«Wohnpolitik ist für mich ein Herzensthema»

Adil Koller übernimmt die Geschäftsführung beim Mieterverband Baselland und Dorneck-Thierstein. Eines seiner Ziele: Das Augenmerk vermehrt auf Quartierpläne in den Gemeinden legen.

Vertritt die Interessen der Mieter: Adil Koller ist selbst in einer Genossenschaftswohnung an der Baselstrasse in Münchenstein aufgewachsen. Foto: Kenneth Nars
Vertritt die Interessen der Mieter: Adil Koller ist selbst in einer Genossenschaftswohnung an der Baselstrasse in Münchenstein aufgewachsen. Foto: Kenneth Nars

Die Anliegen von Mieterinnen und Mieter auf der politischen Ebene stärker einbringen: Das ist das erklärte Ziel von Adil Koller, der per 1. August im dreiköpfigen Geschäftsleitungsteam die Abteilung Administration, Verbandspolitik und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen wird. Der neue Co-Geschäftsleiter wird das «Gesicht nach aussen» sein und damit die Nachfolge von Urs Thrier, der nach 27 Jahren in Pension geht, antreten. Bereits seit 2018 sitzt Koller im Vorstand des Mieterinnen- und Mieterverbands (MV), zudem ist er SP-Landrat und Mitglied der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission, die auch wohnpolitische Fragen berät. Der 28-Jährige hat einen Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaften und Soziologie und war bisher beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Chefökonom Daniel Lampart tätig.

Mehr als die Hälfte wohnt zur Miete

«Wohnen ist Zwangskonsum und dazu auch noch der grösste Ausgabenposten in der Schweiz. Im Schnitt sind Menschen mit einem tiefen Einkommen von den Wohnkosten massiv überbelastet, weil die Mieten so hoch sind», erklärt Koller. Und gerade im Kanton Baselland zählen die Durchschnittsmieten schweizweit zu den höchsten. Bezahlbare Mieten und der Ausbau von gemeinnützigem Wohnraum, das ist Adil Koller wichtig: «Wohnpolitik ist für mich ein Herzensthema.»

Koller ist in einer Baugenossenschaft an der Baselstrasse aufgewachsen. Dort lägen die Mietkosten für eine Wohnung in einem bezahlbaren Rahmen: «Die Mieten sind in Genossenschaften bis zu einem Drittel tiefer, weil es keinen Renditedruck gibt. Das Geld, das einem so am Ende des Monats übrig bleibt, kann statt in die Mieten zum Beispiel in die Altersvorsorge fliessen», meint Koller.

Im Kanton Baselland führten Genossenschaftswohnungen noch ein Nischendasein – sie machen lediglich drei Prozent aus. Auch im Birseck sind sie sehr rar. Dass im Quartierplan der Überbauung auf dem Van-Baerle-Areal in Münchenstein auch gemeinnützige Wohnungen vorgesehen sind, findet Koller positiv. Es sei sinnvoll, dass im unteren Baselbiet verdichtet gebaut werde, aber es dürften nicht nur Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser entstehen, die vor allem den Topverdienern vorbehalten seien. «Man sagt ja immer, Baselland sei ein Hüslikanton, das stimmt aber nur zur Hälfte.»

Tatsächlich liegt die Wohneigentumsquote im Kanton Baselland mit 45 Prozent leicht über dem schweizerischen Durchschnitt von 42 Prozent. Mieterinnen und Mieter machen dennoch die Mehrheit aus. Ihnen will der MV eine Stimme geben. Er vertritt ihre Interessen auf dem politischen Parkett und berät seine Mitglieder bei rechtlichen Fragen. Seit Mitte der 90er-Jahre ist der Verband von 2500 auf 8000 Mitglieder stark angewachsen. Und so auch der politische Einfluss.

Die Gemeinden im Fokus

Die Politik müsse mehr für zahlbare Mietwohnungen machen, ist Koller überzeugt. Eines seiner Ziele sei, dass der MV sein Augenmerk vermehrt auf die Quartierpläne in den Gemeinden lege und sich dort konkret in die Mitwirkungsverfahren einbringe. «Denn in den Gemeinden wird schliesslich viel Konkretes zur Wohnpolitik entschieden.» Als SP-Landrat, der überdies die SP Baselland bis Oktober 2020 für fünf Jahre präsidierte, dürfte Koller das dazu nötige politische Know-how und Netzwerk mitbringen.

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