37 Jahre Hauswart: «Es waren fast paradiesische Zustände»

Fast 37 Jahre war Jean-Pierre Rentsch Hauswart der Sekundarschule Arlesheim-Münchenstein. Das Wochenblatt hat ihn nach seinen Erfahrungen gefragt.

Hat jetzt mehr Zeit zum Lesen: Jean-Pierre Rentsch gibt nach 37 Jahren seinen Posten ab.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Hat jetzt mehr Zeit zum Lesen: Jean-Pierre Rentsch gibt nach 37 Jahren seinen Posten ab. Foto: Thomas Brunnschweiler

Wochenblatt: Wie fühlen Sie sich nach fast 37 Jahren an der Sekundarschule Arlesheim-Münchenstein?
Jean-Pierre Rentsch: Gut und nicht verbraucht. Ich hatte das Privileg, eines der schönsten Schulhäuser im Kanton Basel-Landschaft zu unterhalten. Es war aber immer überschaubar. Am Anfang hatten wir etwa 400 Schülerinnen und Schüler, jetzt noch rund 300. Wir wohnten auf der Schulanlage. Jetzt sind wir am Herunterfahren. Wir mussten eine neue Wohnung finden; es ist hart, nach so langer Zeit an einen anderen Ort zu ziehen. Das letzte halbe Jahr war wegen der Umbauarbeiten Stress pur.


Warum sind Sie Hauswart geworden?
Ich war ursprünglich gelernter Elektriker und arbeitete zehn Jahre auf dem Beruf. Dann suchte ich eine Hauswartstelle. Als ich mich 1983 bewarb, war es noch obligatorisch, dass ein Hauswart verheiratet sein musste. Obwohl 2009 die Dienstwohnungspflicht aufgehoben wurde, blieben wir in der Wohnung, die viel Platz bot.


Hauswart an einer Schule zu sein, erfordert die Gaben eines Allrounders. Wie war das für Sie?
Am Anfang hatte ich niemanden, den ich fragen konnte. Ich machte einen Kurs in Reinigungstechnik und zwischen 1994 und 1996 besuchte ich die Hauswartschule, die ich abschloss. Für die Prüfung musste ich 16 Bundesordner lernen, das ganze Spektrum von Gartenkunde, Sanitärwissen, Lift- und Lüftungstechnik, Bauchemie bis Giftausweis. Bis 2007 hatten wir noch Schliessdienst bis 22 Uhr. Das bedeutete auch persönliche Einschränkungen.


Wie sind Sie mit den Schülern klargekommen?
Ich kam immer gut aus mit den Schülern. Uns ist nur aufgefallen, dass sie in den letzten Jahren lauter geworden sind.


Der Hauswart wird in den 60er-Jahren oft etwas trottelig dargestellt. War in Ihrer Berufszeit noch etwas von diesem Image zu spüren?
Dieses Gefühl hatte ich nie. Ich hielt mich in den Pausen immer mit den Lehrpersonen im Lehrerzimmer auf und trank mit ihnen Kaffee. Am Anfang waren vor allem die älteren Lehrer etwas erstaunt, aber man begann den direkten Draht zum Hauswart zu schätzen. An unserer Schule ist eine spezielle Situation. Es herrscht eine familiäre Stimmung. Man könnte sagen, es sind fast paradiesische Zustände.


Haben die Schülerinnen und Schüler Sie geschätzt?
Ja, ich wurde immer gegrüsst. Auf der Sekundarstufe ist es einfacher. Man muss bestimmt sein, aber darf nie herumschreien. Die Schwierigkeiten sollte man nicht an sich heranlassen oder persönlich nehmen. Ich war 20 Jahre in der Feuerwehr. Da lernt man Selbstbeherrschung.


Gibt es auch die eine oder andere Anekdote?
Ja, wir hatten ein Innengehege für Kaninchen. Es kam eine Ente dazu und am Ende konnten wir dank der Schulpflege sogar Zwergziegen halten. 2006 brannte die Turnhalle ab, weil ein einklappbarer Scheinwerfer von 1200 Watt brennen blieb und den Brand auslöste. Sporttage und die Schlussfeiern mit Darbietungen waren die Highlights des Jahres. Viele, die noch kurz zuvor die Schule verteufelt hatten, weinten, weil der Klassenverband aufgelöst wurde.


Welche Hobbys haben Sie?
Ich lese sehr gerne und viel. Zu meiner Bibliothek gehören unter anderem auch 1000 Comics, von «Asterix» bis «Zorro».

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