Im Hobler Gemeinderat rumort es
Nach internen Differenzen tritt Linda Dagli Orti (Grüne) aus dem Hobler Gemeinderat zurück. Gemeindepräsident Beat Kübler (FDP) gibt indirekt Spannungen zu.

Bei den im Proporzsystem abgehaltenen Gemeinderatswahlen im Mai in Hochwald gelang Linda Dagli Orti ein überraschender Coup. Sie holte als einzige Kandidatin auf der Liste der Grünen gleich zwei Sitze für ihre Partei und verteidigte so ihren eigenen Sitz souverän. Es dauerte Wochen, bis die Grünen mit Tamara Woodtli ein zweites Mitglied für den Gemeinderat gefunden hatten. Doch nur wenige Monate nach Beginn der neuen Legislatur und knapp zwei Jahre nach ihrer Wahl in den Gemeinderat legt Dagli Orti ihr Amt nieder. Über die Beweggründe ihres Rücktritts will sie noch nicht öffentlich sprechen. Nur so viel: «Die Bedingungen sind nicht mehr gegeben, dass ich mein Amt ausführen kann.»
Mehrere Personen bestätigen gegenüber dem Wochenblatt, dass es im Hobler Gemeinderat Differenzen gibt und diese auch mal hart ausgefochten werden. Gemeindepräsident Beat Kübler (FDP) bedauert den Rücktritt. «Linda Dagli Orti hat sich mit viel Engagement für die Gemeinde und die Bevölkerung eingesetzt, wofür ich ihr im Namen des gesamten Gemeinderats herzlich danke.»
«Entscheidend ist, dass der Dialog respektvoll geführt wird»
Kübler gibt in seiner schriftlichen Erklärung nur indirekt zu, dass es zu Spannungen gekommen ist. «In jedem Gremium treffen unterschiedliche Persönlichkeiten und Sichtweisen aufeinander – das ist normal und gehört zur politischen Arbeit. Natürlich kann es in intensiven Phasen auch mal zu Spannungen kommen.» Unterschiedliche Meinungen und Diskussionen würden in einem politischen Gremium dazugehören, so Kübler. «Entscheidend ist, dass der Dialog respektvoll geführt und das gemeinsame Ziel, das Wohl der Gemeinde, im Zentrum bleibt.»
Der Start in die neue Legislatur war für den neu zusammengesetzten Gemeinderat auch deshalb herausfordernd, da sechs der sieben Mitglieder neue Ressorts übernommen haben, erklärt Kübler.
Als Gemeindepräsident liege ihm sehr am Herzen, dass im Gemeinderat ein «respektvoller und vertrauensvoller Umgang» herrscht. «Dazu benötigt es alle», gibt Kübler zu bedenken.
Für die Grünen ist der Rücktritt von Linda Dagli Orti ein Dämpfer. Bei den Gemeinderatswahlen im Mai wurde sie mit dem drittbesten Resultat im Amt bestätigt. Bei den vergangenen Kantonsratswahlen erzielte sie in Hochwald das beste Resultat aller Kandidierenden. «Es ist absolut bedauerlich», sagt Florian Lüthi, Amteipräsident der Grünen Dorneck-Thierstein. Mit dem Abgang von Dagli Orti ginge im Hobler Gemeinderat viel Expertise verloren. «Linda Dagli Orti konnte für Hochwald wichtige Themen aufgreifen, unter anderem in der familienergänzenden Betreuung, was für ein kleines Dorf nicht selbstverständlich ist.»
Finden die Grünen Ersatz?
Der Präsident der Grünen Dorneck-Thierstein hat von den Unruhen im Gemeinderat von Hochwald gehört und Dagli Orti Unterstützung angeboten. Für Lüthi ist ihr Rücktritt auch eine Warnung: «Wir müssen Sorge tragen, dass es weiterhin möglich ist, in der Exekutive zu politisieren. Es müssen Wege gefunden werden, dass man in einem Gremium zusammenarbeiten kann, ohne gleich die Ellbogen auszufahren. Sonst wird es noch schwieriger, Personen für solche Ämter zu finden.» Dass diese Unruhen bereits so kurz nach Legislaturbeginn aufgetreten sind, sei ein schlechtes Zeichen für den Hobler Gemeinderat, findet Lüthi.
Wer für die Grünen in den Gemeinderat nachrückt, ist offen. Als Ersatzmitglied der Grünen ist auf der Website der Gemeinde Hochwald Jana von Allmen aufgeführt.