«Immer laut, immer einzigartig, immer grossartig»
Das beschauliche Dorf auf dem Gempen wurde am Wochenende zur Festmeile. Die Besuchenden kamen in Scharen – und sie hatten Hunger. Das sorgte da und dort für Engpässe.
«Wir wurden nahezu überrannt», so tönte es am Wochenende an vielen Ständen und in den Gassen Gempens. Rund 15000 Besucherinnen und Besucher zog es gemäss Schätzungen des OKs in das beschauliche Dorf – und die hatten Hunger. So viel, dass die Foodstände bereits am Freitagabend, als das Fest eröffnet wurde, ins Straucheln gerieten. Die Bürgerstube etwa hatte bereits am Eröffnungsabend alle Portionen Älplermakronen verkauft – am Samstag musste für Nachschub gesorgt werden.
Die 18. Ausgabe des Gempenfests markierte ein fast rundes Jubiläum: Seit 51 Jahren feiert Gempen sein Dorf. «Immer laut, immer einzigartig, immer grossartig», sagte OK-Co-Präsident Roman Baumann in seiner Ansprache am Eröffnungsabend.
Hinter dem Erfolg steht Gründervater Silvano Marcionelli. Das erste Fest trugen er und sein Team 1974 aus. Es war der Grundstein für eine Tradition, die fortan weitergeführt wurde. Elf Gempenfeste habe Marcionelli organisiert, erklärte Gemeindepräsidentin Eleonora Grimbichler in ihrer Rede. «Silvano prägte Gempen massgeblich und trug dazu bei, dass es heute jenes Dorf ist, das wir kennen», sagte sie. Von 1973 bis 1981 war Marcionelli überdies Gemeindepräsident – «in einer Zeit der Veränderung, als die Gempner Bevölkerung stark wuchs und die finanziellen Möglichkeiten gleichzeitig bescheiden blieben», sagte Grimbichler. So sei die Idee eines grossen Festes entstanden. Der Erlös daraus dient seit Jahren der Finanzierung wichtiger Projekte in der Gemeinde – in den 70ern und den 80ern etwa für den Bau des neuen Schulhauses. Ende der 80er-Jahre entstand mit den Einnahmen die Brüggli-Stiftung, die sich für ältere, junge und bedürftige Menschen einsetzt.
Die diesjährigen Einnahmen sollen für einen Begegnungsort auf dem Sportplatz eingesetzt werden, erklärte OK-Co-Präsident Michael Grimbichler. Sei es für einen Pavillon oder eine Buvette, das sei noch zu besprechen.
Gründervater Silvano Marcionelli konnte das diesjährige Gempenfest nicht miterleben – er ist im vergangenen Jahr verstorben.
Auch etwas Politik darf nicht fehlen
Das Fest, das 2016 das letzte Mal ausgetragen worden war, lockte heuer hohe Politprominenz an. Regierungsrätin Sibylle Jeker (SVP) überbrachte dem Dorf «hingerem Bärg» die besten Grüsse aus Solothurn. Jeker, die selbst aus dem Schwarzbubenland stammt, hob in ihrer Rede die Werte der Region hervor: «Wir können stolz sein auf unseren Wohnort. Wer hier lebt, weiss, was Zusammenhalt, Naturverbundenheit und Eigenständigkeit bedeuten.» Dann wurde es aber doch noch politisch: «Wir stehen vor der Frage: Wie geht es künftig weiter für ein Dorf, für eine Gemeinde?» Die Volkswirtschaftsdirektorin sprach in der Folge auch über mögliche Gemeindefusionen im Kanton. Der Gemeinderat von Gempen hatte im Sommer von der Gemeindeversammlung den Auftrag erhalten, eine Fusion mit umliegenden Gemeinden zu prüfen
Operationen und Helikopterrundflüge
Nach den Ansprachen wurde das Fest offiziell eröffnet. Ein rotes Band wurde auf der Bühne zerschnitten, die Party begann. Auch am Samstag und am Sonntag waren die Gempner Gassen voll, die Beizen hatten viel zu tun. Für genügend Attraktionen hatte das OK gesorgt: Am Stand des Spitals Dornach konnten etwa «Operationen» im Bauchraum durchgeführt werden – selbstredend war kein Blut im Spiel, viel mehr mussten Sugus mit einem chirurgischen Instrument aus dem Bauch befreit werden. Sportliche Kinder konnten ins Sägmehl steigen und testen, ob sie das Zeug zum nächsten Schwingerkönig hätten. Beim Carving-Spektakel zeigten die Profis, welche beeindruckenden Figuren auch in kurzer Zeit aus einem Holzstamm mit einer Kettensäge geschnitzt werden können. Und wer Gempen einmal von oben sehen wollte, stieg in den Helikopter, der eigens für das Fest über der Region kreiste.
Der Tenor unter den Besuchenden des Anlasses war überall etwa gleich: «Es ist schön, dass das ganze Dorf zusammenkommt», sagte eine junge Einwohnerin Gempens. Das OK zeigte sich nach dem Fest äusserst zufrieden. Und auch wenn Co-Präsident Baumann noch keine fixen Zahlen nennen kann: Beim diesjährige Fest dürfte genug Geld für die neuen Projekte zusammengekommen sein.