Dornach plant seine Zukunft

Am 11. Juni stimmt die Dornacher Gemeindeversammlung über das räumliche Teilleitbild «Widen» ab. Das Areal, das auch die ehemalige Swissmetal umfasst, ist das wichtigste Entwicklungsgebiet der Gemeinde.

Vision: So könnte es im umgenutzten Areal Widen an der Birs einmal aussehen.  Visualisierung: ZVG
Vision: So könnte es im umgenutzten Areal Widen an der Birs einmal aussehen. Visualisierung: ZVG

Lukas Hausendorf

Ein Geschäft von einmaliger Bedeutung sei das räumliche Teilleitbild «Widen», sagte Gemeindepräsident Christian Schlatter eingangs der Gemeinderatssitzung vom Montag. Das Metalli-Areal, wie es von den Dornachern genannt wird, umfasst 127 000 Quadratmeter und ist damit die grösste Industriebrache Solothurns. Der gesamte Planungsperimeter dehnt sich gar auf 270 000 Quadratmeter aus. Es ist Dornachs wichtigste Planungszone und Impulsgeber für die Gemeindeentwicklung – auf Generationen hinaus. Im neuen Quartier sollen rund 1500 neue Einwohner und 800 Arbeitsplätze angesiedelt werden.

Worüber bestimmt die Gemeindeversammlung am 11. Juni?
Der Souverän kann mit seiner Zustimmung das räumliche Teilleitbild zum Areal «Widen» verabschieden. Darin sind zehn Leitsätze enthalten, welche die Stossrichtung für die künftige Arealentwicklung skizzieren. Diese sind für die Behörden verbindlich, regeln aber noch keine Details. Darin sind beispielsweise die angestrebte Mischnutzung, städtebauliche Vorgaben oder die Abstimmung der Entwicklungsetappen auf die Erschliessung mit Strassen und dem öffentlichen Verkehr verankert. Die Leitsätze bilden das Fundament für die Nutzungs-, die Erschliessungs- und die Gestaltungsplanung, welche dann für die konkrete Umsetzung nötig werden.

Wann kann mit der Umnutzung begonnen werden?
Vor 2017 werden wahrscheinlich noch keine Bagger in den «Widen» auffahren. Das Areal könnte zwar schon bis Ende Jahr verkauft werden. Das zumindest strebt Peter Rothenbühler, der Liquidator der Weidenareal Metall AG an. Die WAM AG besitzt alle Aktiven der ehemaligen Swissmetal Industries AG und verwertet diese im Interesse der über 1000 Gläubiger. Der chinesische Konzern Baoshida hat die Produktionsbetriebe der konkursiten Swissmetal übernommen und hat einen auf sechs Jahre befristeten Mietvertrag mit der WAM AG.

Der Konzern hat auch ein Kaufangebot für das ganze Areal eingereicht und würde ebenfalls eine gemischte Nutzung anstreben, wie das von der Gemeinde gewünscht und mit dem Leitbild verbindlich gemacht werden kann. Einer der darin enthaltenen Leitsätze sieht übrigens auch ausdrücklich Zwischennutzungen vor, wo immer die auf dem Areal während der Umgestaltung möglich sein werden.

Wie lange dauert es, bis das neue Quartier fertig ist?
Die von der Gemeinde beauftragten externen Raumplaner rechnen mit einer Fertigstellung oder vollständigen Inbetriebnahme des Areals im Zeitraum zwischen 2024 und 2035. Die Etappierung der baulichen Entwicklungsschritte ist im Wesentlichen auch von der Erschliessung abhängig. Hierbei spielen auch die heute schon virulenten Verkehrsprobleme in Dornachbrugg eine Rolle. Solange der H18-Anschluss in der Widen nicht realisiert werden kann, muss das neue Quartier an den bestehenden Zubringer angeschlossen werden, der heute schon überlastet ist.

Dafür sind Sofortmassnahmen nötig. Zumal der seit langem angestrebte Anschluss in den Widen und auch eine S-Bahn-Haltestelle Aepfelsee erst langfristig, also frühestens in zehn Jahren, realisiert werden.
Die Projekte sind abhängig von Bundesgeldern. Wegen des Neins zur teureren Autobahnvignette wurden mehrere Projekte im Agglomerationsprogramm zurückgestellt. Davon ist auch die H18 betroffen. Die neue Bahninfrastruktur-Finanzierung (FABI), von der auch die Station Aepfelsee profitieren wird, umfasst Projekte ab 2025.

Wie viel wird das kosten?
Die Gemeinde wird Millionen investieren müssen. Zum Beispiel in den Bau von zusätzlichem Schulraum, der nötig wird, wenn 1500 neue Einwohner angesiedelt werden. Auch die Verkehrsinfrastruktur ist nicht gratis zu haben. Experten rechnen mit einem Investitionsbedarf von rund 6,5 Millionen Franken. Zudem entstehen zusätzliche wiederkehrende Kosten in der Höhe von ca. 350 000 Franken pro Jahr. Aber die neuen Einwohner und das Gewerbe werden auch Steuererträge abliefern. Ein externer Finanzplaner schätzt das Potenzial auf rund 4 Millionen Franken pro Jahr. Dies wird die finanziellen Probleme der Gemeinde aber nicht lösen. Der Experte mahnte die Gemeinde, ihr strukturelles Defizit unabhängig davon anzupacken. Auf heutiger Basis wäre das stolze Eigenkapital Dornachs von 15 Millionen Franken nämlich bis 2024 aufgefressen.

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