Orchestrale Triangulationspunkte

Auf drei Säulen ruhte das Konzert des Orchesters Dornach im Goetheanum unter der Stabführung von Jonathan Brett Harrison: Mozart – Britten – Schumann.

Protagonisten (v. l.): Oscar Garcia (Konzertmeister), Dominik Zinsstag (Solist Horn), Jonathan Brett Harrison (Dirigent) und
Protagonisten (v. l.): Oscar Garcia (Konzertmeister), Dominik Zinsstag (Solist Horn), Jonathan Brett Harrison (Dirigent) und

Jürg Erni

Im Theater Basel eröffnet sie derzeit Mozarts reifes Bühnenwerk, die Ouvertüre zur «Zauberflöte». Im Goetheanum galt sie als Prüfstein zum Konzertbeginn auf Dornachs «Grünem Hügel». Das mit Berufsmusikern erweiterte Streichorchester spielte die Intrada akkurat und luzide und platzierte die Signale der Dreiklangsymbolik eher behutsam.

Mit der «Serenade», op. 31, hat sich der junge Tenor Jonas Iten ein hohes Ziel gesteckt. Die heikle Solopartie hat Benjamin Britten seinem Lebensgefährten Peter Pears auf die Kehle geschrieben. Die sechs «Nacht»-Stücke feiern die Verklärung der Dunkelheit wie die Sehnsucht nach Erlösung im Licht. Die Stimmlage berührt Grenzbereiche und fordert die Registerwechsel stark. Die Wechsel gelangen dem Tenor gut. Bei den exponierten Lagen war seine Stimme gelegentlich überfordert, um dann wieder angenehm mit einem weichen, hellen, schmiegsamen Timbre zu überraschen. Die sperrige, anspruchsvolle Tenorpartie scheint wie das Zeitalter der Countertenöre anstimmen zu wollen.

Hohe Bläserkunst

Der 28-jährige Basler Jonas Iten, Solohornist in der Badischen Staatskapelle, intonierte die weiten Intervalle im Prolog wie im Epilog (hinter der Bühne) auf dem Naturhorn tadellos und blies die instrumentale Ergänzung der sechs Songs prachtvoll auf dem Ventilhorn. Hohe Bläserkunst! Die Hornstimme balanciert auf dem Seil der leeren, reinen Intervalle von Oktave bis Alphorn-Fa und schmeichelt dem Sänger mit Tönen der Natur und ihrer Versöhnung.

Gleich vier Hörner setzt Robert Schumann in seiner «Rheinischen» Sinfonie ein. Im Scherzo kamen die Weckrufe aus Wald und Hain sehr schön zur Geltung, während die Posaunen (mit einem famosen Posaunistinnen-Trio besetzt) den «Feierlich»-Satz wie einen Feste-Burg-Choral zelebrierten. Die Bläserregister waren mit dem Flötistinnen-Duo, dem Trompeten-Pas-de-deux und den Solistenpaaren von Oboe, Fagott, Klarinette hervorragend besetzt.

Schöne Momente

Und die dreidutzendköpfige Liebhaber-Formation bei den Streichern? Die für die bald blockartig auftrumpfende, bald polyphon filigrane Schumann-Sinfonie eher kammerorchestrale Formation legte sich engagiert ins Zeug und zeigte schöne Momente des Ausgleichs und der Sicherheit punkto Phrasierung wie Intonation.

Jonathan Brett Harrison steuerte die Einsätze souverän. Er war auf eine solide Interpretation bedacht und mied Extravaganzen bei der Wahl der Tempi und der dynamischen Ausprägungen. Der Applaus war lange und kam von Herzen. Zum Dank an die Protagonisten gabs Weinflaschen statt Blumen.

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