Lokale Geschichten voll dystopischer Historie

Mit «Die letzte Schlacht» finden die Chroniken von Dornach ihren Abschluss. Premiere sollte am 9. Mai sein, Corona hat jedoch für einige Veränderungen gesorgt.

Akustik statt Visuelles: Regisseur Jonas Darvas musste umplanen.  Foto: Axel Mannigel
Akustik statt Visuelles: Regisseur Jonas Darvas musste umplanen. Foto: Axel Mannigel

Musik erklingt, dann angestrengtes Schnaufen. «Velofahren, so gut! Ah, die Metallwerke – das Industrieflaggschiff im Jurabogen hat mich immer fasziniert», ist eine Männerstimme neben Fahrrad- und Naturgeräuschen zu hören. So beginnt der Prolog der Chroniken von Dornach III, «Die letzte Schlacht», und die Stimme gehört zu einem der drei Hauptprotagonisten, Gewerkschafter Donner. Nach ihm kommt die Arbeiterin und Aktivistin Mägi zu Wort, zum Schluss des 9.40 Minuten langen Prologs übt noch CEO Schimmelkäfer seine Rede. Alle drei werden von virtuellen Assistentinnen unterstützt (à la Siri oder Alexa) und zwar im direkten Gespräch, es ist schliesslich schon 2024. Der Prolog ist aktuell auf www.dieletzteschlacht.ch zu hören und Beginn des gleichnamigen Hörspiels. Richtig, den letzten Teil der Chroniken von Dornach wird es wegen Covid-19 nicht als Theaterstück geben. «Wir mussten schon früh merken, dass wir den dritten Teil nicht auf die Bühne bringen können», resümiert Regisseur Jonas Darvas. «Aus dem umfangreichen Text von Michelle Steinbeck fürs Theater wurde ein Hörspiel, eine ganz eigene Produktion, kein Kondensat.»


Wer schreibt Geschichte?
Im Zentrum des 90-minütigen Spiels stehen die Dornacher Metallwerke mit ihrem deutschen CEO Schimmelkäfer, der als eine Wiederverkörperung des Grafen Heinrich von Fürstenberg aus dem Schwabenkrieg anno 1499 gelten kann. Sein Gegenspieler ist der Gewerkschafter Donner als moderner Benedikt Hugi, die Arbeiterin Mägi bringt den Feminismus und Alternativen ins Spiel. «Wer entscheidet, was Geschichte ist?», fragt Darvas fast schon rhetorisch. Heute gelten Schlachten von damals als nationale Ereignisse von richtungweisender Bedeutung. Damals war der Ausgang einer Schlacht nicht selten einfach eine Finanzfrage: Wer konnte seine Soldaten länger bezahlen? «Die Systeme, in denen wir heute leben – Macht, Besitz, Gewalt – laufen seit dem Mittelalter», so Darvas. Bringen «alternative Wahrheiten Lösungsansätze für unsere heutige Gesellschaft»?


Präsentation noch offen
Es ist ein dystopisches Stück voller Drama, ähnlich den beiden vorherigen Teilen der Chroniken («Brand des ersten Goetheanums», 2019, und «Das Schweigen des Nepomuk», 2018). Nur, dass diesmal dieses Drama von der Bühne in den Lautsprecher oder die Kopfhörer wandern musste. «Auf der Bühne hätten wir längere Monologe gehabt, das geht in einem Hörspiel gar nicht», erinnert sich der Regisseur. «Zudem hat ein Hörspiel ganz eigene Bedingungen in Sachen Spannungsbogen, Diversität und Unterhaltung.» Alles, was auf einer Bühne zu sehen ist, musste vertont werden, keine kleine Herausforderung. Zum Glück bringt Darvas jedoch Erfahrung in diesem Bereich mit und auch das Chroniken-Ensemble hatte entscheidenden Anteil an der Realisation und am Gelingen des Projekts. Dieses sollte nächste Woche am 21. und 22. Oktober mit einem festlichen Event im neuestheater.ch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Interessierte werden gebeten, sich zeitnah online über www.neuestheater.ch zu informieren.

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