Schwebende Relikte erfüllen den Kirchenraum

Thomas Kramer
Es ist ein eindringliches Erlebnis, betritt man in diesen Tagen die Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters in Dornach. Statt der barocken Altarbilder des Basler Historienmalers Georg Brandmüller schweben dem Besucher drei monumentale, skulptural anmutende Fragmente entgegen – eine Tonscherbe aus einem Zwischenboden der Klosterbibliothek, ein Stück eines nicht mehr gebrauchten Holzpfeilers aus der Schenke und ein Fragment eines Tieres, gefunden im Klostergarten. Urheber der raumergreifenden Werke ist der Solothurner Jan Hostettler. Der 29-jährige Künstler hat die Fundstücke erst verbrannt, zerrieben und gemörsert, die so gewonnenen Pigmente mit Bienenwachs, Acryl oder Öl zu Farbe vermischt und sie schliesslich als Malerei oder Zeichnung auf der grossflächigen Leinwand zu neuem Leben erweckt. In diesen Werken – unmittelbar im kirchlich-religiösen Kontext platziert – klingen Begrifflichkeiten wie Wandlung oder Auferstehung an. Erstmals sehen konnte man die drei Werke anlässlich des Festgottesdienstes am vergangenen Samstagmorgen, mit dem der erfolgreiche Abschluss der Bausanierung des Klosters Dornach gefeiert wurde. Diese künstlerische Intervention ist Teil der bis Ende März laufenden Ausstellung «Aussteigen».
Neben den Werken von Jan Hostettler waren am samstäglichen Gottesdienst auch erstmals der neue Altar und das Lesepult zu sehen. Zu sehen und zu hören war schliesslich auch der langjährige Kirchenrektor Franz Kuhn. Er wurde sehr herzlich von den Anwesenden in die wohlverdiente Pension verabschiedet – wobei Kuhn mit Nachdruck betonte, dass er, der ein Leben lang Seelsorger war, nie aussteigen und sein Leben lang Seelsorger bleiben werde.