Ein literarischer Schatz

In Dornach wird des 100. Geburtstags von Silja Walter gedacht. Pfarrer Ernst Eggenschwiler ist Initiant und Kurator einer sehenswerten Ausstellung im Heimatmuseum Schwarzbubenland.

Umfangreiche Quellen: Über 70 Ordner und 20 Kartons voller Dokumente über und von Silja Walter hat Pfarrer Ernst
Umfangreiche Quellen: Über 70 Ordner und 20 Kartons voller Dokumente über und von Silja Walter hat Pfarrer Ernst

Silja Walter gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Schweiz und über die Grenzen hinaus. Die Tatsache, dass sie Nonne war, erleichterte die Verbreitung ihrer Schriften nicht gerade, denn viele hatten den Eindruck, es handle sich um religiöse Literatur. Natürlich ist das Spirituelle nicht aus Silja Walters Werk wegzudenken, aber Gedichte wie etwa «Mein kleiner weisser Hund und ich» zeigen, dass Silja Walter in erster Linie eine hochbegabte Dichterin war, die selbst ihren weissen Westie in unnachahmlicher Weise zu verewigen vermochte. Darüber hinaus war die Benediktinerin mit dem Ordensnamen Schwester M. Hedwig eine Mystikerin, die wie einst Hildegard von Bingen das Tanzen über alles liebte. Ihre letzten Zeilen, bevor sie mit 92 Jahren starb, lauten: «Danke für Deine Mühe mit mir – es ist hart für Dich und hart für mich, jetzt zu tanzen.»


Unermüdlicher Sammler und Bewahrer

Ernst Eggenschwiler, der Silja Walter 1985 kennenlernte, kam damals mit Mathilde Widmer-Schifferli auf die Idee, Silja Walter zum 50. Jubiläum der Mauritius-Kirche einzuladen. Es ergaben sich daraus eine lange Freundschaft und ein Briefwechsel, der fast zu ihrem Tod anhielt. Ernst Eggenschwiler hat einen literarischen Schatz zusammengetragen, dessen Auswertung viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Einen Grossteil der insgesamt 70 Ordner und 20 Kartonschachteln über Silja Walter und auch viele Originaldokumente wurden bereits zur fachmännischen Archivierung nach Einsiedeln überführt. Zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft entstand – motiviert und inspiriert durch den Briefwechsel mit Widmer-Schifferli und Eggenschwiler – das Spiel «Der Dornbusch blüht». Zu ihrem 80. Geburtstag wurde Silja Walter ebenfalls nach Dornach eingeladen. Schwester M. Hedwig OSB war stark mit dem Schwarzbubenland verbunden, nicht nur mit Dornach, sondern auch mit Mariastein. Sie schreibt: «Aber eine Süsse / schwebt hier, / der verschwendete Balsam / der Magdalena.» In der Ausstellung werden nicht nur Originalmanuskripte gezeigt, sondern auch Bilder der Malerin Silja Walter, deren Arbeitspensum und Lebenselan riesig waren.


Vielseitige Persönlichkeit


Silja Walter war die zweite von acht Töchtern des Verlegers, Schriftstellers und Nationalrates Otto Walter-Glutz. Ihr einziger Bruder Otto F. Walter hat ebenfalls als Schriftsteller Karriere gemacht. Nach dem Lehrerinnenseminar in Menzingen und dem Studium in Freiburg und Basel veröffentlichte sie 1944 ihre ersten Gedichte. Bei der Vernissage hielt Frau Dr. Ulrike Wolitz, die für die Gesamtausgabe verantwortlich zeichnet, die Einführung. Zur Finissage berichtet Ernst Eggenschwiler über seine persönlichen Begegnungen mit der grossartigen Persönlichkeit. Er ist auch Verfasser der ansprechenden Begleitbroschüre. Bei der Finissage wird die Sängerin Marion Ammann «Kalenderlieder» nach Texten von Silja Walter vortragen.

Ausstellung «100 Jahre Silja Walter», Heimatmuseum Schwarzbubenland, Dornach. Öffnungszeiten: Mittwoch, 17–19.30 Uhr; Samstag, 14–18 Uhr; Sonntag, 14–17.30 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 19. Mai.
5. Mai, 20.30 Uhr, Mauritiuskirche Dornach: Schauspiel «Der Engel» von Silja Walter (Theater 58).

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