Ein einfacher Platz für einen einfachen Mann
Der Dornacher Gemeinderat gibt grünes Licht für den Otto-Stich-Gedenkplatz. Ein bronzener Tabakbeutel und eine Pfeife sollen an den Altbundesrat erinnern, der sich gerne in Rauch hüllte.
Lukas Hausendorf
Otto Stich war das, was man gemeinhin als Charakterkopf bezeichnen würde. Und auf jeden Fall einer, der seinen Überzeugungen treu blieb. Bescheiden und bodenständig. So hat man den Altbundesrat in Dornach in Erinnerung. So soll er den Bewohnern des Dorfes, in dem er am 13. September 2012 im Alter von 85 Jahren verstarb, auch in Erinnerung bleiben. Als der Mann, der nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1987 auf hohe Gäste für das Festessen verzichtete und stattdessen den Dornacher Gemeinde- und Bürgerrat einlud. Als den sturen Mann, der auch dann noch jeden Morgen mit dem Bus an den Bahnhof fuhr und im Zug nach Bern reiste. Und als leidenschaftlichen Pfeifenraucher.
Ein Landschaftsarchitekt versuchte sich erfolglos an der Aufgabe, den Charakter des Otto Stich angemessen in einen Gedenkplatz zu übersetzen. Der Entwurf mit den Steinquadern und im Boden eingelassenen Lebenslinien fand zwar Gefallen an der Gemeindeversammlung – nur sprengte er das Kostendach von 85 000 Franken, das an selbiger Versammlung beschlossen wurde. Zum Glück vielleicht. Die Gestaltung war möglicherweise etwas zu kryptisch. Versuche des Gemeinderats, das Projekt runterzustutzen, scheiterten. Am Ende war niemand zufrieden. «Wir gaben dann der Baukommission den Auftrag, hier einen Ausweg zu finden, damit wir für Otto Stich ein ehrendes Andenken schaffen können», so Gemeindepräsident Christian Schlatter (FWD).
Tabakbeutel und Pfeife
Nachdem nun mehr als ein Jahr an Varianten herumgewerkelt worden war, die allesamt verworfen wurden, hat die Baukommission im ersten Anlauf einen mehrheitsfähigen Otto-Stich-Gedenkplatz entworfen. Gegenüber dem Lindenplatz an der Ecke Josefengasse/Unterdorfstrasse wird ein schlichter Ort zum Verweilen entstehen. Auf einer der drei Sitzbänke werden Tabakbeutel und Pfeife in Bronze gegossen zu liegen kommen. Eine Chiffre, die zweifelsohne mit Otto Stich in Verbindung gebracht wird, wie er den Dornachern in lebhafter Erinnerung geblieben ist.
Ein Wegweiser zeigt zu den wichtigsten Wirkungsstätten in Stichs Leben: Das Bundeshaus in Bern, das Dornacher Amtshaus oder den Coop Hauptsitz, wo er es bis zum Direktionsmitglied brachte. Umrahmt wird der Wegweiser von einer Pergola, die mit Rosen bestückt wird. Und ein Lindenbaum wird den Besuchern schatten spenden. Alles zusammen für weniger als 85 000 Franken.
Keine Raucherdebatte
Der Gemeinderat segnete das Projekt der Baukommission am Montag ohne Gegenstimme ab. Am 25. Juni wird es noch der Gemeindeversammlung vorgelegt. Debatten um angebliche Widersprüche mit der Schweizer Tabakpräventionspolitik sind im Dornacher Gemeinderat übrigens nicht entbrannt. Die «Schweiz am Sonntag» hatte in ihrer letzten Ausgabe etwas spitzfindig geschrieben, das Raucherdenkmal stehe quer in der Präventionslandschaft. «Wir erinnern uns an Stich, wie er war, und nicht, wie ihn die Schweiz gerne hätte», konterte der Präsident der Baukommission Urs Kilcher (FDP) diese Kritik.