«Die Glungge ist unverrückbarer Bestandteil des Freizeitangebots»
Die Dornacher und Dornacherinnen lassen sich die Erhaltung ihres Schwimmbads ein extra Steuerprozent kosten. Gemeindepräsident Christian Schlatter muss trotzdem noch eine Menge sparen.

Wochenblatt: Herr Schlatter, die Gemeindeversammlung hat die vom Gemeinderat verlangte Erhöhung des Steuerfusses überraschend um einen Prozentpunkt auf neu 96 Prozent überboten. Sind ihre Bürger verrückt geworden?
Christian Schlatter: Es war ein verrückter Budgetprozess, das auf jeden Fall. Begonnen hatte er mit der Rückweisung des Budgets 2014 im Dezember, was den Gemeinderat in eine erneute Debatte gezwungen hatte. Die beantragte Schliessung des Schwimmbads Dornach war dann vielleicht wirklich eine verrückte Idee. Da unser Spielraum eng ist und damit ein beträchtlicher Betrag hätte eingespart werden können, hielten wird das für eine zumutbare Massnahme.
Die klare Ablehnung dieser Massnahme an der Gemeindeversammlung hat dann aber aus der verrückten Idee eine unrealisierbare und damit die «Glungge» zu einem unverrückbaren Bestandteil des Dornacher Freizeitangebots gemacht. Die klare Ablehnung der Schliessung durch die Stimmberechtigten hatte damit zunächst zu einer weiter auseinandergerückten Lücke zwischen Aufwand und Erträgen geführt. Diese Lücke wurde dann aber durch den Antrag, die Steuern um ein weiteres Steuerprozent zu erhöhen, wieder ins richtige Licht gerückt. Und die unverrückbaren Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gemeindeversammlung sind dieser Argumentation konsequent und überzeugt gefolgt. Wahrlich ein verrückter Verlauf, den sich der Gemeinderat und ich wiederum nicht vorzustellen wagten.
Trotz Steuererhöhung belastet die Gemeinde nach wie vor ein strukturelles Defizit von rund einer Million Franken. Sie kommen also nicht ums Sparen herum. Wo setzen Sie den Hebel an?
Christian Schlatter: Das ist ganz richtig und wird von uns auch sehr ernst genommen. Der Antrag des Gemeinderats auf eine Steuererhöhung basiert demnach auch genau auf diesen beiden Hebeln, die uns finanzpolitisch zur Verfügung stehen. Einnahmen werden erhöht und Ausgaben müssen weiter gesenkt werden, damit wir unser Ziel – nämlich mittelfristig ein ausgeglichenes Resultat präsentieren – erreichen können. Wir haben uns bereits Gedanken dazu gemacht und werden Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen verfolgen.
Wir werden die von der Gemeindeverwaltung erbrachten Leistungen überprüfen: Können und wollen wir uns die Infrastruktur etwa im Bereich Sportanlagen so noch leisten? Welche weiteren Gemeindeaufgaben können wir allenfalls anders organisieren? Auch werden wir ein Augenmerk auf die Effizienz werfen und Verwaltungsabläufe und Organisation überdenken. Dies sind alles laufende Arbeiten im Rahmen der erwähnten Aufgabenüberprüfung. Auch im Bereich Soziales ist einiges bereits aufgegleist, etwa die Umsetzung der Reorganisation der Sozialregion. Damit wollen wir unter anderem eine effiziente Fallbearbeitung erreichen. Und schliesslich wollen wir auch zukunftsfähige Entwicklungen ermöglichen, von deren Auswirkungen wir uns auch positive Impulse auf die Finanzlage erhoffen. Dazu zählen wir die Planung auf dem Areal der ehemaligen Swissmetal oder die Umsetzung des Kindertagesbetreuungskonzepts.
Wann rechnen Sie, kommt Dornach wieder in die schwarzen Zahlen?
Christian Schlatter: Wenn wir die Entwicklungen aus dem Finanzplan auch so umsetzen können, dann dürfte das 2019/2020 der Fall sein. Der nun laufend zu überarbeitende Finanzplan wird uns als Instrument dienen, um auf Kurs zu bleiben. Wir müssen uns klar darüber sein, dass gewisse Entwicklungen mit möglicherweise grossen finanziellen Auswirkungen auf die Gemeinde noch nicht richtig bezifferbar sind. Ich denke da etwa an die Pensionskassensanierung, den H18-Zubringer oder die S-Bahnstation Öpfelsee.
Dürfen die Einwohner dann wieder mit einer Steuersenkung rechnen oder kommt zuerst die Umsetzung des Kintertagesbetreuungskonzepts?
Christian Schlatter: Grundsätzlich sind wir uns im Gemeinderat einig, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Hand ist, auf Vorrat Steuergelder einzuziehen und Eigenkapital aufzubauen. Wir werden dies vertiefend diskutieren und im Rahmen der Finanzstrategie versuchen festzuhalten. Da wir erst am Anfang sind, kann ich dazu noch keine klaren Aussagen machen.