Krise mit Kunst bewältigen

Aufgrund ihres Erfolgs wird die Ausstellung «Aufbruch ins Ungewisse – Kunstschaffen in Zeiten von Corona» bis zum 8. November verlängert. Die Schau im Goetheanum ist vielfältig und sehenswert.

Schöner Kontrast: Skulptur «König» von Barbara Schnetzler und «Through Earth» von Charles Blockey.  Foto: ZVG
Schöner Kontrast: Skulptur «König» von Barbara Schnetzler und «Through Earth» von Charles Blockey. Foto: ZVG

Insgesamt 55 Künstlerinnen und Künstler zeigen in der von Barbara Schnetzler kuratierten Ausstellung Werke, die seit dem Ausbruch der Co-rona-Krise im Februar entstanden sind. Die im Mai erfolgte Ausschreibung wandte sich an professionelle Kunstschaffende, die sich mit der Anthroposophie verbunden fühlen. Alle Disziplinen der bildenden Kunst, von der Zeichnung bis zum Video, waren dabei möglich. Der thematische Fokus sollte einen direkten oder indirekten Bezug zur aktuellen Corona-Krisensituation haben.


Kunst als Katalysator der Besinnung
In einer Krise, in der es um die Gefährdung und die Angst der ganzen Menschheit geht, zitiert das Ausstellungsresümee den Dichter der Zukünftigkeit: Friedrich Hölderlin. In seiner Hymne «Patmos» schrieb er: «Nah ist / und schwer zu fassen der Gott / Wo aber Gefahr ist, wächst / das Rettende auch.» Die einen Künstler zeigen eher das Gefährdende und Abgründige, andere das Rettende, das Licht und die Liebe.
Wer jedoch denkt, diese Schau zeige nur Bilder, die sich an der Goethe’schen Farbenlehre und der klassischen anthroposophischen Malerei orientieren, werden eines Besseren belehrt. Der «Ätherische Christus» von Zoltan Döbröntai ist zwar auf Anhieb als Werk eines Anthroposophen zu erkennen, aber schon bei Dorothea Templetons «Prüfung in Corona-Zeiten» fällt eine Zuordnung schwer.
In einem Seitenraum sind fünf «Paisaje» oder «Landscape» von Francisco Delgado Suàrez zu sehen, gelungene und luftige Wolkenstudien. Im gleichen Raum findet sich das minimalistische Bild «Schwarz mit Rot», welches das «Hineingehen ins Finstere», aber auch dessen Klang wiedergibt.


Von wuchtig bis filigran
Die Skulptur «Die Bienen wissen alles», mit einem Kreuz weiss durch ihre originelle Stofflichkeit und die Bemalung mit Wachsstiften, weiss zu gefallen. «Core No. P-c 423 ‹Pink Rock›» ist eine moderne Arbeit, die durch die Verbindung von Masse und Schweben besticht. Ein filigraner offener Eisendrahtkonus von 1,86  m Höhe ist das Werk von Ferose und ein guter Kontrast zum «Pink Rock». Das grosse Gemälde von Diane von Pawelsz, das einen an Monets Seerosen denken lässt, ist eines der ganz starken Bilder dieser Ausstellung. Auch Paul-Gerhard Reehs kleine Tuschskizzen sind sehr ansprechend.
Barbara Schnetzlers Skulptur «König», ein fragmentierter Kopf, steht in einem perfekten Zwiegespräch zu den erdfarbenen Bildern «Through Earth» und «Piece of Sky» von Charles Blockey. Mit «Porträt A» von Duilio A. Martins ist auch die Fotografie vertreten. Die meisten Werke sind käuflich zu erwerben. Der Besuch der Ausstellung lohnt sich.
 
«Aufbruch ins Ungewisse», Ausstellung in der 1. Etage des Goethanums, bis 8. November, täglich 8 bis 22 Uhr.

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