Komödiantischer Abschied
Mit Renata Burckhardts Stück «Abgesang» inszeniert Ursina Greuel ihre siebte Stückbox. Das Projekt setzt auf kurze Probenzeiten, wenig Infrastruktur, die Kraft des Wortes und den Dialog mit dem Publikum.

Am Montag probte Regisseurin Ursina Greuel mit den Schauspielerinnen Newa Grawit und Agnes Lampkin im Foyer von neues-theater.ch. Unter den wachsamen Augen der Autorin Renata Burckhardt und Sibylle Burkart wurden jede Geste, jeder Satz und jede Betonung geübt. Wenn aus Livio aus unerklärlichen Gründen Lucca wurde oder Passagen vergessen gingen, musste wiederholt werden. Theaterspielen ist hartes Handwerk.
Stoff für Diskussionen
Abgesang kann Ausklang, wehmütiger Abschied und Lebewohl bedeuten. «Der Titel tönt vielleicht etwas depressiv», sagt Regisseurin Ursina Greuel, «aber das Stück ist eine Komödie.» Zwei Frauen aus zwei verschiedenen Generationen, die beide in dieselbe Familie eingeheiratet haben, müssen die Wohnung der verstorbenen Schwiegermutter bzw. Schwiegergrossmutter leerräumen. Die beiden Araber vom Umzugsdienst verspäten sich, die Zeit vergeht. Die Frauen warten und warten. Und sie sprechen über ihre Situation, ihre Männer und die Aufgabenverteilung der Geschlechter, geraten sich in die Haare und versöhnen sich wieder. Die Autorin kam auf die Idee zum Stück durch die Beobachtung der Leute um sie herum. «Es interessiert mich, wie das Systembezogene ins Private hineinspielt», sagt sie, «es gibt nach wie vor Normierungen von Vorstellungen, wie gute Eltern aussehen und wie nicht.» Im Begleitbüchlein steht: «Häufig aber stehen strukturelle, systematische Bedingungen, Normen und comme-il-fauts einer Gesellschaft den Wünschen der einzelnen Individuen im Weg. Als gerieten die Individuen unter die Räder ihres eigenen Systems. Aber sind nicht sie selber Stellvertreter der gesellschaftlichen Strukturen und/oder umgekehrt?» Das Stück «Abgesang» ist ein Abschied von alten Möbeln und vielleicht auch von alten Vorstellungen. «Ich finde es wichtig, dass sich das Publikum amüsiert», sagt Ursina Greuel, «aber nicht über die Figuren lacht. Die Situationen sind komisch, die Figuren vielleicht eher tragisch.»
Steinklang und Stummfilm
Am Samstag präsentiert die Reihe «Steinklang in concert» einen musikalisch-visuellen Abend mit Perlen der Stummfilmzeit und aktuellen Animationsfilmen, die live mit Steinklanginstrumenten, Fender Rhodes und Percussion vertont werden. Unterstützt werden die Musiker wie immer von den KlangKids, einem Projekt mehrerer Musikschulen.
«Abgesang», Stückbox No. 7, neues-theater.ch, Dornach, Premiere: Fr, 10. Februar, 20 Uhr; So, 12. Februar, 18 Uhr; Mi, 15. Februar, 20 Uhr, Do, 16. Februar, 20 Uhr.
«Steinklang in concert»: «Stones4Cinema», neuestheater.ch, Dornach, 11. Februar, 20 Uhr.