Dilemma mit Zebrastreifen
Seit Jahren verschwinden in Dornach Fussgängerstreifen auf Geheiss des Kantons. Auch ein neuerliches Begehren von Anwohnern der Goetheanumstrasse musste abgewiesen werden.
Lukas Hausendorf
Früher oder später wird es hier Tote geben, wenn die Gemeinde nichts dagegen unternimmt», schrieb ein Anwohner der Goetheanumstrasse unlängst der Gemeinde. Kleinkinder und alte, gebrechliche Menschen seien gezwungen, bei suboptimalen Sichtverhältnissen die Strasse zu queren, um zur Bushaltestelle am Unteren Zielweg zu gelangen. Und wer dort talseitig auf den Bus wartet, hat nicht einmal ein Trottoir. Auch nicht, wenn die aktuell laufenden Strassensanierungsarbeiten abgeschlossen sind. Anwohner fordern deshalb von der Gemeinde im Bereich Goetheanumstrasse/Unterer Zielweg einen Fussgängerstreifen anzubringen und Tempo 30 auf der Strasse einzuführen. «Denn viele Autos und auch die Linienbusse fahren in einem viel zu hohen Tempo herunter», so der besorgte Anrainer und Familienvater.
Was zu schnell ist, scheint allerdings eine subjektive Einschätzung zu sein. Objektiv sind 50 Stundenkilometer erlaubt und daran hält sich die überwiegende Mehrheit. «Nur knapp ein Prozent fährt bis zu 70 Stundenkilometer schnell», erläuterte Roland Stadler (FDP), Präsident der Verkehrskommission, am Montag dem Gemeinderat. Solche Spitzen würden sogar in den 30er-Zonen gemessen.
Die Kommission kam zum Schluss, dass dem Begehren der Anwohner nicht entsprochen werden könne. Auch aus grundsätzlichen Überlegungen. So wolle man keine einzelnen Strassen, sondern gleich ganze Gebiete zu Tempo-30-Zonen machen. Darauf werde aus finanziellen Gründen im laufenden Jahr aber ohnehin verzichtet. Zudem sei das im Fall der Goetheanumstrasse auch problematisch, weil sie von einer Buslinie befahren wird. Die BLT pocht auf ihrem Streckennetz auf Tempo 50. Und für einen Fussgängerstreifen fehle schlicht die nötige Frequenz von 3000 bis 5000 Fahrzeugen am Tag, die der schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute vorgibt.
Grundsätzliches Problem mit Experten
Der Gemeinderat folgte zwar dem Antrag der Verkehrskommission, äusserte aber deutlich seinen Unmut über Kriterien für Zebrastreifen. «Wir können praktisch nirgendwo mehr Fussgängerstreifen markieren im gewachsenen Ortskern. Das stört mich im Grundsatz», so Ursula Kradolfer (FWD). So werde man vom Kanton dazu gedrängt, überall 30er-Zonen zu errichten. Stadler erinnerte auch an die letzte Fussgängerüberprüfung vor zehn Jahren. Diese hatte zum Ziel, Verbesserungen für die Passanten zu erwirken. Der Kanton belohnte das Engagement der Gemeinde aber damit, zahlreiche Fussgängerstreifen aufzuheben. Bei der Werbhollenstrasse konnte die Gemeinde dies aber jüngst rückgängig machen. Sturheit machte sich in diesem Fall bezahlt.