«Ich erkannte, dass ich durch meine Stimme Menschen bewegen kann»

Der international gefeierte Countertenor Nils Wanderer ist am Mittwoch zu Gast im Kloster Dornach. Dabei gibt es Monteverdi und Cavalli, aber auch Musik von zeitgenössischen Komponisten zu hören.

«Freue mich jedes Mal, wenn ich zurückkehren darf»: Nils Wanderer ist im Kloster Dornach «Artist in Residence».Foto: ZVG
«Freue mich jedes Mal, wenn ich zurückkehren darf»: Nils Wanderer ist im Kloster Dornach «Artist in Residence».Foto: ZVG

Es ist eine Stimme, der sich niemand entziehen kann. Das liegt womöglich daran, dass der Deutsche Countertenor Nils Wanderer nicht einem bestimmten Genre zuzuordnen ist, sondern seine berührende und eindringliche Stimme für sich selbst – losgelöst von Konventionen – klingt. Wer einen Vorgeschmack auf das Candlelight-Konzert in der Klosterkirche Dornach vom kommenden Mittwoch gewinnen möchte, dem stehen im Internet unzählige Videos des aufstrebenden Sängers zur Verfügung. Dass Wanderer vorgespurte Wege hinter sich lässt, liegt womöglich in seiner Biografie begründet: «Ich komme aus einem Handwerkshaushalt und wurde mit AC/DC und The Saxons grossgezogen. Als ich dann im Knabenchor anfing, erkannte ich, dass ich durch meine Stimme Menschen bewegen kann und Musik eine magische Verbindung herstellen kann», erzählt er. Ihm sei – neben den Berufswünschen Tierarzt und Postbote – immer klar gewesen, dass er Sänger werden wolle. Mit der Musik könne er den Menschen für eine kurze Zeit alle Sorgen und Nöte nehmen und sie in eine andere Welt zu entführen. «Das hat eine besondere Magie.»

Monteverdi und Sting

An der Seite Wanderers spielt der ebenso international bekannte Lautenist aus Österreich Johannes Ötzbrugger. Über diesen ist auch der Kontakt des Countertenors zum Kloster Dornach entstanden: «Wir sangen ein Konzert in Dornach und ich hatte die Gelegenheit, das Team des Klosters kennenlernen zu dürfen. Es war eine unmittelbare, tiefe Verbindung und ich freue mich jedes Mal, wenn ich zurückkehren darf», sagt Wanderer. Zu hören sein werden einerseits Arien und Barocklieder von Monteverdi, Purcell und Cavalli. Andererseits: «Als Wanderer zwischen den Welten werden wir auch Musik von Sting und anderen zeitgenössischen Komponisten singen.»

Nils Wanderer ist im Kloster Dornach «Artist in Residence» – wie andere Institutionen bietet auch das Kloster Dornach Künstlerinnen und Künstlern einen Rückzugsort, an dem sie, meist ohne eigene finanzielle Mittel aufwenden zu müssen, ihrer Tätigkeit nachgehen können.

Gesang und soziales Engagement vereint

Seinen Erfolg hat sich der 31‑Jährige hart erarbeitet: Geboren 1993 in Ludwigsburg, aufgewachsen in Bietigheim-Bissingen und aus einem Haushalt stammend, wo eher Heavy Metal gehört wurde, kam er nach Maulbronn ins Internat, wo die Grundlagen für seine musikalische Ausbildung gelegt wurden. Nach seiner Opernausbildung an der Guildhall School of Music and Drama in London sang Wanderer als Künstler unter anderem Hautpartien in Oper und Oratorium am Teatro Massimo Palermo, an den Salzburger Festspielen, den Staatsopern Berlin und Hannover, dem Vatikan in Rom und gibt Liederabende und Konzerte mit namhaften Liedbegleitern wie Daniel Heide oder Marcelo Amaral von Europa über Nordamerika bis Indien. Neben seiner Tätigkeit als Opernsänger arbeitet Nils Wanderer international als Schauspieler, Choreograf und Regisseur für Oper und Theater. Zudem engagiert er sich sozial, etwa für die queere Community in Russland und für die deutsche Aids-Hilfe. Wanderer ist bereits Träger vieler Preise, so gewann er etwa den Placido Domingo’s Operalia, einen internationalen Wettbewerb für junge Opernsänger, im Jahr 2022 als erster Deutscher und einziger Countertenor.

Candlelight-Konzert mit Countertenor Nils Wanderer und Lautenist Johannes Ötzbrugger; Mittwoch, 17. Dezember, 19.30 Uhr, Kloster Dornach. Informationen: klosterdornach.ch

Weitere Artikel zu «Dornach, Gempen und Hochwald», die sie interessieren könnten

Gempen: Sparen und Kosten stemmen
Dornach, Gempen und Hochwald10.12.2025

Gempen: Sparen und Kosten stemmen

Die Gemeinde Gempen rechnet für das kommende Jahr mit einem Aufwandüberschuss von 0,36 Mio. Franken. Investitionen sind in der Höhe von 0,44 Mio. Franken zu…
Fast vollendet: Angelika Schmitt und Philip Kovce im Lesesaal des Archivsvor der Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Foto: zvg / Nana Badenberg
Dornach, Gempen und Hochwald03.12.2025

Rudolf Steiners Gesamtwerk wurde verewigt

Die seit 1961 erscheinende Rudolf Steiner Gesamt-ausgabe steht kurz vor dem Abschluss. Über 400 Bände des Gründers der Anthroposophie hat die Rudolf Steiner…
Pfadi St. Mauritius kriegt Anerkennungspreis: Benjamin Hasler (2. v. l.) und Andrea Schwaar vom Leitungsteam nahmen den Preis entgegen. Gemeindepräsident Daniel Urech (rechts) und Jurypräsident Roland Müller würdigten das Engagement. Foto: Bea As
Dornach, Gempen und Hochwald03.12.2025

Budget mit der Steuererhöhung kommt vors Volk

Die Gemeindeversammlung von Dornach hat mittels Viertel-Quorum die Schlussabstimmung über das Budget 2026 an die Urne geschickt.