«Ich höre auf, wenn es am schönsten ist»

24 Jahre lang setzte sich Hanspeter Hostettler mit Leib und Seele für seinen Laden in Oberdornach ein. Ende Dezem- ber macht er zum letzten Mal ein gutes Angebot.

Weitum für sein Engagement bekannt: Ladenbetreiber Hanspeter Hostettler. Foto: Bea Asper

«Die Schachtel Himbeeren für einen Franken!»: Dafür ist der kleine Laden von Hanspeter Hostettler weit über Oberdornach hinaus bekannt. «Die Kunden wünschten sich einen direkten Informationskanal. Also führte ich ein, die Aktionen an eine Whatsapp-Gruppe zu versenden, in der sich Interessierte eintragen konnten. Mittlerweile sind es einige hundert Personen», verrät Hanspeter Hostettler im Gespräch mit dem Wochenblatt. Die günstigen Konditionen seien dank seinem direkten Draht zu den Gemüse- und Früchteimporteuren möglich gewesen. «Ich war einfach immer zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle.»

Gegen Lebensmittelverschwendung ­anzukämpfen und Gemüse sowie Früchte zu familienfreundlichen Preisen anzubieten, war aber nur eine von vielen Ideen, für die Hostettler brannte. Grosszügig unterstützte er immer wieder Aktionen im Dorf – zum Beispiel die Osterüberraschung im Altersheim Wollmatt. Das soziale Engagement liegt ihm am Herzen. So setzte er sich über viele Jahre für die Integration im Arbeitsmarkt ein und bot Menschen, die auf Unterstützung angewiesen waren oder kein Wort Deutsch sprachen, eine Stelle in seinem Betrieb an. «Die Menschen konnten sich entfalten und fanden ihren Weg. Es gab tolle Anschlusslösungen, und manche haben Karriere gemacht.» Eine zweite Chance erhielten aber auch jene Menschen, die Diebstähle begingen. Hostettler war bereit, auf eine Anzeige zu verzichten, und bot den Tätern an, ihre Schuld im Laden abzuarbeiten.

Vor 24 Jahren hatte Hostettler den Denner-Laden in Oberdornach übernommen. Ende Dezember gibt er diese Verantwortung ab. «Für alle 18 Mitarbeitenden konnten wir eine Anschlusslösung finden.» Hostettlers Einsatz war immer sehr hoch. «Eine 100-Stunden-Woche war keine Seltenheit. Das war natürlich nur dank meiner Frau möglich. Ich hatte das Glück, dass meine Familie den Laden von Oberdornach auch zur Heimat erklärt hat.» Jetzt sei es Zeit für eine Veränderung. «Ich höre auf, wenn es am schönsten ist.» ­Natürlich gehe er nicht, ohne sich zu bedanken. «Ich möchte den Menschen ein besonderes Erlebnis schenken, deshalb habe ich mich entschieden, 15 mal zwei Eintritte für den Europa-Park zu verlosen und 50 Tickets an die Mitarbeitenden zu verschenken.» Zudem bietet er am 30. Dezember im Laden eine Verkaufsvergünstigung von 30 Prozent an.

Laden wird renoviert

Von Ruhestand will Hanspeter Hostettler nichts wissen. Ein definitives Projekt gebe es noch nicht, aber er möchte auf jeden Fall weiterhin für Denner tätig sein. «Doch zuerst gönnen wir uns einige Wochen Urlaub an der Sonne», so Hostettler. Ihm persönlich war es im-mer wichtig, in Oberdornach einen Gemischtwarenladen mit ausgedehnten Öffnungszeiten zu ermöglichen. Der Sonntagsverkauf sei bei der Übergabe des Denner-Ladens an einen Nachfolger Bedingung gewesen. «Die gute Nachricht ist, dass das Ladenlokal saniert und ausgebaut und im März unter neuer Leitung wiedereröffnet wird», sagt Hostettler.

Das Zelt beim Eingang, für dessen Verbleib Hostettler – mit Unterstützung seiner Kundschaft – gekämpft hat, bleibt an seinem Platz.

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