Prädikat: «Interessante Option»
Der Bericht des ETH-Verkehrsprofessors Ulrich Weidmann erachtet die neue S‑Bahn-Haltestelle Dornach Apfelsee als relevant – allerdings erst ab 2045. Was bedeutet das für die aktuelle Planung?

Es ist eine Hiobsbotschaft für Dornach und die Birsstadt: Die Studie «Verkehr 45», die von Bundesrat Albert Röstis Departement bei der ETH Zürich in Auftrag gegeben wurde, kommt zum Schluss: Die Haltestelle Dornach Apfelsee ist zwar eine «interessante Option», wird aber auf die zweite Priorität gesetzt. Das heisst: auf die Periode nach 2045. Damit will der Bericht die geplante Inbetriebnahme gleich um 15 Jahre verschieben.
Denn die aktuelle Planung sieht vor, dass die Haltestelle Dornach Apfelsee 2030 in Betrieb genommen wird. Davon geht auch die Arealentwicklerin Hiag aus. Sie plant im Wydeneck ein neues Wohn- und Arbeitsquartier mit Hunderten von Wohnungen. Die Anbindung an die neue S‑Bahn-Haltestelle ist für das neue Quartier zentral.
Doch was bedeutet der Bericht nun für die Planung der Haltestelle? Die Studie der ETH ist eine Analyse der Schweizer Verkehrspolitik. Sie soll der Politik in erster Linie als Entscheidungshilfe dienen. Entschieden ist mit dem Vorliegen des Berichts also noch nichts.
Auf Nachfrage des Wochenblatts bestätigt SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf, die SBB verfolgten die Planung der Haltestelle derzeit weiter: «Der Auftrag des Bundes lautet: Bis zu den definitiven politischen Entscheiden werden alle Projekte wie geplant weitergeführt.» Ende April 2025 habe das Bundesamt für Verkehr (BAV) grünes Licht gegeben, die Planungsphase «Bau- und Auflageprojekt» zu starten. «Die Projektierungsarbeiten sind im Gang. Ziel ist, das Projektdossier im Jahr 2026 beim BAV einzureichen, damit das Plangenehmigungsverfahren gemäss Eisenbahngesetz starten kann», so Weisskopf weiter.
Unterstützung vom Kanton
Der Dornacher Gemeinderat sprach in seiner Sitzung am Montag über den Bericht. «Die Verschiebung auf 2045 wäre für Dornach eine schlechte Nachricht», sagte Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD/Grüne). «Wir dachten bisher, dass es sich um ein vom Bund beschlossenes Vorhaben handle. Die SBB haben auch nach wie vor den Auftrag, die Haltestelle so zu planen. Nächstes Jahr soll das Plangenehmigungsverfahren gestartet werden.» Nichtsdestotrotz könne die Gemeinde nicht mehr sagen, dass es keine Hinweise gebe, dass die Haltestelle nicht so gebaut werde wie bisher angenommen, resümierte Urech an der Sitzung vom Montag. «Diese Unsicherheit müssen wir in die Planung aufnehmen.» Der Gemeindepräsident erklärte, es gebe noch intakte Chancen, dass die Expertenmeinung aus dem Bericht «nicht zur Umsetzung gelange werde». «Denn es wäre sehr störend, wenn ein so fortgeschrittenes Projekt gestoppt würde», so Urech weiter.
Auch der Kanton Solothurn steht hinter der Kritik, er will sich beim Bund für die Schwarzbubengemeinde wehren. Urech gab an, Regierungsrätin Sandra Kolly (Die Mitte) habe ihm persönlich versichert, dass sie sich für den Bahnhof einsetzen werde. «Wir haben gute Argumente, um uns gegen diese Depriorisierung zu wehren. Wir haben starke Verbündete», so der Gemeindepräsident.
«Ich erwarte nun, dass alle Planungen gestoppt werden»
Weniger optimistisch sah das Statthalter Daniel Müller (FDP). Er wies darauf hin, dass seine Partei vor diesem Szenario gewarnt und deshalb einen Alternativplanung gefordert habe. «Das wurde stark vernachlässigt. Ich erwarte nun, dass alle Planungen gestoppt werden und dass zeitnahe Gespräche mit der Hiag geplant werden», so Müller weiter. Gleichzeitig hob er die Wichtigkeit der Haltestelle für Dornach hervor. Auch Maria Montero Immeli (Die Mitte) unterstrich die Relevanz der Haltestelle und ergänzte: «Der Bericht ist eine wissenschaftliche Arbeit, die eine Grundlage für politische Entscheide sein soll. Der Entscheid ist aber noch nicht gefallen. Wir müssen nun mit dem Kanton zusammenarbeiten, um unsere Interessen durchzusetzen.»
Der Gemeinderat verschob aufgrund des Berichts das traktandierte Geschäft zum Teilzonenplan Wydeneck vorerst, «damit wir auf eine mögliche Überarbeitung reagieren können», so Urech.