Zweimal volljährig: Nun will die Jugendarbeit das Nest verlassen

Das Jugendhaus Dornach feiert Jubiläum. Nun soll am alten Standort aber Schluss sein. Warum braucht es ein neues Gebäude?

Wegen der S-Bahn-Haltestelle Apfelsee: Das Jugendhaus Dornach verliert aufgrund der geplanten Bauarbeiten seine Aussenanlage. Foto: Archiv / Fabia Maieroni

Die Jugendarbeit Dornach engagiert sich als Nonprofit-Organisation dafür, dass Kindern und Jugendlichen ein Ort der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt wird, an dem sie diversen Freizeitangeboten nachgehen können, aber bei Bedarf auch begleitet und unterstützt werden. Auch in Belangen wie der Berufswahl stünden Mitarbeiter den jungen Erwachsenen zur Seite. Damit stehe die Jugendarbeit nicht nur für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen, sondern auch mit einem niederschwelligen Beratungsangebot zur Verfügung, heisst es in ihrer Broschüre.

Unter dem Motto «2x volljährig» stellte die Jugendarbeit Dornach dieses Jahr eine Broschüre zusammen, in der sie Einblicke in ihren Tätigkeitsbereich gewährleisten und darlegen, wodurch sie sich in der Vergangenheit auszeichnen konnten. Insbesondere die Stimmen ehemaliger Nutzerinnen und Nutzer des Angebots wurden eingefangen. Der Grundton lässt vernehmen: Man hat im Jugendhaus ­einen Ort der Begegnung und des Mit­einanders erlebt. Ganz im Sinne einer interaktiven Gemeinschaft hätten sich die Jugendlichen daher auch zum Thema Neubau eingebracht und so sei künftig geplant, dass es sich beim Jugendhaus nicht mehr um ein reines «Jugi» handeln, sondern generell ein Treffpunkt für alle entstehen soll. Im Zentrum stehe natürlich weiterhin die Jugendarbeit.

Gemeinde besitzt bereits die  Alternative

In den vergangenen 36 Jahren befand sich der Standort an der Werbhollenstrasse 56 in Dornach. Da die SBB dort die neue Haltestelle «Apfelsee» plant, sollen die Räumlichkeiten der Jugendarbeit weichen. Weiter steht nach einem bereits erfolgten Architekturwettbewerb auch fest, dass Arnet Architektur die Planung des Baus am Treff12 übernehmen soll. Dabei ist vorgesehen, dass in einem Keller neue Räumlichkeiten für die Jugendarbeit errichtet werden. Ein Projekt, das sich kostentechnisch laut Schätzungen zwischen 2 und 3 Millionen Franken bewege. Ein Kostenpunkt, den der Verein «Jugendarbeit Dornach» nicht selbst zu stemmen vermag und daher auf die Gemeinde angewiesen ist. «Bestimmt gibt es kleinere Dinge, die mit der Einrichtung zusammenhängen, an denen sich der Verein beteiligen wird», aber das Haus wirklich nach ­einem Standard auszustatten, der es erlaubt, es entsprechend zu nutzen, sei eine Aufgabe, derer sich die Gemeinde anzunehmen gedenkt, so Gemeinderat Kevin Vögtli (SP).

Dass der Treff12 als neuer Standort ausgewählt wurde, erklärt Vögtli damit, dass primär jene Parzellen untersucht wurden, die sich bereits im Besitz der Gemeinde Dornach befänden. Dies treffe auf den Treff12 zu, der ausserdem derzeit in weiten Teilen leer steht.

Für Vögtli ist klar, dass der leerstehende Treff12 bestens geeignet ist, um den jungen Dornacherinnen und Dornachern einen neuen Gemeinschaftsort zu ermöglichen. Eine Ansicht, die nicht alle teilen. Gerade hinsichtlich der Unklarheit über die künftige Verwendung des restlichen Gebäudes wurden auch Bedenken geäussert, ob ein Jugendtreff da nicht auch als störend empfunden werden könnte. Gedanken, über die sich Vögtli verärgert zeigt: «Ich frage mich, was man mit ­einem Jugendtreff assoziiert, dass man auf solche Einwände stösst.» Für den Gemeinderat steht fest, dass die Jugendlichen mit ihrem Treff bestimmt keinen Störfaktor darstellen, unabhängig davon, welche Einrichtungen man künftig im Treff12 unterbringen wolle.

Dass Jugendhäuser oft auch Orte des ausgelassenen Feierns und der Musik sein sollen, ändert für Vögtli nichts an seiner Haltung. Es gibt jedoch auch Einwände, die gar so weit gehen und die Meinung vertreten, es sei gar kein Neubau notwendig, weil man das Gebäude schliesslich behalten könnte, da lediglich die Aussenanlage durch die Umbauten am öffentlichen Verkehr wegfalle. Eine Alternative, die für Kevin Vögtli keine ist  – «nicht wenn die neue Busschlaufe auf der einen Seite und die Haltestelle auf der anderen Seite des Gebäudes verlaufen». Der Baukredit soll im Frühling 2026 an der Gemeindeversammlung vor das Volk. Dann wird sich entscheiden, wie es mit dem neuen Jugendhaus weitergeht.

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