Neuer Kulturtempel in der alten Metalli

Auf dem ehemaligen Metalliareal in Dornach wird die alte Kantine zu neuem Leben erweckt. Sie soll ein bebendes Kulturlokal in der Region werden.

Wird wiederbelebt: Das alte Refektorium, das den Arbeitern über knapp hundert Jahre als Kantine diente, soll neu ein Ort der Kultur werden. Foto: ZVG
Wird wiederbelebt: Das alte Refektorium, das den Arbeitern über knapp hundert Jahre als Kantine diente, soll neu ein Ort der Kultur werden. Foto: ZVG

Die Metallwerke Dornach verarbeiten auf dem rund 130000 Quadratmeter grossen Werkareal seit über 125 Jahren unterschiedlichste Metalle zu verschiedenartigen Halbfabrikaten. Unter anderem wurden hier die Rohlinge für die Schweizer Fünffrankenstücke fabriziert. Zu den Hochzeiten arbeiteten auf dem Areal knapp 2000 Menschen. Damit ist 2025/26 Schluss, die letzten Produktionseinheiten werden an einen anderen Standort verlegt.

Das Areal soll sich in den kommenden Jahren vom Industrie- zu einem gemischtgenutzten Wohn- und Gewerbequartier mit dem Namen «Wydeneck» verwandeln. Bis dahin will die Besitzerin, die Hiag AG, das Areal für Zwischennutzungen freigeben. Hier setzt der vor kurzem gegründete Verein Wydekantine an: Während dieser Phase, die etwa zehn Jahre dauern wird, will er das Areal kulturell beleben.

Vision, für die man anpacken muss

Herzstück des Projekts ist das alte Refektorium, das den Arbeitern über knapp hundert Jahre als Kantine diente. Die Vision von Patrick Tschan und Gelgia Herzog: Hier soll ein neuer Kulturtempel entstehen, der Auftrittsmöglichkeiten sowohl für Musikschulen, Chöre, Kellerbands und Laientheater als auch für Stars und aufgehende Sternchen aus dem professionellen Kulturbetrieb bieten will. Eine Bar und ein Foodtruck sollen den Kulturgenuss gastronomisch abrunden. «Als ich mit Patrick Tschan im Februar im Rahmen einer Besichtigung über das Areal spazierte, hatte ich Gänsehaut», schwärmt Gelgia Herzog. Spontan kam ihnen die Idee, das Areal kulturell zu beleben.

Der in Dornach lebende Patrick Tschan ist Schriftsteller und Kolumnist, Gelgia Herzog ist Geschäftsführerin des Vereins Birsstadt und betreibt ein Planungs- und Kommunikationsbüro in Nunnigen. Beide sind in der Region bestens vernetzt. Und beide sind sich einig: Die Wydekantine soll der «Place to be» im «wilden Westen von Basel» werden. Bis es losgehen kann, steht den Vereinsgründern allerdings noch viel Arbeit bevor: Das baufällige Gebäude muss dringend renoviert werden – das Dach ist undicht, die Fenster teilweise kaputt, Toiletten fehlen genauso wie Rampen für den barrierefreien Zugang. Die Hiag investiert einen grösseren Betrag, um das Haus nutzbar zu machen, den Rest will der Verein mit Hilfe von Freiwilligen selbst schaffen. «Unser Ziel ist es, die Wydekantine mit eigener Man- und Womanpower wieder in Schuss zu bringen», sagt Gelgia Herzog. Dazu braucht der Verein Mitglieder, die tatkräftig anpacken und bei den Arbeiten mithelfen. Auch Materialspenden seien sehr willkommen: «Stühle, Tische, Bänke – wir nehmen alles gerne», sagt Gelgia Herzog und lacht.

Grosses Open Air im September

Um das Projekt zu finanzieren, planen Tschan und Herzog am Freitag, 10. September, und Samstag, 11. September, ein Open Air für bis zu 1000 Personen auf dem Drehscheibenplatz vor der Wydekantine (sofern es die dann aktuelle Coronalage erlaubt). Das Line-up lässt sich sehen: Den Auftakt am Freitag macht Koenix, eine Folk-Rock-Band aus Solothurn, am Samstag folgen Konzerte von Snakeskin Boozeband aus dem Laufental und Crown of Glory aus Bern. Beide bringen eine Prise Metal in die Metalli. Die national bekannte AC/DC-Tributeband live/wire konnten die Organisatoren ebenso gewinnen.

Neben regionalen und nationalen Stars sollen auch die Bands der Jugendmusikschule Dornach einen Auftritt erhalten. «Es ist uns wichtig, die Jugend miteinzubeziehen und ihr eine Plattform zu bieten», erklärt Herzog.

Mit dabei sind auch die bereits ansässigen Unternehmen: Urs Erbachers Bikerlokal «FatInn», das gleich gegenüber der neuen Wydekantine liegt, wird die Gäste bewirten und dank der Tipioase wird es einen gemütlichen «Chill-out»-Bereich geben. Die Pläne, inklusive Schutzkonzept, habe sie vor kurzem der Gemeinde zur Genehmigung eingereicht, erzählt Herzog. Mit den Einnahmen aus dem Openair will der Verein die Umbaukosten für das neue Kulturzentrum stemmen. Dieses soll – sofern alles klappt – Anfang 2022 eröffnet werden und jeweils zweimal im Monat einen kulturellen Leckerbissen bieten. Und Gelgia Herzog verrät: «Wir können uns auch vorstellen, das Angebot auszubauen, wenn es auf grosses Interesse stösst.»

www.wydekantine.ch

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