Die Nächte der Welt als ewiger Ostermorgen

Am Mittwoch, 23. April, fand in der Mauritiuskirche Dornach die eindrückliche Uraufführung von Robert Heebs «Kalenderliedern» nach Silja Walter statt.

Der Komponist und die Aufführenden: Robert Heeb, Marion Ammann und Marianne Lander (Sopran), Agnes Greiner (Alt), Meinert Rahn (Tenor), Tatjana Fuog (Orgel), Raphael Müller (Bass) (v. l.)  Foto: Thomas Brunnschweiler
Der Komponist und die Aufführenden: Robert Heeb, Marion Ammann und Marianne Lander (Sopran), Agnes Greiner (Alt), Meinert Rahn (Tenor), Tatjana Fuog (Orgel), Raphael Müller (Bass) (v. l.) Foto: Thomas Brunnschweiler

Drei Jahre nach ihrem Tod und genau an ihrem 95. Geburtstag bewirkte Silja Walter zwar keinen Ansturm auf die Kirche, aber der Andrang zur Uraufführung der «Kalenderlieder» war doch beachtlich. Auch Zuhörerinnen und Zuhörer von weiter weg liessen es sich nicht nehmen, dem Ereignis beizuwohnen. Silja Walter war Dornach seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts verbunden. Pfarrer Ernst Eggenschwiler liess Erinnerungen an die schreibende Ordensfrau aufleben, die unter anderem das Dornacher Mysteriendrama «Der Dornbusch blüht» geschrieben hat, das 1991 zur Aufführung kam. Er habe die Nonne aus Fahr in Erinnerung wie einen Vulkan, so Eggenschwiler, und durch sie habe er neue Welten «dahinter» entdeckt. Das «Dahinter» war der ständige Begleiter, Flucht- und Orientierungspunkt der lyrisch begabten Mystikerin, die im Kloster Schwester Maria Hedwig hiess.


Kalenderlieder von 2004 als Basis


Im Jahre 2004 schrieb Silja Walter Texte für den Klosterkalender der Benediktinergemeinschaften Kloster Fahr und Kloster Einsiedeln, der auch eindrückliche Fotos enthält, welche die Dichterin zum Anlass für ihre Lieder nahm. Auch in dieser spirituellen Gebrauchslyrik finden sich der magische Rhythmus und die paradoxale Redeweise der Dichterin. Zu Aschermittwoch etwa finden sich folgende Zeilen: «Doch mit Asche im Haar / läuft mein Sein / zum Staube / singend , / weil ich liebe und glaube, / auferstanden / zu Gott.»
Der Komponist Robert Heeb aus Allschwil hat es verstanden, diese Gedichte in eine gemässigt moderne Klangsprache zu überführen, die sich zwischen spirituellem Gesang und Volksliedton bewegt, die Texte nie überwältigt, sondern sie subtil wirken lässt. Die Theologin Ulrike Wolitz, die für die Edition des Gesamtwerks von Silja Walter zuständig ist, las zwischen den Liedteilen aus dem Werk der Dichterin, in deren fiebrigem Wortglanz alles Dogmatische verbrennen muss, wenn sie etwa zu Gott sagt: «Abwesenheit ist Dein Wesen», oder zum Menschen: «Du hast alles in dir.»


Denkwürdige Uraufführung


Die beiden Lieder zum Osterfeuer und zum Wallfahrtstanz in Einsiedeln interpretierte innig die Sopranistin Marion Ammann. Das Lied zur Kräutersegnung sang der Tenor Meinert Rahn. Marianne Lander, Agnes Greiner, Meinert Rahn und Raphael Müller, der für den erkrankten Romeo Bezzola eingesprungen war, sangen die Quartette homogen und einfühlsam. Tatjana Fuog begleitete an der Orgel und der Komponist dirigierte das Quartett. Der literarisch-musikalische Abend, dessen optischen Teil in Form einer Powerpoint-Präsentation Toni Bieri beisteuerte, klang bei einem Apéro im Pfarreisaal aus. Es wäre dem Werk von Robert Heeb zu gönnen, wenn es auch in Zürich aufgeführt und einem grösseren Publikum zugänglich gemacht würde.

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