Gemeindeversammlung: Dornachs Zukunft kommt an die Urne
Die Stimmbürger delegieren den Entscheid zur Entwicklung des Widenareals an die Urne. Auf der grössten Industriebrache des Kantons sollen neue Einwohner und Arbeitsplätze angesiedelt werden.

«Kennen Sie ‹Fitzcarraldo›?» Mit dieser Frage eröffnete Gemeindepräsident Christian Schlatter die Dornacher Gemeindeversammlung am Donnerstagabend vor einer Woche. Der Film von Werner Herzog über den fast unmöglichen Bau einer Oper im peruanischen Dschungel sollte – auf Dornach gemünzt – die Kraft einer Vision illustrieren. Dornach baut zwar keine Oper, aber ein neues Quartier, das die Zukunft der Gemeinde massgeblich prägen wird. Das Gebiet Widen umfasst einen Perimeter von 270000 Quadratmetern. Die Hälfte davon beansprucht zurzeit noch die ehemalige Swissmetal, deren Produktionsbetriebe vom chinesischen Konzern Baoshida übernommen wurden. Verwaltet wird das Areal von der Weidenarealmetall AG, welche die Konkursmasse der Swissmetal liquidiert. Sachwalter Peter Rothenbühler steht vor der Aufgabe, die Ansprüche von über 1000 Gläubigern zu befriedigen.
«Alles oder nichts» macht Mühe
Parallel hat die Gemeinde begonnen, die Zukunft für dieses Areal zu entwerfen, und hat dafür eine 13-köpfige Begleitgruppe ins Leben gerufen, die ein räumliches Teilleitbild erarbeitete. Darin sind zehn Leitsätze formuliert, welche die Marschrichtung für die Arealentwicklung vorgeben. «Wir können dort etwas initiieren und positive Impulse für die finanzielle Zukunft Dornachs setzen», erklärte Schlatter mit Verweis auf das strukturelle Defizit der Gemeinde. Konkret sieht das Teilleitbild eine Mischnutzung von Wohnen und Arbeiten vor. Zudem bietet die Quartierentwicklung in den Widen auch die Chance, die Verkehrsprobleme in Dornachbrugg langfristig zu lösen. Mit einer avisierten Anbindung des Areals an die S-Bahn mit einer Haltestelle im Gebiet Apfelsee würde auch dem dortigen, heute peripher gelegenen Quartier neue Impulse geben. Die Umsetzung dieser Vision in die Realität dürfte mindestens 20 Jahre dauern.
Mehrere Bürger bekundeten an der Gemeindeversammlung allerdings Mühe mit der Vorlage, die ihnen keine Änderungsanträge zu den Leitsätzen ermöglichte. Dieses «Alles oder nichts» empfinde er als anmassend, so alt Kantonsrat Hans Abt (CVP). Seitens der FDP wurde auch die fehlende Information über die finanziellen Folgen der Quartierentwicklung für die Gemeinde moniert. Von Parteipräsident Urs Bendel kam schliesslich der Antrag, das Teilleitbild an die Urne zu bringen. Das dafür nötige Quorum von einem Viertel der Stimmen hatte er knapp auf seiner Seite. Allerdings wird auch die Urnenabstimmung nichts daran ändern, dass keine verlässlichen und präzisen finanziellen Szenarien für ein Projekt geliefert werden können, dessen Zeithorizont sich über Jahrzehnte erstreckt.
Das Eigenkapital schmilzt
Die Finanzen sind allerdings die zurzeit wichtigste Baustelle der Gemeinde. Das abgelaufene Rechnungsjahr schloss Dornach mit einem Aufwandüberschuss von 1,4 Millionen Franken ab, bei einem Gesamtertrag von knapp 42,9 Millionen Franken.
Der Fehlbetrag entspricht ungefähr dem strukturellen Defizit der Gemeinde. Zwar verbesserten sich die Steuererträge, denn Dornach ist nach wie vor attraktiv für wohlhabende Neuzuzüger, allerdings ist damit das Loch in der Kasse bei weitem nicht gestopft. Fast einer Million mehr Erträge stehen massive Mehrausgaben gegenüber. Eine Rückstellung zur Ausfinanzierung des Pensionskassenfehlbetrags der Verwaltungs- und Werkhofangestellten über 1,748 Millionen Franken belastete die Rechnung zwar ausserplanmässig, aber gleichzeitig schiebt die Gemeinde auch Investitionen in die Infrastruktur vor sich her. Mit 1,3 Millionen Franken lagen diese 2013 weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,5 Millionen Franken.
Stich-Denkmal: Es kommt – endlich
Mit der Idee eines Debattier- und Reflektier-Platzes zum Andenken an den 2012 verstorbenen Dornacher alt Bundesrat Otto Stich wurden die Dornacher nie wirklich warm. Der Gestaltungsvorschlag schien inhaltlich über-
laden, unzugänglich und war letztlich auch schlicht zu teuer. Mehrere Versuche des Gemeinderats, den Entwurf zu stutzen, liefen ins Leere. Nach unzähligen Varianten im Bemühen, Otto Stich ein würdiges Denkmal zu setzen, nahm die Bau-, Werk- und Planungskommission das Heft in die Hand und erarbeitete einen realisierbaren und schlichten Entwurf für den Gedenkplatz. Zu Stichs Ehren soll eine Sitzbank mit einer bronzenen Pfeife und Handtasche montiert werden. Ein Wegweiser wird auf die wichtigsten Stationen in Stichs Leben verweisen. Die Gemeindeversammlung stellte sich hinter diesen Entwurf, der nun mit einem Kostendach von 76 000 Franken an der Ecke Unterdorfstrasse, Josefengasse realisiert wird. Damit kommt die leidige Geschichte um den Gedenkplatz nach fast zwei Jahren endlich zu einem versöhnlichen Ende.