«Singen bringt unheimlich viel»
Am Ostersonntag feiert der Cäcilienchor Dornach das 100-jährige Bestehen. Besonders freuen darf sich Elsbeth Vögtli, die seit 65 Jahren Chormitglied ist – erstaunlicherweise keine Ausnahme.

Wer denkt, dass 65 Jahre aktiver Chorzeit einen Rekord darstellen, täuscht sich. Auch Hans Zimmermann konnte 2016 auf 65 Jahre als Chorsänger zurückblicken und Anna Schwyzer aus Hofstetten wirkte gar 70 Jahre als Chormitglied im Cäcilienverband Schwarzbubenland mit. Diesem von Helen Jeger aus Dornach geleiteten Verband ist auch der am 29. Mai 1917 gegründete Cäcilienchor angeschlossen. Elsbeth Vögtli sagt: «Ich habe schon in der Schule gerne gesungen und war bereits im Jugendchor.» Als sie von ihrem Welschlandjahr zurückgekehrt war, trat sie in den Cäcilienchor ein. Damals dirigierte Dr. F. Saladin und es galten noch strenge Sitten. Frauen, die heirateten, mussten den Chor verlassen. Elsbeth Vögtli erlebte musikalische und gesellschaftliche Höhepunkte. 1955 wurde etwa Haydns «Schöpfung» aufgeführt, 1981 mit vielen Zuzügern zum 500-Jahr-Jubiläum des Standes Solothurn Mendelssohns monumentales Oratorium «Elias».
Ein Chor ist mehr als ein Chor
«In den Sechzigern wurden die jungen Sänger von den älteren noch herumkommandiert», erklärt Elsbeth Vögtli schmunzelnd. Die Jahre unter Alois Gschwind von 1945 bis 1987 seien die Blütezeit des Chors gewesen. «Das Durchschnittsalter nahm langsam zu, es wurden immer weniger Messen gesungen, obwohl die Gläubigen vorwiegend Messen hören möchten.» Latein werde nur noch selten gesungen. «Die Jungen singen lieber Englisch, auch möchten sie sich zeitlich nicht mehr verpflichten.»
Elsbeth Vögtli erinnert sich gerne an die Anlässe im Chor. «Es gab immer tolle Generalversammlungen», sagt sie, «ich war die Unterhaltungschefin und wir machten immer verrücktes Zeug. Einmal verkleideten sich einige Mädchen als Matrosen und übten einen besonderen Tanz ein.» In ihr Gedächtnis eingebrannt hat sich auch die Gedenkfeier anlässlich des Flugzeugabsturzes in Hochwald im Jahre 1973. «Das Lied einer englischen Solistin ist mir unvergesslich.»
«Spatzenmesse» zum Jubiläum
Im Ostergottesdienst vom 16. April um 10.30 Uhr feiert der Chor in der römisch-katholischen Kirche Dornach sein Jubiläum. Dabei kommt unter der Leitung von Marianne Lander und Francesco Pedrini die «Spatzenmesse» von Wolfgang Amadeus Mozart zur liturgischen Aufführung. Der Cäcilienchor Dornach erhält Verstärkung vom gemischten Chor «Frohsinn» aus Allschwil. Das renommierte Ensemble «Camerata Da Vinci» begleitet den Chor.
Bis heute hat der Chor einen kirchlichen Auftrag, wobei seit der letzten Jahrhundertwende auch Reformierte mitsingen. Insgesamt hatte der Chor in seiner 100-jährigen Geschichte nur vier Dirigenten. Nach F. Saladin, Alois Gschwind und Robert Heeb übernahm 2009 Marianne Lander die musikalische Leitung des Chors, der Nachwuchssängerinnen und -sänger brauchen könnte. «Es herrscht ein guter Geist und wir besitzen eine grosse Kontinuität», sagt Vreny Zeltner vom Vorstand. Heute werden neben den klassischen Messen auch Taizé-Lieder und Werke zeitgenössischer Komponisten gesungen. Ermöglicht werden die Feierlichkeiten durch Sponsoren. Der Cäcilienchor Dornach freut sich, wenn viele Menschen der Region das Jubiläum mitfeiern.
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