Verwirrspiel mit Identitäten

Die Werk.Bühne.Münchenstein zeigt das verwickelte Stück «Fake News! Der Präsident oder sein ­Doppelgänger» von Christoph Frommherz. Die Werkaufführungen gaben einen Vorgeschmack.

Der Doppelgänger (Fabian Zinsstag) ist dem weiblichen Geschlecht (Yara Recci) nicht abgetan. Foto: Thomas Brunnschweiler
Der Doppelgänger (Fabian Zinsstag) ist dem weiblichen Geschlecht (Yara Recci) nicht abgetan. Foto: Thomas Brunnschweiler

Das Doppelgänger-Motiv, das Christoph Frommherz in seinem neuen Theaterstück verwendet, ist in der Weltliteratur fast pandemisch. Auch in der Politik spielt das Motiv eine Rolle. Der sowjetische Diktator Stalin liess sich in der ­Öffentlichkeit gern von seinem Doppelgänger Felix Dadajew vertreten, der ­heute 100 Jahre alt ist. Elisabeth Frenzel schreibt: «Die Existenz eines Doppelgängers hat in jedem Fall nicht nur auf den Betroffenen, sondern auch auf seine Umgebung eine verblüffende bis unheim­liche Wirkung und veranlasst Spiel, Mimikry, Betrug.» Nicht zuletzt befeuern Doppelgänger auch Verschwörungserzählungen.

Die Handlung

Der Zweiakter «Fake News!» greift das – unterdessen zum Kampfbegriff gewordene – Wort auf und gibt ihm durch das Doppelgänger-Motiv einen zusätzlichen Drive. Tom Bündeli ist Reporter des «Helvetischen Tagblatts» und recherchiert in einem krisengeschüttelten Land, das in Konflikt mit dem Nachbarland und dem fernen Ausland involviert ist. Im Grunde hält der Staatssekretär die Fäden in der Hand, der den Präsidenten den starken Mann spielen lässt. Mit Hilfe einer medialen Kampagne soll das Volk den Präsidenten als grossen Führer verehren. Um diesen nicht mit allzu banalen Auftritten zu behelligen, tritt ein Doppelgänger vor die Kameras – wie damals Dadajew für Stalin. Doch der Doppelgänger entspricht als Landei nicht den Anforderungen an die präsidialen Manieren und wird immer wieder in den Senkel gestellt. Bündelis attraktive Freundin Natascha entpuppt sich als Doppelagentin, womit ein zweites Doppelungsmotiv eingeführt wird. Dazwischen erscheint in der Nacht eine verschworene Partisanengruppe. Als der Präsident – oder ist es der Doppelgänger? – die Zusammenarbeit mit der Opposition ankündigt, läuten beim Staats­sekretär die Alarmglocken. Bei so viel Konfusion hat Bündeli einen schweren Stand, denn die Chefredakteurin drängt auf schnelle Ergebnisse.

Das Ensemble

Fabian Zinsstag (Präsident/Doppelgänger) und Ruedi Holzer (Staatssekretär) haben die tragenden Rollen. Zinsstag wirkt als Präsident etwas statisch, kann sich aber als Doppelgänger voll ins Zeug legen. Ruedi Holzer mimt den Staats­sekretär mit ironischer Süffisanz. Paolo Rodriguez spielt die zunehmende Frustration Bündelis glaubwürdig. In puncto Alter und Aussehen ist Marieke Held die perfekte Besetzung für Natascha, und Sabrina Araimi, die als Chefredakteurin mit Bündeli Mundart spricht, kommt der Part der aggressiven Karrierefrau zu. Nach Corona hat sich das Ensemble einer Verjüngungskur unterzogen. Die Fernsehcrew wird von Martin Haefliger, Lora Jutard und Claude Rauber gespielt. Die junge Yara Recci gibt die vife Maskenbildnerin, die sich gut in Szene zu setzen weiss.

Der Autor und sein Team

Frommherz spielt und schreibt seit langem Theaterstücke. Die meisten wurden an der Steiner-Schule Münchenstein inszeniert. Die Regisseurin Marie-Louise Lienhard Ullrich liefert mit dem reduzierten Bühnenbild von Christian Metzger eine gradlinige Dramaturgie ab, die mit der Ausweitung des Spielraums dem Text einen weiteren Aspekt hinzufügt. Auf jeden Fall garantiert das Stück einen witzigen, unterhaltsamen und hintergründigen Theaterabend.

«Fake News!», Rudolf-Steiner-Schule Münchenstein, Gutenbergstrasse 1; 6./7./8. Mai, 20 Uhr, und 9. Mai, 17 Uhr. Tickets: www.werkbühnemünchenstein.ch. Platzzahl beschränkt.

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