Strukturierte Wildheit

Vor 50 Jahren öffnete der Robinsonspielplatz Münchenstein seine Tore. Seither bietet er Kindern und Jugendlichen ein zweites, inzwischen preisgekröntes Zuhause.

Lassen Kinder Kinder sein (v.l.): Co-Leiterin Sarah Schindler, Mitarbeiter Jan Vögtlin und Co-Leiter David Brönnimann. Axel Mannigel
Lassen Kinder Kinder sein (v.l.): Co-Leiterin Sarah Schindler, Mitarbeiter Jan Vögtlin und Co-Leiter David Brönnimann. Axel Mannigel

Freitagmittag auf dem Robi Münchenstein: Kinder stürmen aus der Baracke und fangen an zu spielen. «Das sind Schülerinnen und Schüler der Primarschule Neue Welt, die hier ihren Mittagstisch verbringen», lächelt Sarah Schindler, die zusammen mit David Brönnimann die Co-Leitung des Spielplatzes innehat. Den Mittagstisch gestaltet Altair Koechlin von der Jugendarbeit Münchenstein, das Robi-Team hat jetzt Pause, bis es dann am Nachmittag mit dem regulären Betrieb weitergeht. Schindler und Brönnimann sind nun schon etliche Jahre dabei, doch die Anfänge des Robi liegen im Dunkeln. Schindler: «Soviel ich weiss, ist der Robi als Spielplatz 1972 entstanden und erst später, etwa 1973, hat man gemerkt, dass er begleitet werden sollte, auch, um die neue Idee gegen aussen zu vertreten.» «Die Gemeinde hat 1972 das Gelände gekauft und den Kindern zu Verfügung gestellt, aber wann das genau war, ist unbekannt», sagt Catherine Regez, bei der Gemeinde Münchenstein zuständig für die Abteilung Kind, Jugend, Familie & Bildung.

Kidz only, please!

Allerdings ist bekannt, dass die Kinder damals wesentlich wilder waren, davon zeugt ein SRF-Beitrag von 1973. «Inzwischen haben wir mehr Struktur», resümiert Schindler. «Wild sind sie immer noch und sie dürfen immer noch machen und bauen, was sie wollen. Aber die Kinder sind heute jünger und brauchen andere Begleitung und dementsprechende Rahmenbedingungen.» Aus diesen Bestrebungen ist im April 2019 ein eigenes Projekt entstanden – der ‹Kidz only›-Treff am Mittwochabend. Diese Initiative einer ehemaligen Praktikantin schliesst die Lücke zwischen dem normalen Robi-Betrieb und den Aktivitäten im Jugendhaus. ‹Kidz only› ist für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren, die sich am Mittwoch von 18 bis 20 Uhr ganz für sich treffen können, und wie für den Robi insgesamt gilt auch für sie: Alles ist (nach Absprache) möglich. Das Konzept des Treffs überzeugte den Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz, der dem Robi Mün­chenstein Anfang Dezember 2021 den «Kebab+-Award» verlieh. «Das Projekt ‹Kidz only› integriert alle fünf Kebab+-Elemente Kochen, Essen, Begegnen, Ausspannen und Bewegen», so Sarah Stidwill, Programmverantwortliche von Kebab+.

Überraschende Anerkennung

«Der Robi Münchenstein wird seit Jahren gut besucht und es gibt ein Bedürfnis, dort spielen zu können», sagt Catherine Regez und konstatiert dem Team «hervorragende Arbeit». Sarah Schindler freut sich, dass «so ein kleines Nischenangebot wie das ‹Kidz only› auch gesehen wird.» Und David Brönnimann ergänzt: «Toll, dass es diese Anerkennung für unsere Arbeit gibt, vor allem, da wir uns nicht aktiv dafür beworben haben, sie zu bekommen.» ­Jemand muss das Projekt bei Kebab+ eingereicht haben, anders kann sich das Team den Erfolg nicht erklären. Aber für die aktuelle Arbeit und auch für die nächsten 50 Jahre nimmt der Robi die Auszeichnung gerne mit: «Es wäre schön, wenn es auch zukünftig in dieser hochregulierten Welt solche Orte wie den Robi gibt, wo Kinder einfach Kinder sein können», meint Schindler nachdenklich. Das Jubiläum wird am 21. Mai gefeiert.

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