Wydeneck-Areal: «Wir wollen nichts überstürzen»
Der Dornacher Gemeinderat und die Investorin Hiag gehen davon aus, dass Ende 2030 die ersten Wohnungen im Wydeneck bezugsbereit sind. Die Gemeinde ist auf die zusätzlichen Steuereinnahmen angewiesen.

Der Gemeinderat macht in der Debatte um die Steuererhöhung eine Langzeitprognose. Geplant seien Investitionen von rund 100 Millionen Franken – die meisten im Bereich Bildung. An eine Realisierung sei nur zu denken, wenn der Steuerfuss angehoben wird, heisst es in den Unterlagen zur Gemeindeversammlung vom 26. November. Zur Diskussion steht der Vorschlag: 94 Prozent für natürliche Personen im Jahr 2026, 98 Prozent im Jahr 2027 und ab 2028 100 Prozent. Bei diesem Szenario zeige die Kurve der Nettoverschuldung den Anstieg während zehn Jahren auf 63 Millionen Franken im Jahr 2034. Dabei geht der Rat davon aus, dass die Anzahl der Steuerzahlenden zunimmt und dass Mehrwertabgaben in der Höhe von 11 Millionen Franken in die Kasse fliessen – unter anderem aufgrund der Umwandlung des Industrieareals Wydeneck.
Der kürzlich veröffentlichte Bericht «Verkehr 45» der ETH, der im Auftrag des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) erstellt wurde, verschob die geplante S-Bahn-Haltestelle Apfelsee auf der Zeitachse von 2030 auf 2045. Deswegen befasste sich der Gemeinderat auch mit dem Worst-Case-Szenario.
«Sollte die Entwicklung des Hiag-Areals nicht wie geplant realisiert werden, hätte dies erhebliche Auswirkungen. Im Falle einer Zukunft Dornachs ohne Wohnüberbauung Wydeneck müsste von Investitionen abgesehen werden. Andernfalls müsste der Steuerfuss auf über 100 Prozent angehoben werden», schreibt der Gemeinderat in der Vorlage für die Gemeindeversammlung. Allerdings hält Gemeindepräsident Daniel Urech den Worst Case «nicht für realistisch». Aufgrund der Ortsplanungsrevision dürfe man von einer anziehenden Dynamik ausgehen, hält er fest.
Der Gemeinderat stehe in einem konstruktiven Austausch mit den Verantwortlichen der Hiag, zuletzt am Freitag, als er im Kanton Zug ein bereits entwickeltes Areal der Hiag besichtigte. Die aktuelle Planung für das Wydeneck sehe vor, dass die ersten neuen Wohnungen per Ende 2030 bezugsbereit seien. Man sei an der Erarbeitung eines Arealvertrags und bereite die öffentliche Auflage für den Teilzonenplan Wydeneck vor. «In der Verarbeitung der Mitwirkungseingaben sind wir mit der Hiag übereingekommen, dass wir nichts überstürzen wollen», erklärt Urech. Mit dem ETH-Bericht sei es nun so, dass die Planungsbehörde «die theoretische Möglichkeit einer Depriorisierung der Haltestelle Apfelsee in der Nutzungsplanung abbilden muss, was nicht ganz einfach ist».
«Wir sind überzeugt, dass der bisherige Zeitplan bestätigt wird»
Auf Nachfrage bestätigt der zuständige Hiag-Projektleiter Michele Muccioli, «die erste Etappe des Areals Ende 2030 fertigzustellen». Dies erfolge zeitgleich mit der Inbetriebnahme der S-Bahn-Haltestelle Apfelsee. Die Haltestelle sei ein regionales Projekt, das den verkehrlichen Zielen der Gemeinden diene. «Für uns ist die Haltestelle zentral für die Entwicklung des Wydeneck-Quartiers», hält Muccioli fest. Die Hiag habe den Bericht «Verkehr 45» zur Kenntnis genommen, hält die dort vorgeschlagene Zeitverschiebung der Haltestelle allerdings «für höchst fragwürdig». Mit dem Bundesbeschluss von 2019 liege eine verbindliche Zusage für die Finanzierung und die Realisierung vor, und die Projektierung sei weit fortgeschritten. «Wir sind überzeugt, dass der bisherige Zeitplan im politischen Prozess bestätigt wird. Ob der Zeitplan letztlich angepasst wird oder nicht: Das Szenario einer möglichen Zurückstufung muss in der Nutzungsplanung berücksichtigt werden», führt Muccioli aus.
Die Bilanz zur Zwischennutzung des Areals falle überdies positiv aus: «Die ertüchtigten Flächen im Wydeneck sind weitgehend vermietet. Insgesamt sind rund 50 Mieter aktiv», so Muccioli. Mit dem Auszug von Swissmetal Ende 2026 werden auf dem Wydeneck-Areal zusätzliche Mietflächen frei.


