Eine Tradition verteidigt sich gegen Corona und den Wandel der Zeit

Die diesjährige Erinnerung an die Schlacht bei Dornach begann wie immer laut und fand dann einsam statt gemeinsam mit der Bevölkerung statt.

Elf Böllerschüsse:  Sie sollen an den Sieg der Eidgenossen über die Schwaben anno 1499 erinnern.  Foto: Bea Asper
Elf Böllerschüsse: Sie sollen an den Sieg der Eidgenossen über die Schwaben anno 1499 erinnern. Foto: Bea Asper

Ich weiss, es ist Tradition, aber es ist einfach viel zu laut, es ist entsetzlich für die Tiere, mein Hund zitterte und ich bin so froh, sind heuer wenigstens die Feierlichkeiten mit den 1.-August-Feuerwerken abgesagt», kommentierte eine Einwohnerin am Vorbeigehen bei der Ruine Dorneck das Böllerschiessen des Dornacher Schwarzpulver-Expertenteams. Dieses schaffte es bisher, die Tradition gegen den Wandel der Zeit zu verteidigen, und in diesem Jahr feierte es sogar den Sieg über die Corona-Absagen. Das Böllerschiessen fand statt, während die traditionelle Gedenkfeier beim Mahnmal abgesagt worden war. Der Gemeinderat musste wegen der Corona-Schutzmassnahmen die Bevölkerung von den Feierlichkeiten ausladen und dem Militär den Auftrag der Kranzniederlegung entziehen. Mitglieder der Magdalenenzunft entschieden dann, dieses Ritual selber auszuführen, um der mutigen Eidgenossen zu gedenken, die in der Schlacht bei Dornach von 1499 die Machtübernahme der Schwaben verhinderten.


Schüsse sollen leiser werden
Genau daran erinnern die elf Böllerschüsse, welche die Dornacher an diesem geschichtsträchtigen Sonntag aus dem Schlaf rissen. Die frühere Schusszahl von 22 — so viele Bünde zählte die Schweiz damals — ist vor ein paar Jahren reduziert worden auf die Solothurner Zahl elf. «Die Böllerschüsse ganz leise abzufeuern, daran arbeiten wir noch», meinte Feuerwehrkommandant Christian Holzherr, der zusammen mit seinem früheren Arbeitskollegen Christian Richli von der Eidgenossenschaft mit einer Ausbildung im Büchsenwesen befähigt ist, die Kanone Baujahr 1777 fachgerecht zu bedienen, und legitimiert ist, Schwarzpulver zu entzünden. Mit dem Druck war früher die Kanonenkugel ins feindliche Lager katapultiert worden. Heute stopfen die Kanoniers Marc Krauter, Manuel Cordoni und André Hardegger für den Gegendruck Papier in das wertvolle Rohr. Allein der Materialwert der Kanone mit der Aufschrift Solothurn 2 wird auf über 50 000 Franken geschätzt. Die Kanone bleibt unsichtbar. Sie wird nicht im Heimatmuseum aufbewahrt, sondern ist an einem sicheren Ort versteckt, sagt Holzherr. Denn mit dem Verlust der Kanone stünde die Tradition der Böllerschüsse vor dem Ende.


Prominenz dabei
Dass die Magdalenenzunft, vertreten durch Zunftmeister Jürg Hürlimann, Bannerherr Bernhard Meister und Schreiber Daniel Müller, auch den Gedenkanlass beim Mahnmal nicht ganz Corona zum Opfer fallen lassen wollte, freute Regierungsrat Remo Ankli und den Solothurner Ehrenkleidträger Hans Roth, die es sich wie auch Kantonsratspräsident Daniel Urech, Gemeindepräsident Christian Schlatter und Gemeinderätin Marysol Fürst nicht nehmen liessen, mit ihrer Anwesenheit die Bedeutung des Gedenkanlasses – gerade in schwierigen Zeiten – zu bezeugen. Der üblicherweise stattfindende Gottesdienst war abgesagt worden.

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