Von Isolation und Neubeginn

Unter langem Applaus ging am letzten Donnerstag die Premiere von «The Roommate» zu Ende, eine Co-Produktion von Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) und neuestheater.ch.

Neue Erfahrung: Die ruppige Robyn (links, Claudia Burckhardt) verhilft Sharon (Barbara Grimm) zu ihrem ersten Joint.  Foto: www.tobs.ch
Neue Erfahrung: Die ruppige Robyn (links, Claudia Burckhardt) verhilft Sharon (Barbara Grimm) zu ihrem ersten Joint. Foto: www.tobs.ch

Die seit kurzem geschiedene, zurückgezogen lebende Sharon hat in Robyn, einer Frau in ihrem Alter, eine Mitbewohnerin (roommate) gefunden, um Geld einzusparen. Robyn ist eine lebenskluge, etwas ruppige und vegane Lesbe, was Sharon am Anfang etwas aus der Fassung bringt. Als Sharon in einer der Papiertüten Robyns einen beunruhigenden Fund macht, erhält das Stück eine neue Dynamik. Robyn hat eine Vergangenheit als Trickbetrügerin, was Sharon neugierig macht. Bald lässt sie sich selbst auf kleine Betrügereien ein und übernimmt mehr und mehr sogar die Initiative. Dies verändert das Leben von beiden.

Starke schauspielerische Leistung

Es ist die deutschsprachige Erstaufführung der Tragikkomödie der US-Autorin Jen Silverman, inszeniert von Anna-Sophie Mahler. Sowohl Barbara Grimm (Sharon) als auch Claudia Burckhardt (Robyn) überzeugen mit klarer Diktion, gutem Timing, starker Bühnenpräsenz und glaubhafter Körpersprache. Gleichsam als unsichtbare und unhörbare weitere Personen spielen auch der Sohn von Sharon und die Tochter von Robyn am Telefon eine wichtige Rolle. Das karge, düstere Bühnenbild mit einem riesigen Pendel von Sophie Krayer wird durch die oft schlagartig wechselnden Lichteffekte von Claude Rast und das raffinierte Sounddesign von Marcel Babazadeh zum Leben erweckt. Die anderthalbstündige Spielzeit deckt sich nicht mit der längeren Handlungszeit, welche die Verwandlung und die fast spiegelhafte Annäherung der beiden Frauen erst ermöglicht.

The Roommate», das 2015 in Louisville (USA) uraufgeführt wurde, nimmt verschiedene Themen auf, die auch in Europa aktuell sind. Es sind dies Einsamkeit und Isolation in einer Gesellschaft, die immer weniger Zusammenhalt und Solidarität kennt. Es geht aber auch um die stetige Wandlung unserer Identität und die Potenziale, die in älteren Menschen noch stecken. Jen Silverman schreibt selbst: «Ich möchte, dass das Publikum über das Potenzial von Verwandlung nachdenkt, das in ihnen selbst liegt. Das ist in jeder Hinsicht ein Stück über Frauen, die sich verändern.» Und Sharon sagt einmal: «Ich denke, jede möchte von vorne anfangen.»

«The Roommate» ist aber auch ein Stück über das «Empty-Nest-Syndrom»: Was passiert, wenn die Kinder ausgeflogen sind? Nicht zuletzt greift das Stück das Thema der Alterskriminalität auf, die gerade bei zunehmender Altersarmut immer brisanter wird. «The Roommate» sei allen, die gescheite Dialoge und hohe Darstellungskunst lieben, empfohlen.

neuestheater.ch: «The Roommate», Spieldaten: Do, 17. 1., Sa, 19. 1., Do 24. 1., Fr. 25. 1. und Sa 26. 1., jeweils um 19.30 Uhr.

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