen Beitrag aus der Konkursmasse der Genossenschaft. «Zu einem späteren Zeitpunkt hätten wir den Abriss komplett selber bezahlen müssen.» Auch Thomas Brunner, Leiter Ressort Bau im Bürgerrat, sieht im Abriss die «beste Lösung» für die Bürgergemeinde. «Der Abriss ist ein reiner Vernunftsentscheid.» Für den Abbruch brauchte die Bürgergemeinde keine Bewilligung.

Lärmklagen der Anwohner

Die Nutzung der Halle für Festivitäten war Münchensteiner Vereinen vorbehalten. Sie war vor allem bei Guggenmusiken beliebt. Zuletzt kam es aber immer wieder zu Lärmklagen aus dem Heiligholzquartier, was die Nutzung der Halle auch erschwerte. «Der Betrieb schlief förmlich ein», erinnert sich Christian Banga. Der Vorstand der Genossenschaft wurde laufend inaktiver.

Mit dem Beginn der Abrissarbeiten am Montag verschwindet in Münchenstein ein Stück Festgeschichte. Zuerst wird die Bühne abgebaut, dann müssen die Eternitplatten mit Asbest separat entsorgt werden. Anschliessend wird der Rest der Halle aus Holz und der Boden aus Beton ab- und rausgerissen. Wenn sich dann der ausgelegte Humus gesetzt haben wird, können im Winter Bäume angepflanzt werden.

Kuspo als Alternative

Die gesunkene Nachfrage nach der Festhalle Au war nicht zufällig. Allgemein gebe es weniger Feste von Vereinen, meint Peter Heinzer, Bauverwalter der Einwohnergemeinde. «Ein Fest ist halt immer mit Aufwand verbunden. Und dieser wird heute eher gescheut als früher.» Das Kultur- und Sportzentrum (Kuspo) sei zwar eine Alternative, aber sicher nicht das Gleiche. Mit der Festhalle Au hatte die Einwohnergemeinde selber nichts zu tun. Sie steht komplett auf Boden der Bürgergemeinde. Bis zur Bekanntgabe des Beginns der Abrissarbeiten wusste auf der Gemeinde aber niemand, dass es mit dem Abriss bereits diese Woche losgehen sollte.

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