Die dunkle Seite des Bahnhofs
Der Umsteigeknoten Dornach-Arlesheim hat sich auch für das Gewerbe zu einem attraktiven Standort entwickelt. Allerdings nur im Westen. Auf der Ost-Seite des Bahnhofs fühlt man sich vernachlässigt.

Lukas Hausendorf
Ein grosszügiger Platz mit stilvoll überdachtem Busterminal, Tram- und Zuganbindung und ganz viel Laufkundschaft. Der Bahnhof Dornach-Arlesheim ist wahrlich eine Prime-Site, ganz besonders für Gewerbetreibende, die sich zahlreich hier niederlassen. So auch die Saner Apotheke mit 365-Tage-Betrieb und grossem Angebot an Komplementärmedizin. Auf der anderen Seite des Bahnhofs steht seit 20 Jahren die Paracelsus Apotheke, ebenfalls Spezialistin für natürliche Heilmittel, die sich just in Dornach guter Nachfrage erfreuen dürften. An der Konkurrenz stört man sich nicht.
Der erhöhte Blutdruck von Paracelsus-Geschäftsführerin Lisa Runyon rührt denn auch nicht vom wirtschaflichen Wettbewerb her, sondern von einer für sie nachteiligen Begleiterscheinung. Infolge des zugezogenen Konkurrenten auf der anderen Seite der Geleise, musste nämlich der Wegweiser zu ihrer Apotheke am Amthauskreisel entfernt werden. Nachdem er dort 20 Jahre lang unbewilligt stand, ohne dass sich jemand daran gestört hätte. Aber eben unbewilligt. Die Saner Apotheke wurde wegen des Schilds bei der Gemeinde vorstellig, weil der Wegweiser ihrer Ansicht nach die Realität nicht mehr richtig abbilde.
Wer die Notfallapotheke suche, werde nicht richtig orientiert, wurde bemängelt. Ein Antrag auf Demontage wurde aber nicht gestellt, wie Geschäftsführer Bruno Steiger betont. Trotzdem konnte die Gemeinde nicht anders, denn auf einer Kantonsstrasse kann sie Wegweiser für Private nicht zulassen. Das versteht die Paracelsus-Apothekerin natürlich. Das Schild war denn auch nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
«Vergammelter Osten»
Die Ostseite des Bahnhofs klagt, Runyon, sei völlig vernachlässigt worden. In der Tat ist es ein wenig wie bei der Bundesrepublik und der damaligen DDR. Uringeruch in der Unterführung, ein gammliger, verklebter Veloständer, keine Strassenlaternen, die nachts die Allmend beleuchten würden und nicht einmal ein Mistkübel. Die Apothekerin hat aber nicht ewig auf den Staat gewartet und versucht den Problemen seit Jahren selbst Herrin zu werden. Einen Abfallkübel stellte sie selbst auf, Spots beleuchten den Vorplatz der Apotheke bei Nacht, Sitzbänke und Brunnen laden zum Verweilen ein. «Wir haben viel in diesen Platz investiert», sagt sie. Trotzdem sei es an der Zeit, dass sich die Gemeinde des geplagten Standorts mal annehmen würde. «Der Unterschied Bahnhof West und Ost ist für Dornach beschämend», so Lisa Runyon.
Besserung in Aussicht
«Es ist eine blöde Geschichte, ich verstehe die Frustration», sagt Dornachs Gemeindepräsident Christian Schlatter zur Situation am Bahnhof. Die Probleme seien ihm durchaus bewusst. Eine sofortige Beseitigung aller Missstände kann er natürlich nicht versprechen. Man wolle der Dame aber bei der Infrastruktur entgegenkommen, soweit das möglich ist. Zum Beispiel bei der Beleuchtung. Rüstet die Gemeinde auf LED um, solle die Bahnhofstrasse vorrangig zum Zug kommen. Auch beim Müllproblem zeichnet sich eine Lösung ab: Die Standorte der zurzeit 40 von der Gemeinde bewirtschafteten Kübel werden überprüft.