Zündstoff für die Bühne(n)

Die Theaterproduktion «Zünder» widmet sich der Geschichte Dornachs im Ersten Weltkrieg. Den Besuchenden wird ein Theaterspektakel inklusive Bühnenwechsel geboten.

Die Mitwirkenden: Regisseur Georg Darvas (l.) und Autor Patrick Tschan (4. v. r.), in den Hauptrollen: Xenia Assenza (kniend), Regina Leitner (4. v. l.) und Rowan Blockey (2. v. r.), daneben weitere Schauspielende sowie Vertreterinnen vom Musikverein Concordia Dornach und vom Surprise-Chor. Es fehlt: Ilja Baumeier. Foto: Fabia Maieroni

Dornach, 1917. Bei den Metallwerken unten im Tal zischt und dampft es unentwegt. Hier werden Munitionsbestand­teile für die Kriegsparteien hergestellt. Etwas weiter oben, auf dem Bluthügel, bauen Anhänger Rudolf Steiners am Johannesbau, der später Goetheanum heissen wird. Dornach hat zu jener Zeit rund 2000 Einwohnende. Derweil zählen die Metallwerke 1000 Arbeitende, rund 600 bauen an Rudolf Steiners Vision. Sie kommen aus unterschiedlichsten Ländern. Die einen treiben den Tod auf den Schlachtfeldern Europas an, die anderen erschaffen eine Reformbewegung, die später weltweit bekannt werden wird.

Dieser historisch hochbrisante Stoff wird mit dem Theaterstück «Zünder» aufgenommen. Die Premiere der Grossproduktion wird am 15. August sein. Gerade ist der Text fertiggestellt worden, die erste Lesung hat in der Wydekantine stattgefunden.

Idee und Text stammen von Schriftsteller Patrick Tschan. «Wohl an keinem Ort in Europa trafen auf so engem Raum zwei die Epoche prägende Umwälzungen aufeinander: die Industrialisierung und die reformistischen Bewegungen», sagt Tschan. Zusammen mit Georg Darvas, der Regie führt, bringt er das Dornach von 1917 auf die Theaterbühne. Oder besser gesagt, auf die Bühnen – Spielorte der aufwendigen Produktion werden nämlich sowohl der Schreinereisaal des Goetheanums als auch eine Lagerhalle der Metallwerke sein. Im Zentrum der Handlung steht die Liebesgeschichte zwischen einem elsässischen Arbeiter in den Metallwerken und einer Wienerin aus guten Hause, die bei Steiners Vision Sinn und Seelenruhe zu finden hofft. Um Serge und Kleopha, die es aus unterschiedlichen Gründen nach Dornach zieht, rankt sich eine Gruppe von Tänzerinnen, Buchhaltern, Eurythmistinnen, Industriellen, Intellektuellen und weiteren Figuren.

Ein Cast, der sich sehen lassen kann

«Zünder» bezieht mit dem Goetheanum, dem Neuen Theater und der Wydekantine gleich drei der Dornacher Kulturinstitutionen mit ein. Für die musikalischen Szenen wird der Musikverein Concordia Dornach aufgeboten, gesanglich wird der Surprise-Chor beitragen. Der Cast besteht aus professionellen Schauspielenden und erfahrenen Laiendarstellern.

Viele stammen aus der Region: So ist Xenia Assenza, die die Rolle der Kleopha übernehmen wird, in Aesch zur Schule gegangen und hat ihre ersten Schauspielerfahrungen unter anderem in Dornach gemacht. Die 34-Jährige ist heute in zahlreichen Deutschen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Serge wird der 33-jährige Ilja Baumeier verkörpern, der in Arlesheim aufgewachsen und heute ebenfalls in diversen Theater-, TV- und Filmproduktionen in Deutschland und der Schweiz zu sehen ist. Die Rolle von Serges Arbeitskollegen Fritz, einem ehemaligen Posamenter, wird der Basler Rowan Blockey einnehmen, die Eurythmielehrerin Sophie wird von Regina Leitner aus Rheinfelden gespielt.

Grossproduktion, die in der Region ihresgleichen sucht

Im Gespräch mit Tschan und Darvas wird schnell klar: «Zünder» ist eine Grossproduktion, die ihresgleichen in der Region sucht. Die Kosten liegen bei über 200000 Franken – beteiligt haben sich die Gemeinde Dornach sowie umliegende Gemeinden, die Kantone Baselland und Solothurn sowie diverse Firmen und Stiftungen.

Dem Publikum wird einiges geboten: Ein Shuttlebus der BLT bringt die Zuschauer vom Bahnhof Dornach-Arlesheim zum ersten Spielort im Goetheanum. In der Pause wird die Bühne gewechselt, das Publikum fährt mit dem Bus zu den Metallwerken, wo das Stück weitergeht. Am Ende des Theaterabends fährt der Bus wieder zum Bahnhof Dornach-Arlesheim. Wer mit dem Auto kommt, kann den Parkplatz beim Wydeneck benutzen.

Im regulären Ticketpreis von 78 Franken ist auch eine Verpflegung des Spei­sehauses inbegriffen, die während des Stücks eingenommen wird. Bis zum 30. April gibt es einen Frühbucherrabatt.

Als Rahmenveranstaltung ist am Samstag, 17. August, ein Podiumsgespräch rund um die Themenkreise von «Zünder» geplant. Es reden und diskutieren: Historiker Roman Rossfeld, Experte für die Schweiz im Ersten Weltkrieg, David Marc Hoffmann, Leiter vom Rudolf Steiner Archiv, und Andreas Schwab, Experte für Reformbewegungen im 19. und im 20. Jahrhundert.

«Wir wollen diese einzigartige und komplexe Geschichte über die Figuren und die Erzählung erlebbar machen», sagt Regisseur Darvas. Zündstoff für ­einen unvergesslichen Theaterabend dürfte es genug geben.

zuender-dornach.ch

Statisten gesucht

Für die Theaterproduktion «Zünder» werden noch etwa 10 bis 12 Statisten gesucht, die Arbeitende in den Metallwerken verkörpern. Interessierte können sich per E-Mail an info@zuender-dornach.ch melden.

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