«Pax Award»-Gewinner und-Gewinnerin im HEK zu sehen

Das Haus der Elektronischen Künste in Basel präsentiert «Schweizer Medienkunst» mit Marc Lee, Chloé Delarue und Laurent Güdel.

Eindrücklich: Das Werk TAFAA HIVE von Chloé Delarue. Foto: zVg/Florimond Dupont
Eindrücklich: Das Werk TAFAA HIVE von Chloé Delarue. Foto: zVg/Florimond Dupont

Laut Kurator Boris Magrini zeigt die Ausstellung «Schweizer Medienkunst: Marc Lee, Chloé Delarue, Laurent Güdel – Pax Awards 2021» im Haus der Elektronischen Künste (HEK) parallel drei Soloshows. Dank des Preisgeldes wurde es den prämierten Kunstschaffenden überdies ermöglicht, neue Werke zu erarbeiten. Diese und weitere sind aktuell im HEK zu sehen.

«Marc Lee arbeitet seit zwanzig Jahren mit Medienkunst – er ist ein Pionier und seine Vorgehensweise ist ebenso analytisch wie poetisch», weiss Magrini. Für seine Arbeit «YANTO – Yaw And Not Tip Over» hat der mit dem Hauptpreis der Pax Awards berücksichtigte Lee zusammen mit der chinesischen Künstlerin Iris Qu Xiaoyu und dem iranischen Komponisten Shervin Saremi eine alternative Realität kreiert, die sich mit der Überfischung und Übersäuerung der Weltmeere auseinandersetzt. Besucherinnen und Besucher sehen sich mit einer riesigen Leinwand konfrontiert, auf welcher ein computergeneriertes Unterwasserleben inklusive Korallen und tropischer Fische pulsiert. Mittels mobiler App lässt sich ein Blick dreissig Jahre in die Zukunft werfen, in der es der fiktiven Wasserwelt gelungen ist, der Umweltverschmutzung zu trotzen. Ein schillerndes und zumindest halbwegs optimistisches Werk, bei welchem insbesondere die Zerbrechlichkeit der Natur im Fokus steht.

Tiktok in der Kunst

Mit «Swiss Unfiltered – Tiktok an the Emerging Face of Culture» widmet sich der in Zürich tätige Marc Lee (geboren 1968) einer gänzlich anderen Thematik: Seit 2020 recherchierte er Posts, Hashtags und Inhalte, mit denen sich junge Schweizerinnen und Schweizer auf der Videoplattform Tiktok beschäftigen. Daraus hat Lee lokale Sorgen und soziale Fragestellungen wie «Where is the line between provocation and decency?» extrahiert. Dieser Arbeit zur Seite steht eine Kollaboration mit dem indischen Künstler Akshat Nausyrial mit Tiktok-Beiträgen aus dessen Heimat. Das ermöglicht es, zwei Kulturen auf einmal zu verfolgen, die grundverschieden und gleichwohl voller Parallelen sind. Ein schier überwältigendes Erlebnis und multisensorisches Dauerfeuer.

Weniger exaltiert, dennoch nicht weniger eindrücklich zeigt sich Marc Lees Arbeit «Used to Be My Home Too» (2021), die sich unter Einbezug von Google Earth der Perspektive ausgestorbener Tierarten auf mittlerweile durch Menschen besiedelte Landflächen annimmt. Eine stille und gleichwohl berührende Hommage an die Artenvielfalt unseres Planeten, die zusehends durch die Aktivitäten des Homo sapiens bedroht wird.

Die von den Pax Awards ebenfalls bedachte Künstlerin Chloé Delarue (geboren 1986) ist an der Ausstellung im HEK insbesondere mit Arbeiten aus ihrem Zyklus «TAFAA – Toward A Fully Automated Appearance» vertreten. Inspiriert zu diesem wurde die Genferin durch einen Artikel von 1971 über die Automatisierung des Aktienmarktes. «Sehe ich ihr Werk, sehe ich Rätsel», gibt Kurator Boris Magrini zu Protokoll. Delarue experimentiert bevorzugt mit wiederverwertbaren Industriematerialien, Neonröhren und Latexdrucken.

Wie seine Westschweizer Kollegin wurde Laurent Güdel ( geboren 1984) ebenso mit dem Pax Art Award für Nachwuchskunstschaffende ausgezeichnet. Der Bieler Komponist und Künstler interessiert sich für die akustische Komponente des Klangs, aber auch für dessen soziale, politische und historische Dimension. Sein Werk «Over the Horizon» (2022) stellt sich zugleich als audiovisuelle Komposition und Installation heraus. Entstanden ist dieses im Rahmen seiner Recherchen von Klangsamples aus Radiowellen und deren grafischer Darstellung. Als Quellen dienten Impulse ferner Sterne, Flugzeugsignale oder Songs von Piratensendern. Entsprechend kurios, facettenreich und faszinierend ist das Resultat.

Und der rote Faden der gezeigten Medienkunst? Alle drei Preisträger warten mit überraschend dichten Arbeiten auf, die ihren Inhalt und ihr Geheimnis nicht sogleich offenlegen, jedoch bei genauerer Betrachtung durch Ausdrucksstärke überzeugen.

www.hek.ch

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