Nach Parteiaustritten: SVP Dornach verliert drei Kommissionssitze

Marisol und Andreas Fürst üben ihre Kommissionsämter neu als Parteilose aus – sie sind aus der SVP ausgetreten. Was bedeutet das für die Partei?

Marisol und Andreas Fürst haben Ende Mai überraschend ihren Austritt aus der SVP gegeben. Beide waren langjährige Parteimitglieder, Marisol Fürst sass für die SVP Dornach im Gemeinderat und war Vizepräsidentin der Ortspartei, ihr Ehemann Andreas Fürst amtete als Beisitzer im Vorstand. Warum sie ausgetreten seien, will Marisol Fürst gegenüber dem Wochenblatt nicht kommentieren. Klar ist jedoch, dass es in der SVP Dornach zu einer Transformation gekommen ist, die der Familie offenbar nicht passte. Die Partei hatte sich in den letzten beiden Jahren neu konstituiert: Interimspräsidentin Sibylle Jeker trat zurück, René Umher, der früher einmal SP-Präsident war, übernahm das SVP-Präsidium. Der Auftritt der Partei in der Öffentlichkeit wandelte sich.

René Umher bedauert den Austritt der beiden langjährigen Mitglieder, wie er auf Nachfrage schreibt. «Die im Jahr 2020 neu konstituierte Ortspartei stellte sich mit mehrheitlich jungen Menschen in den verschiedenen Gremien neu auf. Das bedingt auch eine moderatere politische Stellung, welche zukunftsgerichtet ist und zugegeben nicht immer mehrheitsfähig war, ist und sein dürfte», so der Präsident. «Dies manifestierte sich auch bei den vergangenen Wahlempfehlungen, welche beispielsweise bei eidgenössischen Wahlen nicht immer den Empfehlungen der Mutterpartei entsprachen. Dazu stehen wir, denn wir sind felsenfest überzeugt, dass nur durch Kompromisse und eine moderate Herangehensweise und trotz der Oppositionsarbeit eher Mehrheiten geschaffen werden können.»

FDP unterstützt die Parteilosen

Der Doppelparteiaustritt bedeutet für die SVP Dornach den Verlust von drei Kommissionssitzen. Die Sitze hat sich die Partei dank einer bürgerlichen Zusammenarbeit gesichert: Weil die SVP bei den Gemeinderatswahlen im letzten Jahr eine Listenverbindung mit der FDP eingegangen war und dieser so zu einem dritten Gemeinderatssitz verhalf, schanzten ihr die Liberalen sieben Kommissionssitze zu. Denn gemäss dem definierten Schlüssel zur Verteilung der Kommissionssitze, der sich an den Stimmenverhältnissen bei den Gemeinderatswahlen orientiert, standen die Sitze der FDP zu.

Wegen des Parteiaustrittes des Ehepaars Fürst, das zusammen drei Kommissionssitze belegt, musste der Gemeinderat am Montag Nachwahlen traktandieren. Marisol Fürst sitzt in der ­Familien-, Jugend- und Kulturkommission, Andreas Fürst ist Teil der Sicherheitskommission sowie der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (Uvek). Das Ehepaar Fürst stellte sich weiterhin zur Verfügung, beide gingen jedoch als parteilose Kandidaten in die Wahl. Die FDP nominierte die beiden Bisherigen, obwohl die SVP mit Dominic Tschudin, Hans-Rudolf Tschudin und Daniela Fabris drei Gegenkandidierende aufstellte. Bei der Abstimmung im Gemeinderat blieben diese jedoch chancenlos: Die Exekutive wählte Marisol und Andreas Fürst einstimmig.

«Wir freuen uns über das Ergebnis»

Marisol Fürst zeigt sich am Tag nach der Wahl gegenüber dem Wochenblatt erleichtert über das Ergebnis: «Wir freuen uns sehr über das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird, denn wir arbeiten sehr gerne in diesen Kommissionen mit. Ein grosser Dank gilt auch der FDP, die uns die Chance gibt, unsere Arbeit weiterzumachen.» Ein Beitritt zur FDP sei zurzeit jedoch keine Option, sagt Fürst auf Nachfrage.

Das Verhältnis zwischen der SVP und der FDP sei durch die Kommissionsnachwahlen weder getrübt noch negativ behaftet, versichert Umher gegenüber dem Wochenblatt. «Die Listenverbindung bei den vergangenen Gemeinderatswahlen hatte zum Ziel, die Gemeindepolitik wesentlich zu verbessern.» Sie komme allerdings keiner «politischen Heirat» gleich. Vielmehr wolle man während der laufenden Legislatur «die Geschäfte zusammen und aus einer bürgerlichen Perspektive aktiv angehen», so der Präsident.

Der SVP bleiben nun nur noch vier Kommissionssitze: die zwei von Alain Ulmi und Damiano Emmenegger, die beide in der Sport- und Freizeitkommission sitzen, jener von Daniela Fabris in der Uvek und der Sitz von Hans-Rudolf Tschudin in der Finanzkommission. Der SVP sei bewusst, dass «durch die Einführung des Ressortsystems die Chancen im politisch eher links orientierten Dornach kleiner wurden», so Umher. Mittel- bis langfristig visiere die Partei bei den kommenden Wahlen im Jahr 2025 dennoch einen Sitz im Gemeinderat und einen Sitz in der Bau-, Werk- und Planungskommission sowie in anderen Kommissionen an.

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