Eine dörfliche Perle auf dem Hochplateau

Am letzten Samstag ­präsentierten Geri Michel und Verena Ming ihr Dorf Hochwald unter dem Aspekt von «Broterwerb neben der Landwirtschaft im 19. Und 20. Jahrhundert». Über 30 Interessierte fanden sich ein.

Basler Wälleli einst: Arnold Vögtli bei der Arbeit... Foto: zVg

Basler Wälleli einst: Arnold Vögtli bei der Arbeit... Foto: zVg

...und heute: Demonstration an der Hauptstrasse auf dem Wellenbock. Foto: Thomas Brunnschweiler

...und heute: Demonstration an der Hauptstrasse auf dem Wellenbock. Foto: Thomas Brunnschweiler

Hobel, wie die Einheimischen sagen, ist auf den ersten Blick ein beliebiges Dorf. Aber halt! Wer weiss, dass hier der Bildhauer Raimund Böll, der Sohn des Schriftstellers Heinrich Böll, wohnte? Wer weiss, dass es hier einst 28 Drechsler gab und mehrere Spezereiwarenhandlungen, die alle ihre Spezialitäten verkauften? Wer weiss, dass in Hobel all­jährlich 10 Tonnen Buttenmost hergestellt werden? All dies und mehr erfuhren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Führung, welche die Kulturkommission Hochwald initiiert hatte. Das Motto hiess «Sidäspüeli, Baslerwälleli & Buttämoscht».

Der Rundgang begann gegenüber des Restaurants Rössli, wo es einen Überblick über die wesentlichen Geschichtsdaten gab. «Honwald» war vermutlich eine alemannische Siedlung. 1225 wurde der herrschaftliche Gutsbetrieb der Herrschaft Birseck erstmals urkundlich erwähnt. Hochwald wechselte mehrmals seinen Besitzer. 1669 verheerte ein Brand das in Holz gebaute Dorf. Erst 1948 wurde die Strasse des typischen Strassendorfes geteert.

Geschichte beginnt zu leben

Der ehemalige Lehrer Geri Michel erklärte die Architektur der klassischen und herrschaftlichen Dreisässenhäuser, die besonders lebendige Silhouette der Hauptstrasse und den Reiz der geknickten Satteldächer. Dazwischen streute er immer wieder witzige Anekdoten ein. Zwischen den Spezereiwarenhandlungen des «Galliammeli» und der «Vögtli Hansen» etwa gab es ein Konkurrenzverhältnis. Wehe, wenn eine Freundin der Galliammeli bei Vögtlis einkaufte!

Beim Haus 14 der Hauptstrasse fand eine Demonstration der Herstellung von Basler Wälleli statt. Zum Wellenmachen benötigt man einen Wellenbock, Draht und viel Geschick. Hinter der Linde zeigte Geri Michel gedrechselte Werkzeuggriffe, Fasshahnen, Schiffli, und Spulen für die Seidenbandweberei. Die Spulen waren Verbrauchsmaterial. Deshalb gab es in Hochwald so viele Bauern, die sich als Drechsler ein Zubrot verdienten. In diesem Zusammenhang erfuhr man etwas über den Kontrast zwischen der Armut im Dorf und dem Reichtum in der Stadt Basel, wohin die Produkte ausgeführt wurden.

Buttenmost aus Kaltpressung

Beim Milchhüsli am Hollenrain gab Michel Informationen zur Wasserversorgung von Hochwald, das allein auf das Grundwasser und auf Sodbrunnen angewiesen war. Erst 1932 wurde eine Wasserleitung gebaut. Früher galt es jeweils, das Wasser am Brunnen zu holen.

Bei den weiteren Stationen waren Familiennamen, die Entwicklung der Landwirtschaft und Forstwirtschaft Thema. Der Holzhandel war immer eine wichtige Einnahmequelle für die Hobler. Für den Wohlstand des Dorfs sorgte eher der Nebenerwerb als die Landwirtschaft. Am Schluss der Führung erklärte die Buttenmostproduzentin Verena Ming am Kirch­rain 17 die Herstellung des raren Guts. Zuerst kommen die vorgefrorenen Hagenbutten durch den Fleischwolf, um nachher kalt gepresst zu werden.

Bei einem Apéro zeigten sich die über 30 Interessierten begeistert von der spannenden Führung. Geri Michel hatte sich akribisch vorbereitet und konnte auf jede Frage eine passende Antwort geben. Solche Führungen fördern die Identifikation mit dem Wohnort. Eine Wiederholung mit anderen Interessierten wäre wünschenswert.

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