Wann sind wir eigentlich alt?

Dieser Frage geht die Journalistin und Autorin Cornelia Kazis in ihrem Referat im Rahmen des jährlichen Herbstanlasses des KHPV auf den Grund.

«Mich interessieren die Ränder des Lebens»: Daniela Kazis geht einigen der drängendsten Fragen des Lebens auf den Grund. Foto: Ute Schendel
«Mich interessieren die Ränder des Lebens»: Daniela Kazis geht einigen der drängendsten Fragen des Lebens auf den Grund. Foto: Ute Schendel

Alt werden und sterben – schwere Themen, denen viele von uns oft lieber aus dem Weg gehen. Doch Cornelia Kazis setzt genau dort an. Kazis ist studierte Pädagogin und arbeitete über dreissig Jahre lang für Radio SRF als Fachredaktorin für Familien- und Erziehungsfragen. Warum sie sich ausgerechnet mit diesen schwierigen Themen beschäftige? «Mich interessieren die Ränder des Lebens, das, was wirklich tief geht und uns alle bewegt», erklärt die passionierte Autorin und Referentin. In ihrem Vortrag «Wann ist man eigentlich alt?» geht Kazis einigen von diesen drängenden Fragen des Lebens auf den Grund, und dies – wie sie erkennen lässt – keinesfalls ohne Heiterkeit, denn die findet sich gemäss der mittlerweile selbst Pensionierten überall. Der Kranken- und Hauspflegeverein Dornach-Gempen-Hochwald (KHPV) lädt so am Donnerstag in einer Woche zum Referat Cornelia Kazis’ ein, um gemeinsam dieser vielschichtigen Frage auf den Grund zu gehen.

«Älter werden ist sehr relativ»

Die Veranstaltung richte sich nicht bloss an die älteren Generationen, erklärt die Kommunikationsverantwortliche des KHPV, Karin Morf: «Älter werden ist sehr relativ und ähnlich wie beim ‹Generationen-Talk›, der im Rahmen des Herbstanlasses regelmässig durchgeführt wird, geht es auch hier darum, ein Thema, das das Schaffen unseres Vereins berührt, aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und neue Sichtweisen zu eröffnen.» Kazis erklärt dazu, dass das Leben von seinem Anfang bis zum Ende durch verschiedene Schwellenübergänge charakterisiert sei. Aus diesem Grund setze die Beschäftigung mit dem Älterwerden nicht erst ab der zweiten Lebenshälfte ein, sondern sei Teil des Lebens.

An dieser Stelle schildert die studierte Pädagogin eine Erinnerung an ihren Enkel, wie er mit der Schultüte in der Hand als Siebenjähriger gefragt habe: «Bin ich jetzt alt?» An der Frage des Enkels zeichnet sich ab, wie bereits ein Erstklässler mit dem ahnenden Bewusstsein konfrontiert ist, dass die vor ihm liegende Zeit ihm bislang unbekannte Herausforderungen an ihn stellen wird. Darüber hinaus lässt sie auch eine gewisse Besorgnis über die kommende Ernsthaftigkeit vermuten, wenn es gilt, Prüfungen zu schreiben, zu leisten und dafür bewertet zu werden.

Rente: Nicht einfach wartend verbracht, sondern gelebt

Ebenso wie für den Siebenjährigen mit seiner Einschulung der Ernst des Lebens beginnt, beginnt für viele mit der Pensionierung der Übertritt in die Phase des Lebensabends. Eine Zeit, die sich gemäss der studierten Pädagogin Kazis aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung ausgedehnt und damit einen neuen Gestaltungsspielraum eröffnet hat. Seien frühere Generationen noch mit dem Bewusstsein in die Phase der Pensionierung übergegangen, dass nur noch wenige Jahre vor ihnen liegen, die nach Möglichkeit in Ruhe zu geniessen sind, eröffnet sich heute gemäss Kazis eine Zeit, die im Durchschnitt nochmals gleich lange andauert wie Kindheit und Jugend zusammen.

Damit ist für die Autorin klar, dass ein neuer Raum entstanden ist, der nicht einfach ausharrend, wartend verbracht, sondern gelebt, genutzt und aktiv gestaltet werden will. Genau diesen Gestaltungsspielraum will die Referentin in ihrem Vortrag ausloten.

Generationen-Clash und Rollenkonflikte

Gleichzeitig befördere gerade dieser ausgedehnte Lebensabend auch die Kinder der älter werdenden Eltern in eine neue Situation: Selbst bereits Grossmutter, sorgen sich gemäss Kazis heute viele Töchter um ihre älter werdenden Eltern und stehen mit deren zunehmendem Unterstützungsbedarf vor einem schwierigen Rollenkonflikt: «Auf der einen Seite sind viele Mütter heute sehr stolz auf ihre berufstätigen Töchter, weil sie Chancen nutzen, die ihnen selbst verwehrt waren. Gleichzeitig hegen sie aufgrund ihres anderen sozio-kulturellen Hintergrunds oft insgeheim dennoch den Anspruch, von ihnen gepflegt zu werden. Dafür fehlt berufstätigen Frauen jedoch heute die Zeit.»

Eine mögliche Antwort auf die diversen Herausforderungen dieser Lebensphase will Kazis’ Buch «Alte Bande» geben. Auf diesem Buch basiere der Vortrag im Kern, erklärt Kazis. Mit zwei Fragen beabsichtigt die Referentin ausserdem, am Donnerstag auch mit den Anwesenden ins Gespräch zu treten. Dadurch soll der Abend nicht in einem einsamen Monolog enden, sondern dem Austausch dienen. Darauf freue sie sich wohl am meisten, erklärt Kazis. Karin Morf fügt vielsagend hinzu: «Es handelt sich um zwei sehr besondere Fragen – die wird man nicht so schnell vergessen.»

Cornelia Kazis – Wann ist man eigentlich alt? Donnerstag, 23. Oktober 2025, 19 Uhr im Timotheus-Zentrum, Ev.-reformierte Kirchgemeinde Dornach – Gempen – Hochwald

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