«Stückbox» und andere Überraschungen
Mit der Premiere von Daniel Mezgers «Bauchlage» ging die vierte «Stückbox» der Saison von neuestheater.ch über die Bühne. Das Projekt wird weitergeführt. Die Saison wartet mit interessanten Neuigkeiten auf.

Thomas Brunnschweiler
bru. Mit der Premiere von Daniel Mezgers «Bauchlage» ging die vierte «Stückbox» der Saison von neuestheater.ch über die Bühne. Das Projekt wird weitergeführt. Die Saison wartet mit interessanten Neuigkeiten auf.
Am Dienstag wurde das dritte, schon etwas ältere Stück von Mezger im Rahmen von «Stückbox» uraufgeführt. Lea wird durch die angeblich kranke Mutter Doris wieder ins elterliche Haus zurückgelockt. Ihr Freund Micha kann sie nicht halten und entfremdet sich immer mehr von ihr. Paul, der Freund von Doris, fungiert nur als Taktgeber und weltfremder Forscher, welcher die Mutter-
liebe wissenschaftlich erklärt, die Doris wie ein Netz über ihre Tochter auswirft. Die symbiotische Doublebind-Struktur der Mutter-Tochter-Beziehung hat etwas Beklemmendes, wobei die artifizielle Sprache und der subtile Humor das Tragische immer wieder brechen.
Daniel Mezger setzt auf eine repetitive, teils fragmentierte, teils rhythmisierte Sprache. Hinter den floskelhaften Sätzen der Mutter verbirgt sich eine existenzielle Leere, die sich je länger je mehr auch in Lea festsetzt. Newa Grawit (Lea), Franziska von Fischer (Doris), Robert Baranowski (Micha) und Jonas Gygax (Paul) erhielten für ihre vorzügliche schauspielerische Leistung – nach nur zweieinhalb Wochen Probe – grossen Applaus. Nach dem Stück diskutierten Regisseurin, Autor, Spielende und Publikum angeregt über die Thematik des Stücks.
«Stückbox» bringt Theater näher
Hinter dem «Stückbox»-Projekt verbirgt sich die Regisseurin Ursina Greuel. Viermal im Jahr werden Stücke zeitgenössischer Autorinnen und Autoren erarbeitet. Kurze Probezeit und minimale Infrastruktur prägen das Projekt. Im Zentrum stehen Text und das Spiel. Gesucht wird der Austausch zwischen allen Beteiligten. «Ich möchte das Publikum nicht zu zahlenden Klatschenden degradierenden», sagt Ursina Greuel, welche die zunehmende Professionalisierung in der freien Theaterszene als Gefahr sieht. «Das Konzept ist aus inhaltlichen Aspekten und aus der Not geboren; es durfte nicht zu viel kosten.» Ursina Greuel verweist auf die «Stückbox» im nächsten Herbst, deren Text aus einer von Guy Krneta geleiteten Schreibwerkstatt entstehen wird – ein aussergewöhnliches Experiment.
Spannender Spielplan
Auf dem Spielplan der laufenden Saison steht das Gastspiel «Wiener Blut». Die Operette von Johann Strauss (Sohn) wird von Volker Vogel inszeniert und setzt einen markanten musikalischen Akzent. In einem weiteren Gastspiel kommt «Kurz vor der Erlösung» von Michael Fehr auf die Bühne. Ende Mai bringen Absolventen des Opernstudios Hochschule der Künste Bern «Bastien und Bastienne» von Mozart und «Ariane» von Bohuslav Martinu zur Aufführung. Im Juni darf man sich auf eine festivalähnliche Reihe freuen, den «Tanz- und Musiksommer neuestheater.ch». Beendet wird die Saison mit einem Theaterabend über den verschollenen Umweltaktivisten Bruno Manser. «Wir streben die Kooperation mit der Region und auch mit Solothurn an», erklärt Johanna Schwarz, die administrative Theaterleiterin.