Für ein neues Ägypten
Auf grosses Interesse stiess die Einladung der katholischen und reformierten Kirche zur Podiumsdiskussion mit anschliessender Andacht zwischen Kopten und Muslimen.

Jay Altenbach
Seit vielen Jahren pflegt die katholische Pfarrei einen guten Kontakt zu koptischen Mitbrüdern und -schwestern. Regelmässig wird in Dornach auch Geld gesammelt für ein bestehendes Spital in Beni Mazar in Oberägypten. Aufgeschreckt von den revolutionären Ereignissen der letzten Monate haben die beiden Kirchgemeinden von Dornach am Begegnungstag der Religionen zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.
Gleich zu Beginn der Diskussion zeichnete die Muslima Jasmin El-Sonbati ein sehr pessimistisches Bild von der Entwicklung Ägyptens. Die Islamisierung breite sich seit den 1970er-Jahren zunehmend aus und die Konflikte zwischen Kopten und Muslimen würden von der Regierung und dem Militär gezielt unterstützt. Auch der Kopte Ezzat Boulos betonte, dass sich die Situation verschlechtert habe. Anstelle des Polizeistaats herrsche jetzt das Militär. Es sei an der Zeit, dass die Regierung an das Volk übergeben würde.
Der Muslim Mahmoud El Guindi versuchte zu relativieren. Er sehe die Situation nicht so negativ. Es gebe jetzt ein Führungsvakuum und die 44 neuen Parteien seien schwach. Zurzeit seien die Muslimbrüder besser organisiert, hätten aber nur 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Die Intellektuellen müssten sich zusammen schliessen. Der koptische Bischof Damian Anba bedauerte, dass die Religion jetzt im Mittelpunkt stünde. «Wir haben das Ziel des arabischen Frühlings aus den Augen verloren».
Eine Heimat für alle
Auf die Frage des Moderators Alois Schuler, Redaktor von «Kirche Heute», was die Ägypter im Ausland für ihre Landsleute tun können, hielt Bischof Damian Anba ein engagiertes Plädoyer, gemeinsam in Respekt und Frieden zu leben. Er sei überzeugt, dass es ganz viele Muslime gebe, die gegen diese Ungerechtigkeiten seien.
Deshalb sei es wichtig Klartext zu reden und die Probleme nicht unter den Teppich zu wischen. El Guindi forderte die Kopten auf, sich nicht nur für ihre Sache einzusetzen sondern für eine einzige Gesellschaft.
Jasmin El Sonbati plädierte für einen Prozess des «genauen Hinschauens» konnte aber ihre pessimistische Einstellung gegenüber der Entwicklung Ägyptens nicht verbergen.
Im Anschluss an die Diskussion wurden die Zuhörer eingeladen, an der ökumenischen Vesper in der Kirche teilzunehmen, die mit Orgelmusik und Alphornklängen untermalt wurde. Zum Abschluss wurde ein ägyptisch-schweizerisches Buffet mit Köstlichkeiten aufgestellt.