Ein Skulpturenweg durchs Goetheanum
Eine internationale Ausstellung mit Werken an-throposophischer Künstler verschafft bis zum Frühsommer einen Einblick in goetheanistisches Kunstschaffen.
Edmondo Savoldelli
Lebendiges Gleichgewicht – Vom Ich» heisst der programmatische Titel der Ausstellung. Er wurde den ungefähr 100 Werken von 21 Künstlern und Künstlerinnen als gemeinsames Motiv von den Ausstellungsmachern um Christian Hitsch, dem ehemaligen Leiter der Sektion für Bildende Künste, gegeben. Ein Rundgang durch den Goetheanum-Park und durchs Gebäude selbst erlaubt eine Begegnung mit Skulpturen und Plastiken, welche den ästhetischen Ideen Rudolf Steiners und Goethes verpflichtet sind. Die Werke in Holz, Bronze, Stahl, Stein, Beton, Ton oder Drahtgeflecht spiegeln vielfältig den unterschiedlichen Ansatz der Künstler im Ringen um das lebendige Gleichgewicht in den Arbeiten, das immer auch der Ausdruck inneren Gleichgewichts des Künstlers ist.
Aufscheinen des Übersinnlichen im künstlerischen Material
Figürliche Darstellungen (die sieben Erzengel des Holländers Rik ten Cate, Hiob von Manfred Welzel) stehen freien Formen gegenüber, die eher mineralische Statik (Peter Goehlen), lebendige Strömung (Wilhelm Reichert) oder ideellen Ausdruck (Raoul Ratnowsky) zeigen. Eine Besonderheit stellen drei Holzskulpturen der Baslerin Barbara Schnetzler dar, die einen vor kurzem abgestorbenen Birnbaum bearbeitete, welcher noch Brandspuren des ersten Goetheanums von der Silvesternacht 1922 /23 aufweist.
Lange vor den Theoretikern der Moderne (Paul Klee: «Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar») hat J. W. v. Goethe formuliert: «Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben». Die ausstellenden Künstler verstehen sich in dieser Tradition. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.