Unterführung scheitert an der Urne
Dornach sagt mit über 55 Prozent Nein zur Langsamverkehrsunterführung. Auf den Bau der S-Bahn-Haltestelle hat das Resultat keinen Einfluss.

Die Mehrheit der Dornacherinnen und Dornacher will nichts von einer Unterführung für den Langsamverkehr zwischen dem Apfelsee-Quartier und dem neuen Wydeneck wissen: Die Stimmbevölkerung lehnte am Sonntag einen Investitionskredit über 13,3 Millionen Franken mit 849 Ja- zu 1055 Nein-Stimmen ab. Dies entspricht einem Nein-Anteil von 55,41 Prozent.
Der Abstimmungskampf war im Vorfeld intensiv geführt worden. Die Gegner bezeichneten die Unterführung als unnötiges und teures «Luxusprojekt». Gemäss Gemeinderat hätte der Bund via Agglomerationsprogramm einen Grossteil der Kosten übernommen, 1,3 Millionen hätte die Hiag beigesteuert. Dass die Gemeinde von den 13,3 Millionen nur zwischen 4 und 5,5 Millionen hätte tragen müssen, verfing als Argument offensichtlich nicht. Auch ein möglicher Deal zwischen der Gemeinde und der Arealentwicklerin Hiag hatte im Vorfeld für kritische Fragen gesorgt. Die SVP vermutete, die Hiag hätte ihre Beitragszusage an Bedingungen geknüpft. Auch wenn dies der Gemeinderat letztlich entkräften konnte, dürfte die Diskussion dem Projekt kaum geholfen haben.
Steuererhöhung trotzdem nicht ausgeschlossen
Gemeindepräsident Daniel Urech zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis: «Die Diskussionen waren heftig und waren auf der Gegnerseite stark von der Betonung und Überhöhung von Unsicherheiten geprägt. Dass man dabei zu wenig über die Chancen des Projekts gesprochen hat, ist bedauerlich», sagt Urech. «Ich gehe davon aus, dass auch die Finanzlage der Gemeinde eine Quelle von Sorgen war, die letztlich zur mehrheitlichen Ablehnung führte.» Die Darstellung der Gegner, dass aufgrund dieses Verzichts nun keine Steuererhöhung notwendig wäre, stimme allerdings «leider nicht», so Urech weiter. Für Dornach bedeute das Resultat, dass es nun viel schwieriger werde, eine sinnvolle Anbindung des bestehenden Quartiers an die Entwicklung im Wydeneck zu erreichen. Ausserdem würden die Wege für Fussgängerinnen und Velofahrer nun komplizierter und weniger sicher.
Die Gemeinde werde nun versuchen, zusammen mit den SBB und dem Kanton dafür zu sorgen, «dass die Zugänge zur Haltestelle und damit die Verbindung zwischen Apfelsee und Wydeneck so komfortabel und fussverkehrsfreundlich wie möglich realisiert werden».
Die SVP hingegen freut sich über das klare Nein an der Urne. «Das Projekt kann man gut oder nicht gut finden, aber die nicht klar definierte Finanzierung hat für Verunsicherung gesorgt», schreibt der Vorstand auf Anfrage. Und die Partei findet für den Gemeinderat auch für die Zukunft kritische Worte: «Das Nein konnte nur dank Stimmen weit über die bürgerlichen Parteien FDP und SVP zustande kommen. Dass auch aus anderen politischen Lagern mit Nein gestimmt wurde, sollte der Mitte-Links dominierten Gemeindeexekutive auch für künftige Projekte zu denken geben.»
Velofahrende müssen ihren Drahtesel schieben
Das Nein zur Langsamverkehrsunterführung hat keinen Einfluss auf den Bau der S-Bahn-Haltestelle Apfelsee. «Die Planungsphase ‹Vorprojekt› ist seit März abgeschlossen. Wir gehen davon aus, dass uns der Bund nun – nach der Abstimmung zur Langsamverkehrsunterführung – grünes Licht gibt, die Planungsphase ‹Bau- und Auflageprojekt› zu starten», schreibt SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf.
Die SBB werden eine Personenunterführung bauen, Velofahrende müssen dort ihr Velo aus Sicherheitsgründen jedoch – wie auch bei der Unterführung am Bahnhof Dornach – stossen.
Die Haltestelle soll 2030 in Betrieb genommen werden.