Hilfe bei familiären Spannungen und Erziehungsfragen

Das Familienzentrum und die Mütter-/Väterberatung spüren die Sorgen und Nöte der Münchensteiner Familien. Doch es gibt auch Positives.

Etwas Normalität: Nayra (links) und Liam lassen sich im Familienzentrum von Coiffeuse Selda Kocabeyoglu die Haare schneiden.
Etwas Normalität: Nayra (links) und Liam lassen sich im Familienzentrum von Coiffeuse Selda Kocabeyoglu die Haare schneiden.

Seit Dezember ist das Familienzentrum in Münchenstein bereits zum zweiten Mal in der Pandemie geschlossen. Nur allmonatlich, wenn Coiffeuse Selda Kocabeyoglu zu Schere und Kamm greift, herrscht jeweils ein bisschen Normalität. Die Mütter-/Väterberatung, die zwar bei der Spitex Birseck angesiedelt ist, seit vergangenem Sommer aber im Familienzentrum eingemietet und mit diesem inhaltlich sehr verbunden ist, empfängt Eltern mit oder ohne Kinder nur noch auf Termin. Der beliebte Mittwochnachmittag und der Donnerstagmorgen, an denen das Familienzentrum geöffnet ist, fallen wie schon während der ersten Corona-Welle aus. Und das hat spürbare Folgen, bemerkt Mütter-/Väterberaterin Nicole Wellauer. «Wir haben dadurch sicher ein paar Mütter und Väter verloren, die unsere Beratung jeweils ungezwungen an den Mittwochnachmittagen in Anspruch genommen haben.» Gerade Eltern mit ­Migrationshintergrund mit sprachlichen Defiziten trauen sich nicht von sich aus, anzurufen oder ein Mail zu schreiben, um einen Termin zu vereinbaren.

Wie wichtig das Familienzentrum als ungezwungener sozialer Treffpunkt und Ort verschiedenster Beratungen ist, zeigte sich im August, als die Türen nach Monaten wieder geöffnet werden konnten und die Leute zahlreich kamen, ­erinnert sich Präsidentin Annina Liechty. Um auch aktuell den Kontakt zu den ­Familien aufrechtzuerhalten, macht sie Hausbesuche.

Längere Gespräche, mehr Fragen

Seit Ausbruch der Pandemie dauern die Beratungsgespräche in der Mütter-/Väterberatung länger als zuvor. Unter anderem kommen mehr Fragen zur Erziehung. Als Familie fast den ganzen Tag gemeinsam zu Hause zu sein, kann Spannungen auslösen. Kinder spüren es auch, wenn zwischen ihren Eltern Spannungen herrschen – sei es zum Beispiel aufgrund finanzieller Sorgen. Der Druck, in dieser schwierigen Zeit keine Fehler zu machen, ist gross. Schon nur ein Konflikt mit den Nachbarn wegen Kinderlärm kann Stress verursachen, sagt Liechty. «Die Geduld und die Ressourcen, die während dem ersten Lockdown im Frühling noch vorhanden waren, sind zunehmend aufgebraucht.» Die Fünf-Personen-Regel stellt viele Familien vor Probleme. Dürfen die Kinder noch Gspänli zu sich einladen? Wie soll man den Geburtstag des Kindes angemessen feiern? Fragen, die Eltern beschäftigen, merken Annina Liechty und Nicole Wellauer. Die ausgebauten Telefonberatungen der Mütter-/Väter­beratung werden rege genutzt.

Kinder Kinder sein lassen

Homeoffice und Kurzarbeit haben aber auch ihre schönen Seiten. Das Familienleben werde intensiver gelebt – zur Freude der Kinder und der meisten Eltern. Annina Liechty rät den Familien, ihre Kinder trotz Pandemie Kinder sein zu lassen. «Gehen Sie nach draussen, unternehmen Sie zielgerichtete Ausflüge, seien Sie kreativ und machen Sie etwas Besonderes. Schon nur ein Spielplatz in der Nachbargemeinde, den das Kind noch nicht kennt, kann für einen spannenden Nachmittag sorgen.»

Auch das Familienzentrum ist darum besorgt, dass die Eltern untereinander in Kontakt bleiben können. Annina Liechty und ihr Team sorgen derweil dafür, dass die beliebten Angebote wie der offene Treff, der Kinderhütedienst, der Deutschkurs, die Elternbildung, die ­Ludotheknachmittage, das Basteln und Vorlesen so bald als möglich wieder angeboten werden können.

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