Einst wichtige Bahngleise werden zu Frei- und Grünraum

Die Christoph Merian Stiftung (CMS) investiert weiter in die Entwicklung des Gleisbogens in der Wienstrasse auf dem Dreispitzareal.

Alte Anlagen, neue Nutzung: Die ansässigen Handwerker, Gastronomiebetriebe, Anwohnende und sonstige Akteure werden
Alte Anlagen, neue Nutzung: Die ansässigen Handwerker, Gastronomiebetriebe, Anwohnende und sonstige Akteure werden

175000 Franken hat die CMS kürzlich für die kommenden eineinhalb Jahre gesprochen, damit der Perimeter zwischen Job Factory und Ausgang nach Münchenstein entlang der Wienstrasse weiterentwickelt werden kann. Das Mandat dafür hat seit eineinhalb Jahren die denkstatt sàrl, eine Denkfabrik für Stadtentwicklung, die Architektin Barbara Buser mitgegründet hat. Buser hat unter anderem die Markthalle in Basel und das Walzwerk in Münchenstein einer neuen Nutzung zugeführt. Der Gleisbogen soll innerhalb des Dreispitzareals als Frei- und Grünraum funktionieren und öffentlich zugänglich sein. Solche «kühlenden» Räume sind nötig, gilt das Dreispitz gemäss Klimakarte des Kantons Basel-Stadt bereits in wenigen Jahren als überhitzt, weil grosse Teile davon versiegelt sind.

Die Wienstrasse und damit der Gleisbogen, auf dem bis Ende 2015 Züge Güter durch das einstige Industrieareal transportierten, hat bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren bewiesen, dass er als Freiraum funktioniert. Ob das Draisinenderby mit Fantasiegefährten auf den Gleisen, die Minigolfanlage aus rezyklierten Materialien oder die seit mehreren Jahren nicht mehr wegzudenkenden Essensangebote – die Wienstrasse habe grosses Potenzial als Frei- und Grünraum im dicht bebauten Gebiet, ist Nico Scholer, Projektleiter Lebensraum Stadt bei der CMS, überzeugt.

Ökologisch wertvoller Grünstreifen

Der Frei- und Grünraum soll aber nicht wie bei anderen Projekten auf dem Reissbrett geplant werden, sondern sich als laufender Prozess entwickeln. Das ermögliche einen direkteren Zugang zur Realität, findet Jan Nemeth, Projektleiter von Seiten denkstatt sàrl. «Es geht darum, Potenziale und Nutzungen nicht nur theoretisch zu erkennen, sondern sie vor Ort eins zu eins im Modell direkt zu aktivieren und zu realisieren.»

Die ansässigen Handwerker, Gastronomiebetriebe, Anwohnende und sonstige Akteure werden schon jetzt im «Studio Gleisbogen» eng in die Planungen miteinbezogen. In Phase zwei der Entwicklung werden die bestehenden Aktivitäten an den sogenannten Pionierorten «Küche, Werkstatt und Waldbühne» intensiviert. Zudem erfolgt eine erste Begrünung des Gebiets. Der Gleisbogen habe auch ökologisch grosse Bedeutung, betont Jan Nemeth. Schon heute habe es viele Insekten. «Diese ökologische Bedeutung wollen wir weiter stärken.»

Begrünung, aber kein Stadtpark

In dieser Form ein Gebiet dieser Grösse zu entwickeln, sei auch für die CMS neu, bestätigt Nico Scholer. Wichtig sei, das Areal mit der Entwicklung nicht zu überladen. Das ist bei einer Länge von rund einem Kilometer aber auch schwierig. An drei Stellen hat bereits eine konkrete Entwicklung stattgefunden, darunter die Foodtrucks und sonstigen Gastronomieangebote, die heute eine Art Kantinenfunktion haben. Nico Scholer hält aber fest, dass mit Begrünung und Freiraum aktuell nicht gemeint ist, dass ein typischer Stadtpark wie der Schützenmattpark entstehen wird. Das Grüne, Natürliche soll gezielt an verschiedenen Stellen entstehen. Dabei soll über die kommenden eineinhalb Jahre auch getestet werden, wie sich Dachwasser unter dem Stichwort «Schwammstadt» für eine nachhaltige Bewässerung einsetzen lässt. Ob die Bahngleise bleiben werden, ist noch nicht abschliessend definiert. Ein Erfolg werde die Entwicklung, wenn es die denkstatt sàrl zur Aktivierung nicht mehr braucht und sich die Nutzungen etabliert haben. «Das ist bei jedem unserer Projekte das Ziel», bekräftigt Jan Nemeth.

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