Zu Gast bei der Grossfamilie
Für das «Wochenblatt» hat die Familie Doss die Tür geöffnet und einen Einblick in das Leben einer Familie mit zehn Kindern gewährt.

Der Fuhrpark der Familie Doss ist schon mal eindrücklich. Unzählige Trottinetts, Dreiräder und Fahrräder stehen vor ihrem Häuschen. Mutter Daniela (45) erledigt ihre Einkäufe mit dem Fahrrad und je nachdem hängt ein Anhänger für Kinder oder Waren dran. Vater Thomas (44), Intensivpfleger und Ausbildner, ist mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Ein Auto besitzt die Familie nicht. Der Eingang ist nicht minder eindrücklich. An mehreren Garderoben hängen grössere und kleinere Jacken. In diversen Holzkisten werden Mützen, Handschuhe und Schals aufbewahrt oder Hausschuhe. Im Wohnzimmer spielen acht Kinder, drei davon sind zu Besuch. Wir verziehen uns in die Küche, wo der jüngste Doss-Spross, die halbjährige Hanna, im Kinderwagen liegt und fröhlich vor sich hin kräht. Schlafen will sie nicht. Es sei zu viel Trubel und sie könnte ja etwas verpassen, meint Daniela. Auf dem Tisch stehen verschiedenfarbige Gläser. «Eines für jedes Kind, damit der Geschirrspüler nicht schon vor der nächsten Mahlzeit voll ist.» Dennoch laufe die Maschine bestimmt zwei- bis dreimal pro Tag. Während Daniela Teewasser aufsetzt, hat sie bereits wieder ein Kind auf dem Arm und eines am Bein.
Eines zum anderen gekommen
Es gebe keinen speziellen Grund, so viele Kinder zu haben. Immer war sie wieder schnell schwanger, so sei eines zum anderen gekommen. Daniela und Thomas kommen beide aus traditionellen Kleinfamilien und sind beide mit nur einem Geschwister aufgewachsen. Die Entscheidung, ob das Dutzend voll wird, überlässt sie ihrem Körper. «Irgendwann wird doch mal Schluss sein», meint sie mit einem Augenzwinkern.
Kurz nach 15 Uhr erscheinen die ersten hungrigen Kinder in der Küche. Der 13-jährige Jeremias, Kind Nr. 5, erinnert sich an Gutzi und Schokolade, die er irgendwo gesehen habe. Er teilt so gerecht wie nur möglich auf und verteilt das Zvieri. Später wird er noch Popcorn machen. Die Kinder sind sehr selbstständig. Es bleibt einem das Herz stehen, dem kleinen Oliver, Kind Nr. 9, zuzuschauen, wie er einen Stuhl zum Herd schiebt und auch Popcorn machen will. Die Mutter bleibt ruhig und der grosse Bruder schaut zu dem Kleinen. Das macht übrigens die älteste Tochter, Angela, Kind Nr. 3, auch sehr gerne. Befindet sie sich doch in der Ausbildung zur Fachfrau Betreuung für Kinder (früher Kleinkindererzieherin). Sohn Mathias, Kind Nr. 4, meint, es sei kein Problem, so viele Geschwister zu haben, und verschwindet wieder in sein Zimmer.
Ferien sind der Super-GAU
Den Alltag hat Daniela – so gut es geht – im Griff. Schwierig werde es, wenn eines krank sei und die anderen anstecke. Sie hätte schon Zeiten gehabt, wo sie fast wöchentlich die Homöopathin zurate ziehen musste. Ferien seien eher ein Super-GAU. Aber sie geniesse es, wenn die Grossmutter den Kindern eine Woche Ferien schenkt und das eine oder andere Kind zu sich nimmt. Wenn eines fehlt, müssen sich die anderen Kinder neu organisieren und es sei spannend zu sehen, wer plötzlich mit wem spielt. Im Januar fahren sie jeweils mit den jüngeren Kindern mit dem Zug zu den Schwiegereltern nach Berlin. Das sei mit fünf Kindern und zwei Erwachsenen gut machbar. In den Sommerferien würde die «Glungge» ausgiebig genossen, während die älteren in den Pfadilagern seien oder ihre Ferien selbst organisierten.
Etwas Paarzeit am Gemüsemarkt
Daniela Doss wirkt sehr entspannt. Sie «flippe» aber manchmal auch aus, gibt sie selber zu und sei dann froh, wenn Vater Thomas die Kinder übernimmt. Er sei der Handwerker und habe den Innenausbau im Haus teilweise zusammen mit den Kindern bewerkstelligt. Und abends, wenn die Kleinen ins Bett müssten, sei es für alle gut, wenn beide Eltern da sind und sie sich mit Vorlesen abwechseln könnten. Am Freitagmorgen arbeite ihr Mann jeweils erst später und so würden sie gemeinsam einen Ausflug an den Gemüsemarkt in Arlesheim machen und anschliessend noch einen Kaffee trinken. Das sei dann ihre Paarzeit nur mit den jüngeren Kindern. Für sich selbst nimmt Daniela Zeit für die Proben im Gospelchor – und wenn kein Kind nach Muttermilch schreit, dann bleibt sie gerne auch noch etwas länger beim geselligen Teil sitzen.